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Sport: Zurück in den Schatten (Kommentar)

Es war am 10. November 1998, als Rainer Bonhof sich selbst untreu wurde.

Es war am 10. November 1998, als Rainer Bonhof sich selbst untreu wurde. Bis dahin war er mit der Taktik, im Schatten anderer zu werkeln, stets gut gefahren. 1974 zum Beispiel, als jüngster Spieler einer Weltmeistermannschaft, in der die Verantwortung bei Spielern wie Beckenbauer, Breitner oder Overath lag. Oder bei Borussia Mönchengladbach, wo es für Bonhof immerhin zu vier Deutschen Meisterschaften, einem DFB-Pokal- und einem Uefa-Pokalsieg langte. Dort gaben Günter Netzer oder Jupp Heynckes den Ton an. Später durfte er schon mehr sagen, als Nachwuchstrainer beim DFB und Kotrainer seines Freundes und Bundestrainers Berti Vogts. Und zwar in der Halbzeitpause, wenn Waldemar Hartmann ihm das Mikrofon unter die Nase klemmte. Dann hörte man ihn Sätze sprechen wie: "Wir nehmen jetzt den Heinrich raus, der hat eine Zerrung."

Doch dann kam der 10. November 1998, und Rainer Bonhof trat erstmals aus dem Schatten der anderen hinaus. Alleine und verantwortlich sollte Rainer Bonhof als Trainer die Geschicke von Borussia Mönchengladbach lenken. Das war nicht einfach, denn zuvor waren dort in nur 15 Monaten die Kollegen Bongartz, Meier und Rausch gescheitert. Zudem war der Traditionsklub Letzter der Ersten Bundesliga, und Präsident Wilfried Jacobs machte durch seine Personalentscheidungen nicht den Eindruck, als sei ihm der Ernst der Lage bewusst. Bonhof führte Halsbonbons und Obstkörbe ein, doch es nützte nichts mehr. Es folgten: Abstieg, 2:8 Tore und null Punkte, letzter Platz in Liga zwei. Am Dienstagmorgen bat Bonhof um die Auflösung seines Vertrages. Nun ist er sich wieder treu.

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