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Sport: Zwei aus Rheda-Wiedenbrück Bei Schalke sind Präsident und Aufsichtsrat Freunde

Als Josef Schnusenberg seine erste Rede als Präsident des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 beendet hatte und zu seinem Stuhl auf dem Podium zurückgehen wollte, wurde er auf halber Strecke aufgehalten. Clemens Tönnies stürmte auf ihn zu und fiel dem verdutzt wirkenden Schnusenberg um den Hals.

Als Josef Schnusenberg seine erste Rede als Präsident des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 beendet hatte und zu seinem Stuhl auf dem Podium zurückgehen wollte, wurde er auf halber Strecke aufgehalten. Clemens Tönnies stürmte auf ihn zu und fiel dem verdutzt wirkenden Schnusenberg um den Hals. Tönnies, der Aufsichtsratsvorsitzende des Klubs, den die Mitgliederversammlung für die nächsten drei Jahre in seinem Amt bestätigte, konnte seine Freude nicht verbergen.

Zum einen hatte diese Zuneigungsbekundung ihren Grund wohl darin, dass beide Jugendfreunde sind und aus Rheda-Wiedenbrück stammen (Schnusenberg: „Ich bin zwar 16 Jahre älter als Clemens, aber wir kennen uns praktisch seit seiner Geburt.”). Zum anderen pflegen sie seit langer Zeit private geschäftliche Verbindungen. So unterhält Diplom-Finanzwirt Schnusenberg, der Gerhard Rehberg nach dessen fast 13-jähriger Amtszeit als Präsident ablöste, neben einer Steuerkanzlei in seiner Heimatstadt ein Büro in den Fleischwerken Tönnies und gilt als enger Vertrauter des Fleischproduzenten. Beide besetzen seit vergangenem Montag nun auch die einflussreichsten Positionen beim FC Schalke 04.

Der eine (Tönnies) muss den anderen (Schnusenberg) qua Amt überwachen. Den Einwand eines Mitglieds, Schnusenberg könne aufgrund dieser engen Verbandelung zu Tönnies und damit auch zum Aufsichtsrat das Amt des Präsidenten nicht annehmen, wischte der 66-Jährige verärgert vom Tisch. „Mich als Strohmann zu bezeichnen, ist eine Frechheit, ich fühle mich dadurch persönlich beleidigt”, sagte Schnusenberg. Dass diese Verbindung allerdings nicht auf allgemeine Gegenliebe stößt, sagt auch ein Insider: „Jetzt können sie sogar den Klub umbenennen, wenn sie wollen.“

Josef Schnusenberg ist seit 1994 Finanzchef des Klubs und stellvertretender Vorsitzender des Vorstands. „Zuvor hatte ich mit Schalke nichts am Hut“, sagt der Steuerfachmann. Doch die spät erwachte Leidenschaft habe ihn in all den Jahren angetrieben. So sieht er als seinen größten Erfolg den Bau der Arena sowie deren Finanzierung, die er mit der damals recht unbekannten, allerdings von Fachleuten auch als riskant beschriebenen Schechter-Anleihe in Höhe von 85 Millionen Euro realisiert hat. Im Klub gilt Schnusenberg seither als jemand, der Lösungen für Probleme findet – und dabei ungewöhnliche Wege geht. Als die Staatsanwaltschaft gegen Ex-Manager Rudi Assauer und Peter Peters wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung im Rahmen des Parkstadionverkaufs ermittelte, hatte Assauer mit einem Fingerzeig auf Schnusenbergs mögliche Mitverantwortung einst gewettert: „Ich habe mit Josef Schnusenberg gesprochen, der zahlt die Hälfte der Strafe.”

Auch der Sponsorenvertrag mit dem russischen Energieriesen Gasprom bereitet Schnusenberg keine moralischen Bedenken, ganz im Gegenteil. Der neue Präsident meint: „Man muss schon kritisch betrachten, was sich in Russland abspielt. Doch die Entwicklung dort geht langsam in die richtige Richtung.”

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