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Zurück auf den Hügel: Magath will Wolfsburg fit machen – auf seine Art

Obwohl bekannt ist, dass Magath freie Hand erhalten hat, klingt manches wie eine Drohung. Als gelte es ein Signal an all jene auszusenden, die noch nicht verinnerlicht haben, dass das System Magath nach Wolfsburg zurückgekehrt ist.

Vieles sah nach Inszenierung aus. Seinen grünen Pfefferminztee trank Felix Magath aus einer grünen Tasse mit grüner Untertasse, die ihm Mitarbeiter des VfB Stuttgart gereicht hatten. Grün ist nicht nur die Hoffnung, sondern auch der VfL Wolfsburg. „Heimgekehrt“, ja, das könne man sagen, meinte der Mann, ohne den der VfL in der Bundesliga offenbar nicht dauerhaft existieren kann und der erst vor vier Tagen aus Schalke kam. In der Stuttgarter Arena schrieb Magath schon vor dem 1:1 (1:0) gegen den VfB Autogramme und erklärte später, warum nur er die Niedersachsen retten kann.

Felix Magath weiß sich auch zu verteidigen. Ob am Mikrofon des Bezahlsenders „Sky“ oder später auf dem Podium bei der Pressekonferenz. Ob er sich als „Söldner“ fühle, wurde er gefragt. Magath lächelte – für Sekundenbruchteile. Dann antwortete er: „Im Gegensatz zu Spielern, die weg wollen, obwohl sie Vertrag haben, wollte ich nicht weg.“ Er sei von der Situation selbst überrumpelt worden. „Es blieb kein Spielraum für eine Pause“, sagte Magath, und die Begegnung in Stuttgart habe ihm gezeigt, „dass ich zu 100 Prozent in Wolfsburg gebraucht werde“.

Mit scharfen Worten kritisierte Magath den desolaten körperlichen Zustand, in dem sich seine Mannschaft befinde. Das werde sich bis zum nächsten Spiel gegen Eintracht Frankfurt ändern: „Normalerweise würde ich vier Monate brauchen, damit die Mannschaft da ist, wo ich sie haben will“, so Magath, „jetzt haben wir zehn Tage“. Der 57-Jährige warf seinen Vorgängern indirekt vor, die Fitness des Kaders vernachlässigt zu haben: „Ich kann bald sagen, warum die Mannschaft in einem derart schlechten Zustand ist.“

Man kann sich die Trainingspläne der kommenden Tage buchstäblich vorstellen, und Magath selbst scheint vergnügt zu registrieren, dass schon wieder über Medizinbälle und den „Hügel der Leiden“ neben dem Wolfsburger Trainingsplatz geschrieben wird, jene von Magath selbst initiierte Erdanhäufung mit Treppen und Sprintrampen. Manchmal trat in den Hintergrund, ob es derzeit mehr darum geht, den vom Abstieg bedrohten VfL zu retten oder dem ehemaligen Arbeitgeber Schalke nachzuweisen, dass es sehr wohl läuft, wenn man ihn nur ungestört machen lässt. Er mache sich „ernsthaft Sorgen“, sagte Magath, wechselte in der Folge jedoch auch ständig seine Standpunkte. Einmal war er nicht umfassend sicher, dass der Klassenerhalt gelingt, dann wiederum legte er sich fest, „das Problem zu lösen“ und in den „Griff zu bekommen“.

Alle anderen Wolfsburger mühten sich, den Ausgleich in der 94. Minute durch Niedermeier nach zuvor zahlreichen eigenen Chancen nicht als Rückschlag zu werten, sondern als positives Aufbruchsignal. „Dieses 1:1 ist kein Rückschlag. Es war eine Mannschaft auf dem Platz, die gekämpft hat. Auf diesem Punkt können wir aufbauen“, sagte Sascha Riether. Für Marcel Schäfer war es ein „kleiner Schritt, obwohl wir uns einen größeren erhofft hatten“. Über die nahe Zukunft machte sich Riether keine Illusionen: „Es werden zehn harte Tage.“

Obwohl bekannt ist, dass Magath freie Hand vom Klub erhalten hat, klang manches wie eine Drohung. Fortan könne er sich auch um Dinge im Umfeld der Mannschaft kümmern. Da werde es demnächst Entscheidungen geben, kündigte er an, als gelte es ein Signal an all jene auszusenden, die noch nicht verinnerlicht haben, dass das System Magath wieder nach Wolfsburg zurückgekehrt ist. „Wir müssen den Abstiegskampf annehmen, in Stuttgart haben wir das nicht getan“, sagte Magath.

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