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© dpa

Zuschauer-Boom: Ein Ticket mit Sieggarantie

14 000 Fans sind bei Eisbären-Heimspielen normal – egal, wie der Gegner heißt. Das Team dankt es den Besuchern: Gegen Augburg feierte es schon den 17. Heimsieg in Folge.

Von Katrin Schulze

Berlin – Es ist noch nicht lange her, dass Billy Flynn von vielen belächelt worden ist. Nicht wenige hielten ihn für einen Phantasten, als er vor der vergangenen Saison sagte, dass „wir immer in einem ausverkauften Haus spielen wollen“. Gut ein Jahr später hat der Geschäftsführer der Eisbären seine Kritiker eines Besseren belehrt. Sein Eishockeyklub spielt in der neuen Großarena tatsächlich erstaunlich häufig vor vollbesetzten Rängen. Auch am Sonntag dröhnte bei der Partie gegen Augsburg wieder das Wort „ausverkauft“ durch die Hallenlautsprecher.

Ausverkauft. Das war die Arena schon in der vorigen Spielzeit sehr oft. Insgesamt 442 000 Menschen wollten da die Begegnungen der Eisbären in neuer Umgebung sehen – kein anderer Klub der Deutschen Eishockey-Liga kam auf diese Zahl. Und auch in dieser Saison sind bislang mindestens 14 000 Menschen pro Begegnung in die Arena gepilgert – 14 200 passen hinein. Kein Wunder, dass Geschäftsführer Flynn heute sagt: „Wir haben alle Skeptiker überzeugt und gezeigt, wie ein Klub von 4000 auf 14 000 Zuschauer wachsen kann.“

Bemerkenswert ist dieser Aufschwung schon. Galten die Eisbären in der Vergangenheit doch eher als Spartenverein, der seine Spiele vor einer eingeschworenen und für viele ebenso freakigen Gemeinde in einer alten Halle in Berlin-Hohenschönhausen austrug. Das Stammpublikum ist 2008 in die neue Moderne am Ostbahnhof mitgezogen, darüber hinaus haben die Eisbären viele neue Besucher angelockt.

Auf immerhin 40 Prozent schätzt der Verein mittlerweile den Anteil an Zuschauern aus dem Westteil der Stadt. Dazu kommen Besucher „aus allen Ecken des Bundeslands Brandenburg“, sagt Peter John Lee. Der Berliner Manager macht neben den Werbeaktionen auch einen anderen Effekt dafür verantwortlich: „Es spricht sich rum, was bei uns los ist, deshalb kommen immer wieder neue Leute.“ Der Klub dankt es ihnen: Am Sonntag feierte er unter ohrenbetäubendem Lärm den 17. Heimsieg in Folge. Im Januar 2009 erlebten die Berliner Zuschauer beim 2:4 gegen Duisburg vorerst zum letzten Mal eine Niederlage ihres Teams. „Du willst so viele Zuschauer nicht enttäuschen, darum sind wir bei Heimspielen besonders motiviert“, sagt Kapitän Steve Walker. Es scheint, als heizten sich Klub und Publikum gegenseitig an.

Das Prinzip Eisbären Berlin funktioniert nach dem Motto: Zuschauer für Erfolg. Und Erfolg für die Zuschauer. La-Ola-Wellen, Wechselgesänge und „Aufstehen, wenn ihr Eisbären seid“ gehören zum Standardprogramm. „So eine Atmosphäre gibt es in Nordamerika nur in den Play-offs“, sagt Stürmer Jeff Friesen, der vor der Saison mit einer Erfahrung von fast 1000 NHL-Spielen nach Berlin kam. Jubel und Spaß sind im Preis von Eisbären-Heimspielen inbegriffen, denn mit der Eintrittskarte erwirbt der Zuschauer quasi ein Ticket für einen Sieg.

Muss es verwundern, dass es für das Heimspiel am Freitag gegen die Frankfurt Lions nur noch Restkarten gibt?

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