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Unzufriedener Rechner: Pal Dardai glaubt, dass Hertha BSC noch drei Punkte zum Klassenverbleib braucht.

© dpa

Zurück im Abstiegskampf: Sausen im Frack bei Hertha BSC

Vier sieglose Spiele in Folge haben Hertha BSC wieder in die Nähe des Abstiegs gebracht. Einen Sieg brauchen die Berliner wohl noch zum Klassenerhalt. Je länger es damit dauert, desto wackeliger wird das Gebilde.

Eigentlich wollte Pal Dardai gar nicht mehr viel erzählen nach dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach. Hertha BSC hatte das sonntägliche Heimspiel gegen den Champions-League-Aspiranten vom Niederrhein mit 1:2 verloren und der Trainer der Berliner stimmte der Spielanalyse seines Gladbacher Kollegen Lucien Favre zu. Dieser hatte von einem harten Stück Arbeit gesprochen, aber auch einem letztlich verdienten Sieg seiner Mannschaft. Dardai nickte: „Der Gegner war besser, aber nicht viel“, sagte der 39 Jahre alte Ungar, „sie spielen demnächst Champions League und wir müssen uns noch qualifizieren, die Liga zu halten.“

Es ist ein gefühlt ewiger Kampf. Und ein neuerdings wieder um so heftigerer. Oder anders ausgedrückt: Der Abstiegskampf hat Hertha wieder. Zwischenzeitlich hatten sich die Berliner mit ein paar respektablen Resultaten gegen Mannschaften wie Augsburg, Hamburg und Paderborn etwas abgesetzt von der akuten Gefahrenzone, doch nach zuletzt vier sieglosen Spielen hintereinander bei gleichzeitigen Punktgewinnen der in der Tabelle noch hinter Hertha positionierten Mannschaften, kriegen die Berliner wieder kalte Füße.

Das große Rutschen hat dabei zu einer Zeit angefangen, in der nicht wenige glaubten, Hertha hätte genug Boden gutgemacht. Doch spätestens die Unentschieden gegen schlagbare Mitstreiter wie Hannover und den 1. FC Köln haben den Ernst der Lage für die Berliner übertüncht. Die Phase zwischen dem 30. und 32. Spieltag bescherte Hertha dann happige Gegnerschaft, wie den FC Bayern (0:1), Mönchengladbach (1:2) und am kommenden Samstag den Pokalfinalisten Borussia Dortmund.

Hertha ist kein Mentalitätsmonster

Erschwerend für die Berliner kommt hinzu, dass die bis vor zwei Wochen schwächelnden Abstiegskandidaten plötzlich kämpfen und gewinnen, wie Paderborn und Hamburg, die aus den beiden vergangenen Spielen vier beziehungsweise sechs Punkte geholt haben. Im selben Zeitraum holte Hertha null Punkte; selbst die aktuell letzten drei der Tabelle, Freiburg, Hannover und Stuttgart, holten jeweils einen Punkt. Und so ist – drei Spieltage vor dem Saisonende – der Abstand auf einen direkten Abstiegsplatz aus Sicht der Berliner auf vier Punkte abgeschmolzen. „Nach meiner Rechnung fehlen noch drei Punkte“, sagte Pal Dardai. „Zittern sollen die Fans nicht, einmal müssen wir noch gewinnen.“ Vor dem Spiel gegen Gladbach hatte Herthas Trainer von vier Matchbällen gesprochen, „jetzt haben wir noch drei Matchbälle“.

Was soll er auch sagen? Die Aussichten der Berliner sind nach wie vor intakt, doch ein Spiel müsste noch gewonnen werden. Nur wann wird das sein? Je länger es damit dauert, desto wackeliger wird das Gebilde. Hertha ist alles andere als ein Mentalitätsmonster. Es brauchte ein ziemliches Weilchen, ehe Dardai, der das Amt Anfang Februar von Jos Luhukay übernahm, die allgemeine Verunsicherung aus der Mannschaft vertrieben hatte. Langsam schleicht sie sich wieder ein.

Angefressen reagierte beispielsweise Sebastian Langkamp. Herthas Abwehrchef, der verlässlich spielte, fasste seinen ganzen persönlichen Ärger über die Niederlage in wenige Sätze. Das Glück hätte man schon in der ersten Halbzeit aufgebraucht, doch vor allem die „Art und Weise“, wie Hertha das zweite Gegentor fünf Minuten vor dem Abpfiff bekommen habe, gehe nicht. „Nach einem Ballverlust in der Offensivbewegung kriegen wir fünf Spieler nicht hinter den Ball, obwohl wir zwei Minuten zuvor eine ähnliche Situation hatten“, sagte Langkamp. „Das ist in unserer Lage einfach fahrlässig.“

Offensiv überzeugt nur Stocker

Vor allem, weil nach vorn nicht wirklich etwas geht bei den Berlinern. Einzig Valentin Stocker hat etwas Überraschendes wie Zwingendes in seinem Spiel. Der 26 Jahre alte Schweizer war an acht der letzten elf Hertha-Tore direkt beteiligt, drei hat er selbst erzielt, wie jetzt gegen Gladbach, fünf Tore hat er vorbereitet. Doch nur ein Spieler dieser Qualität ist ein bisschen wenig im Kampf gegen den Abstieg.

Und dieser Kampf ist gerade auch physisch ein kräftezehrender für eine Mannschaft wie Hertha, die auf Grund mangelder fußballerischer Güte im Personal meist weniger Ballbesitz hat als der Gegner, dem Geschehen also mehrheitlich hinterherlaufen muss. So ist Hertha am Sonntag drei Kilometer mehr gelaufen als Gladbach und das bei einem Ballbesitz von 28:72 Prozent.

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