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Sport: Zusammen auseinander

Der 1. FC Köln und Trainer Friedhelm Funkel trennen sich – in aller Freundschaft

Köln. Andreas Rettig erweckte den Eindruck, als berichte er über den Ausfall eines Spielers. Als ob sich Stürmer X einen Muskelfaserriss zugezogen hätte oder der Spieler Y am kommenden Samstag auf einer anderen Position spielen müsste. Dabei überbrachte der Manager des 1. FC Köln eine ganz andere, viel bedeutsamere Nachricht: Der Fußball-Bundesligist und Trainer Friedhelm Funkel trennen sich.

Manager Andreas Rettig legte Wert darauf, den Abgang von Funkel nicht als Rauswurf oder Entlassung, sondern als „Trennung im gegenseitigen Einvernehmen“ zu bezeichnen. Es ist der insgesamt vierte Trainerwechsel in der laufenden Bundesligasaison. Vormittags hatte sich Rettig mit Funkel und dem Vorstandsvorsitzenden Albert Caspers zusammengesetzt, erklärte Rettig. „Wir sind der Meinung, dass es besser ist, zu einer Veränderung zu kommen“, berichtet Rettig. Bei der Erörterung der Situation habe das Trio gemeinsam beschlossen, dass der Trainer aufgeben solle. Ein seltener Vorgang in der Bundesligageschichte: dass der Trainer sich selber mitentlässt und diese Entscheidung auch noch fröhlich verkündet.

Rettig führte die Drucksituation vor dem nächsten Heimspiel als Grund der Trennung an, zu schnell wäre sonst die Stimmung gekippt. Das klingt nebulös, besitzt gleichwohl einen konkreten Hintergrund. Nach der 1:4-Niederlage gegen Werder Bremen waren hunderte Fans an das Marathontor gekommen, hatten an den Stäben gerüttelt und die Mannschaft beschimpft. Die Heißblütigkeit der Fans ist gefürchtet, obwohl Rettig zuletzt seine Abscheu gegenüber allen Volksrufen gezeigt hatte.

Dass der FC unter Funkel in zehn Ligaspielen erst zwei Siege zu verzeichnen hatte und die Mannschaft zuletzt grausamen Fußball spielte, kam nicht zur Sprache. Vielmehr sagte Rettig: „Die Unzufriedenheit im Umfeld war zu groß.“ Auch seien Friedhelm Funkels Verdienste nicht gewürdigt worden. „Die Entscheidung ist mir emotional sehr schwer gefallen“, sagte der Manager.

Sogar die Boulevardmedien waren perplex. Nichts hatte auf die Trennung hingedeutet, auch das Vormittagstraining hatte Funkel noch geleitet. Überhaupt hatten sich die Kölner Medien nach der 0:2-Niederlage in dem „Schweinespiel“ (Kapitän Dirk Lottner) in Frankfurt sehr zurückgehalten. Ebenso nach dem schwachen 3:2-Sieg im Pokal bei den Amateuren des VfL Wolfsburg. Das spielerische Niveau der Mannschaft beim Oberligisten war jedoch erschreckend.

Gegen Hannover 96 wird nun der bisherige Assistenztrainer Jos Luhukay als Verantwortlicher auf der Bank sitzen, aber nur für dieses eine Spiel. Bereits am Sonntag möchte Rettig den neuen Trainer präsentieren, er soll Marcel Koller heißen. Seit Wochen wurde der Schweizer in Köln als Nachfolger von Friedhelm Funkel gehandelt. Er hatte zuletzt den Schweizer Meister Grashoppers Zürich trainiert und war nach einer Negativserie entlassen worden. Rettig bezeichnete ihn als Wunschkandidaten. „Wir versuchen ihn für den 1. FC Köln zu begeistern. Ich sehe positive Signale. Aber Signale sind nichts wert, solange wir keine Unterschrift von ihm haben“, sagte Rettig. Welcher Trainer auch immer Funkel nun beerbt, er wird die gleichen Probleme haben: Er wird einen Kader vorfinden, der spielerisch selten Bundesligareife zeigte und völlig verunsichert ist.

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