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Zurück zu Bayern: Toni Kroos: Ein Abschied, der weh tut

Toni Kroos muss Bayer Leverkusen schon nach dieser Saison wieder verlassen – die Bayern planen bereits mit ihm.

Was Jupp Heynckes, der Trainer von Bayer 04 Leverkusen, sich da anhören musste, gefiel ihm gar nicht. Auf der Pressekonferenz nach dem 1:1 gegen den FC Bayern sprach sein Münchner Kollege Louis van Gaal am Sonnabend ausführlich über Henyckes’ 20-jährigen Musterschüler Toni Kross. Es sei beschlossen, sagte der Niederländer, dass der an Leverkusen ausgeliehene Jungprofi am Saisonende nach München zurückkehren werde. „Ich plane mit ihm“, verkündete van Gaal. Am Montag werde er sich persönlich mit Kroos über das Thema unterhalten. Heynckes sagte dazu nichts, sein finsterer Blick sprach jedoch Bände. Der Bayer-Coach hält gar nichts davon, Kroos, der bei den Bayern einen bis 2012 gültigen Vertrag hat, schon jetzt wieder nach München zu schicken. Noch ein Jahr in Leverkusen solle man ihm bitte gönnen, sagte der 64-Jährige in den vergangenen Wochen immer wieder. Auch Sportdirektor Rudi Völler tat alles, um die Münchner umzustimmen. Vergeblich. „Da sind die Würfel gefallen, für uns hat die ganze Zeit festgestanden, dass Toni wiederkommt. Es war nur ein Ausleihgeschäft“, sagt Münchens Sportdirektor Christian Nerlinger.

Ein besseres Geschäft haben die Bayern selten gemacht. Vor anderthalb Jahren ging Kroos nach Leverkusen – frustriert, da ihn der damalige Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann kaum eingesetzt hatte, wenig mit ihm sprach und ihn oft gar auf der Tribüne schmoren ließ. Nun bekommen sie einen Spieler zurück, der in seiner Entwicklung deutlich weiter ist. In der Saison mit Heynckes durfte Kroos nun schon in 29 von 30 Ligaspielen auf den Platz. Und er dankte es seinem Trainer. Der Mittelfeldmann ist athletischer geworden, selbstbewusster, inzwischen arbeitet er sogar in der Defensive mit. Im März gab er in der Partie gegen Argentinien sein Debüt in der A-Nationalmannschaft und wahrscheinlich wird Bundestrainer Joachim Löw ihn mit zur WM nach Südafrika nehmen. Beim 1:1 in der Bundesliga-Partie gegen die Bayern war Kroos am Samstag neben dem Leverkusener Torschützen Arturo Vidal wieder einmal der beste Mann im Bayer-Team. Zwar ist er weiterhin nicht der allerschnellste, dafür aber glänzt er mit Übersicht, Spielverständnis und wunderschönen Pässen. Neun Tore und acht Vorlagen stehen für Kroos in dieser Spielzeit bereits zu Buche. Wie hätten die Bayern dieser Verlockung widerstehen können?

Van Gaal hat Kroos bereits imaginär in seine neue Mannschaft integriert. Er will ihn im zentralen Mittelfeld auf der Spielmacherposition einsetzen. „Ich finde, dass er eine Zehnerposition spielen kann, und deswegen will ich, dass er zu uns kommt“, erklärte der Niederländer. In Leverkusen spielte Kroos in dieser Saison zwar meistens auf der linken Außenbahn. Doch dort zelebriert bei den Münchnern Franck Ribéry, den sie unbedingt zu einer Vertragsverlängerung bewegen wollen, seine schnellen Dribblings. Kroos könnte künftig also den Franzosen mit schönen Pässen bedienen. Dennoch wirkte er selbst am Samstagabend nicht begeistert von den neuen Perspektiven. „Wenn es so ist, dann gehe ich wohl nach München“, sagte er, „vorher will ich aber noch vier gute Spiele für Bayer machen.“

Ihm wird der Abschied weh tun. Kroos, ein eher ruhiger Typ, hat in Leverkusen eine Heimat gefunden. Er ist nicht zuletzt deshalb so aufgeblüht, weil er sich gut aufgehoben und verstanden fühlte. Das Bayer-Team ist ein sehr junges, in das sich Kroos mühelos integrierte, er fand viele Freunde in seinem Alter und mit Heynckes einen Trainer, der die Jugend versteht. „Toni hat das Zeug zu einem Weltklassespieler“, meint Heynckes. Voraussetzung dafür sei aber, dass er weiter viel Spielpraxis erhalte. Im Idealfall erhören die Bayern Heynckes zumindest in diesem Punkt.

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