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Sport: Zwei Herthaner und kein taktisches Foul

BERLIN .Gestern früh auf einem Nebenplatz des Olympiastadions.

BERLIN .Gestern früh auf einem Nebenplatz des Olympiastadions.Herrlicher Sonnenschein, strahlende Gesichter bei den Hertha-Kickern.Auch das Nacherleben des Bundesliga-Hits in der schwer zu stürmenden Leverkusener BayArena verhalf zu guter Laune.Nur drei wirkten nicht glücklich: Kjetil Rekdal, Hendrik Herzog und Andreas Schmidt.

Dabei durfte Rekdal, der Libero und Mannschaftskapitän, nach seinem Wadenbeinbruch endlich wieder einmal auf den Rasen.Freilich nur für 54 Minuten.Er sei, sagt Trainer Jürgen Röber, nach der langen Zwangspause schon früh schlapp gewesen."War ich nicht", kontert Rekdal."Ich war sehr enttäuscht, daß ich runter mußte.Aber der Trainer entscheidet nun mal." Gestern, nach dem Training, gab es eine lange Aussprache zwischen dem Trainer und seinem Kapitän.Es schien, als habe Rekdal seinem Unmut Luft gemacht.

Herzog, der Manndecker, stand 19 Minuten länger auf dem Platz.Dann holte ihn nicht Röber runter, sondern schickte ihn Schiedsrichter Hartmut Strampe mit der Gelb-Roten Karte in die Kabine.Die Entscheidung sei vertretbar gewesen, sagt Herzog, der nun am Mittwoch im Duell mit den Wolfsburgern ("Ein Sechs-Punkte-Spiel") zuschauen muß.

Sein Abgang in Leverkusen war voller Frust.Den bekam ein Ordner zu spüren, "der mir irgendwie im Weg stand".Da hätten eben die Aggressionen raus gemußt.Aggressionen auch gegen seinen für Rekdal eingewechselten Mannschaftskollegen Andreas Schmidt: "Der hätte vorher ein taktisches Foul begehen müssen, damit ich Zé Roberto nicht so hart angehen mußte", monierte Herzog."Aber Schmidt ist eben ein sehr braver Typ." Das wiederum brachte Schmidt auf die Palme: "Ich kann das nicht mehr hören.Egal, wie ich mich verhalte, es ist immer falsch."

Das mit dem taktischen Foul ist so eine Sache.Laut Michael Preetz ("Man soll daraus keine Moralkiste machen") ist das im Profifußball nun mal gang und gäbe.Es wäre völlig richtig gewesen, wenn Schmidt den Leverkusener festgehalten hätte.Das sah auch Röber so.Der hatte schon auf der Pressekonferenz davon gesprochen, daß Schmidt ein taktisches Foul hätte begehen müssen.Als ihm zugetragen wurde, daß sein Gegenspieler Christoph Daum Anstoß an dieser Äußerung nahm, meinte Röber: "Auch Christoph würde einem Spieler immer raten, in gewissen Situationen so zu handeln." Mag sein, die Frage ist nur, ob man vor laufenden Kameras und Mikrofonen so argumentieren muß.Röber findet nichts Verwerfliches daran, wirft seinen Kritikern gar "pure Heuchelei" vor.

Ansonsten aber war er bester Laune.Dazu hatte er auch allen Grund.Sein taktisches Konzept, dem Drei-Mann-Sturm Hejduk, Kirsten und Zé Roberto mit den Manndeckern Eyjölfur Sverrisson, Hendrik Herzog und Dick van Burik zu begegnen, mit Rekdal als Libero hinter und bei Bedarf auch vor der Dreier-Abwehrkette, ging auf.Ganz auszuschalten sind solche Klassestürmer natürlich nicht.Daß Hertha sich durch den zweimaligen Rückstand nicht aus dem Konzept bringen ließ, spricht für das gestärkte Selbstbewußtsein, die größere Abgeklärtheit.Früher, sagt Röber, wäre seine Mannschaft in einem Auswärtsspiel bei einem Rückstand arg ins Hintertreffen geraten.Heute zeige es sich, daß Hertha nicht von ungefähr seit Wochen in den oberen Tabellenregionen stehe.

Das soll auch gegen die wiedererstarkten Wolfsburger, dann wohl wieder mit zwei Sturmspitzen, untermauert werden.Röber verspricht "Feuer unterm Dach".So redet einer, der sich der eigenen Stärke bewußt ist.Wer in Leverkusen so gegenhält, der darf es auch sein.

KLAUS ROCCA

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