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Traumpferd. Für Dressurreiterin Helen Langehanenberg ist ihr Hengst Damon Hill „der Beste“. Heute steht für das Duo die Kür im Grand Prix Special auf dem Programm.Foto: dpa

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Sport: Zurück zu Gold

Die deutschen Dressurreiter bestehen beim CHIO in Aachen die EM-Probe.

Aachen - Den freundschaftlichen Klaps auf den Hals von Damon Hill gab es auch nach dem Aachener Grand Prix Special wieder. Dass der Vorzeigehengst von Helen Langehanenberg zur Abwechslung mal nicht blind gehorchte, sondern es bei der Linkspirouette ein bisschen zu eilig hatte und bei der ersten Piaffe zusammen mit seiner Reiterin keinen gleitenden Einstieg hinbekam – so etwas kann die gewohnten Streicheleinheiten der Pferdefreundin aus dem Münsterland nicht verhindern. „Er ist mein absolutes Traumpferd“, erklärte die 31-Jährige einmal mehr: „Für mich ist er der Beste.“

Das beste Paar waren Langehanenberg und Damon Hill auch am Samstag wieder, am heutigen Sonntag nun steht in der Soers im Grand Prix Special die Kür auf dem Programm. Die schärfsten Konkurrenten aus den Niederlanden und aus Großbritannien sind in Aachen allerdings nicht dabei, deshalb dürften kleine Patzer wie die gestrigen beim Saisonhöhepunkt, der EM im August im dänischen Herning, folgenreicher sein. Monica Theodorescu jedoch sieht keinen Grund zur Besorgnis. Für die neue Bundestrainerin stand schon vor den Wettbewerben in der Kaiserstadt fest: „Unser Ziel für die EM ist natürlich Gold.“

Bei den Olympischen Spielen in London endete für die deutsche Mannschaft zwar die phänomenale Gold-Serie, die 1976 in Montreal begonnen hatte. Doch als die Silbermedaillen im Teamwettbewerb um die Hälse der deutschen Olympia-Neulinge Langehanenberg, Kristina Sprehe und Dorothee Schneider baumelten, blickte man rundum in glückliche Gesichter. Im Zuge des Generationenwechsels wurde die gerissene Siegesserie zum Randaspekt – denn die eigentliche Botschaft war: Deutschland ist in der Dressur, wo Erfahrung und Routine besonders wichtig sind, auch mit der jungen Garde weiter vorne mit dabei.

Nach der Übergangszeit unter Vorgänger Jonny Hilberath, der die Arbeit des im April 2012 verstorbenen Holger Schmezer bis zu den Spielen weitergeführt hatte, übernahm Monica Theodorescu ein gut bestelltes Feld. Seit neun Monaten ist die gebürtige Westfälin mit rumänischen Wurzeln Chefin der deutschen Dressurreiter. Die 50-Jährige, in Seoul, Barcelona und Atlanta selbst Olympiasiegerin mit der deutschen Mannschaft, gilt als bestens geeignet für den Job der Bundestrainerin. Und sie ist dabei, mit Deutschlands Dressurreitern nach einer vorübergehenden Durststrecke eine neue Erfolgsgeschichte zu schreiben.

„Wir können doch noch gewinnen“, strahlte Theodorescu schon Ende April in Göteborg, als Helen Langehanenberg nach fünfjähriger deutscher Flaute erstmals wieder beim Weltcup-Finale der Dressurreiter triumphiert hatte. Bei den deutschen Meisterschaften Anfang Juni in Balve siegte sie mit Damon Hill erneut – und darf sich auch deshalb in ihrer Linie eines bestimmten, aber partnerschaftlichen Umgangs mit Pferden bestätigt fühlen.

„Ein gewisses Maß an Konsequenz gehört sicher dazu. Aber ich denke, das Ganze geht auf einem absolut gewaltfreien Weg“, sagt Langehanenberg über ihren Stil in einer Branche, die immer wieder auch durch einen wenig tiergerechten Umgang mit den Pferden auffällt. Und den Weg von Deutschlands aktueller Dressurkönigin will auch die neue Bundestrainerin konsequent verfolgen. „Mir ist wichtig“, betont Theodorescu, „dass Pferde nicht mit Zwang geritten werden.“

Für die EM in knapp zwei Monaten sieht die gelernte Übersetzerin ihr Team, in dem das Fehlen von Matthias Rath und seinem Wunderpferd Totilas kaum ins Gewicht fällt, „sehr gut aufgestellt“. Neben Helen Langehanenberg, die am Donnerstag bereits den Grand Prix gewann, präsentierte sich am Samstag vor allem Isabell Werth mit Don Johnson in guter Verfassung. Hinter der Dänin Anna Kasprzak mit Donnperignon reihte sich die fünfmalige Olympiasiegerin auf Platz drei ein – und freute sich über ihr Pferd: „Seine Bockigkeit hat er diesmal auf dem Abreitplatz gelassen.“

Nicht ganz so rund lief es dagegen für Langehanenbergs Freundin Anabel Balkenhol. Nach ihren starken Leistungen im Grand Prix wurde die 41-Jährige im Special Fünfte, Fabienne Lütkemeier belegte Rang zehn. Andreas Morbach

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