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© dpa

Zur Siegerehrung: Die Enkelin von Jesse Owens kommt zur Leichtathletik-WM

Ihr Großvater gewann viermal Gold bei Olympia 1936 – jetzt ehrt Marlene Dortch, die Enkelin von Jesse Owens, selbst die Gewinner bei der Leichtathletik-WM in Berlin.

Marlene Dortch muss nur den Namen ihres Großvaters erwähnen, schon öffnet sich ein Kapitel Sportgeschichte. Sie ist die Enkelin von Jesse Owens, den vier Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin zur Legende haben werden lassen. „Die Menschen in Deutschland wissen wirklich etwas von meinem Großvater, von den jüngsten bis zu den ältesten“, sagt die 45-Jährige. Das hat Marlene Dortch von ihrer Schwester erfahren, die schon vor einigen Jahren in Berlin war. „Sie hat sich gefühlt wie ein Rockstar, weil die Leute so aufgeregt waren, sie zu sehen.“

Wie viel Jesse Owens heute noch bedeutet, davon wird sich Marlene Dortch nun selbst überzeugen können, sie kommt in der nächsten Woche zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Es ist ihr erster Besuch in Berlin. Sie will nicht nur Spuren von ihrem Großvater finden, sondern auch eine besondere Verbindung pflegen, die mit der Familie des Weitspringers Luz Long. Gemeinsam mit dessen Sohn Kai Long wird Dortch den Siegern im Weitsprungwettbewerb der WM die Medaillen umhängen.

Angefangen hat diese Verbindung mit einem Hinweis zum Anlauf. Jesse Owens hatte sich mit seinen ersten beiden Versuchen im Weitsprungwettbewerb von 1936 nicht für das Finale qualifizieren können, sie waren beide ungültig. Luz Long riet ihm, seinen Anlauf zu verlängern. Owens hielt sich daran, und gewann vor Long die Goldmedaille. Darauf sollen sich die beiden angefreundet haben, einige Bilder aus diesen Tagen zeigen die beiden zusammen.

Owens hat Long nach den Spielen nie mehr gesehen, Long starb im Zweiten Weltkrieg. In einem Brief, den er Owens aus dem Krieg schickte, bat er ihn, seinem Sohn Karl von ihm zu erzählen, falls er den Krieg nicht überleben sollte. Owens starb 1980 mit 66 Jahren.

Die WM in Berlin ist der größte Leichtathletik-Wettkampf in Berlin seit den Olympischen Spielen 1936. Eine Fotoausstellung im „Haus des Deutschen Sports“ im Olympiapark erinnert bis Januar 2010 an Jesse Owens – und in der nächsten Woche der Auftritt seiner Enkelin. „Die Deutschen haben meine Familie immer so warmherzig aufgenommen, ich freue mich sehr auf eine wunderbare Zeit in Berlin“, sagt Marlene Dortch, die in Washington als Juristin arbeitet.

Ob Adolf Hitler ihrem Großvater gratuliert hat, dieses kleine historische Rätsel kann auch sie nicht lösen. „Er hat so viel Zeit damit verbracht, Interviews zu geben und anderen über seine Erlebnisse zu berichten, dass er bei uns immer nur unser Großvater war.“ Friedhard Teuffel

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