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Sport: Zurück in der alten Welt

Die Hockey-Olympiasiegerinnen und der Alltag

Berlin - Das deutsche Hockey kann sich derzeit gar nicht retten vor guten Nachrichten. Die Männer haben bei den Olympischen Spielen die Bronzemedaille geholt, die Frauen sogar Gold, der Hockeybund (DHB) ist bei der Suche nach einem Hauptsponsor fündig geworden, in Mönchengladbach hat der Bau eines nationalen Hockeystadions begonnen, und die Olympioniken erfreuen sich immer noch ihrer ungewohnten Popularität: Erst vor einer Woche ist Bundestrainer Markus Weise mit seiner Freundin, der Nationalspielerin Fanny Rinne, bei Jörg Pilawa in „Pisa – Der Geschlechterkampf“ zu Gast gewesen. „Das war eine andere Welt“, sagt Weise über seinen Ausflug in die große Samstagabend-Unterhaltung.

Seine Spielerinnen haben seit Athen ähnliche Erfahrungen gemacht. Sehr ähnliche zum Teil. Natascha Keller vom Berliner HC durfte den Berlin-Marathon starten, Marion Rodewald, Kapitän der Nationalmannschaft, den Marathon in Köln. Die Spielerinnen sind rumgereicht worden, von Sportereignis zu Sportereignis, von Fernsehshow zu Fernsehshow, von Ehrung zu Ehrung, ein Ende ist nicht abzusehen. „Das ist ja das Schöne: dass das nicht gleich verpufft“, sagt Rodewald.

Trotzdem ist die Rückkehr in die alte Welt für die Nationalspielerinnen bereits absehbar. Auch sportlich. Anfang November reisen sie zur Champions Trophy nach Argentinien. Bundestrainer Weise glaubt, „dass wir da wieder ein bisschen eingenordet werden“. Noch aber sind sie „Die Olympiasiegerinnen von Athen“. So steht es auf den Plakaten, die für ihr Länderspiel gegen England werben (heute, 14 Uhr, bei den Zehlendorfer Wespen, Lloyd-G.-Wells-Straße). Für Weise und seine Mannschaft ist es der erste sportliche Auftritt seit dem Finale von Athen, und Bernd Rannoch, Sportlicher Leiter der Wespen, rechnet mit 1000 bis 1300 Zuschauern, „wenn das Wetter gut wird“.

Es ist immer das Gleiche: Von jedem internationalen Erfolg der Nationalmannschaften erwartet der DHB einen Aufschwung für seine Sportart, doch die erfreuliche Entwicklung der Nationalteams ist von der Entwicklung der Vereine nahezu abgekoppelt. „Olympia hat uns eine überragende Aufmerksamkeit beschert“, sagt der DHB-Präsident Christoph Wüterich. „In der Bundesliga merkt man das leider nicht so sehr“, sagt Natascha Keller. Wenn zu den Spielen ihres BHC 300 Zuschauer kommen, ist das schon viel.

Bernd Rannoch von den Zehlendorfer Wespen schätzt, dass es in Berlin etwa 1500 Hockey-Interessierte gibt. Nicht mal die werden heute alle zum Länderspiel kommen. Das liegt daran, dass zeitgleich die BHC-Männer spielen und bei den Jugendlichen die Zwischenrunde zur deutschen Meisterschaft ausgetragen wird. „Hausgemachte Probleme“, sagt Bundestrainer Markus Weise. „Aber die kriegst du nicht so einfach von der Backe.“

Nicht mal als Olympiasieger.

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