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Fehlbar vom Punkt. Bremens Torsten Frings scheitert am Wolfsburger Torwart Diego Benaglio.Foto: AFP

© dapd

Sport: Zwei Höhepunkte und kein Tor

Der VfL Wolfsburg und Werder Bremen zeigen beim 0:0, wie man Elfmeter verschießen kann

Fußball ist manchmal eine seltsame Veranstaltung. Es gibt Spiele, da passiert eine Ewigkeit gar nichts, und dann knallt es in kürzester Zeit so oft wie in der Neujahrsnacht in Berlin-Neukölln. Die 30 000 Zuschauer in Wolfsburg haben gestern ein solches Spiel gesehen. 70 Minuten lang war die Partie zwischen dem VfL und Werder Bremen ein echter Langweiler, ehe es dank Deniz Aytekin doch noch aufregend wurde. Der Schiedsrichter gab innerhalb von drei Minuten zwei zweifelhafte Elfmeter. Doch erst scheiterte Werders Kapitän Torsten Frings an Wolfsburgs Torhüter Diego Benaglio, anschließend setzte Edin Dzeko den Ball mit Wucht übers Bremer Tor. Es war ein Sieg der Gerechtigkeit, denn mehr als ein 0:0 hatte diese flaue Begegnung auch nicht verdient.

„Es war kein tolles Spiel“, sagte Werders Sportdirektor Klaus Allofs. Gut zehn Minuten dauerte es, ehe dem früheren Bremer Diego die erste erinnerungswürdige Aktion gelang. Der Brasilianer zirkelte einen Freistoß über die Bremer Mauer, Tim Wiese aber parierte den Ball mit beiden Fäusten. Diego zeigte gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber die ganze Bandbreite seines Repertoires. Gute Pässe und gefährliche Abschlüsse gehören genauso dazu wie seine seltsamen Aussetzer. Nach einer halben Stunde nutzte er einen harmlosen Körperkontakt zu einem theatralischen Sturz, um – vergeblich – einen Elfmeter zu schinden, und wenig später wurde er wegen Meckerns von Aytekin verwarnt.

So kennen die Bremer Diego; die Frage ist, ob Diego die Bremer noch wiedererkennt. Die Mannschaft von Thomas Schaaf ist im Herbst 2010 immer noch auf der Suche nach ihrer Identität. Selbst ein 0:0 bei den ebenfalls kriselnden Wolfsburgern wird da schon als kleines Erfolgserlebnis gewertet. „Das war wieder ein kleiner Schritt“, sagte Allofs. „Obwohl wir auch einen großen hätten machen können.“ Zehn Sekunden vor Schluss kam Aaron Hunt im Wolfsburger Strafraum frei zum Schuss, doch Benaglio konnte den Ball mit dem Fuß abwehren.

Die Taktik der Bremer, ohne sieben verletzte Stammkräfte angereist, sah überfallartige Konter vor, so wie in der Anfangsphase, als der Ball über Marko Arnautovic und Aaron Hunt bei Philipp Bargfrede landete, dessen Schuss knapp am Pfosten vorbei ging. So schön war es nur selten, einzig Marko Arnautovic machte sich einmal um die ästhetische Note verdient. An der Strafraumgrenze überlupfte er seinen Gegenspieler, und obwohl der Ball sich schon der Auslinie näherte, schaffte es Arnautovic noch, Benaglio mit einem Schuss aufs kurze Eck zu beschäftigen.

Auch die zweite Hälfte bot zunächst wenig Erbauliches: Viele kleine Fouls, Fehlpässe und andere Ungenauigkeiten hemmten den Fluss. Nach einer Stunde wurde es noch einmal gefährlich, als Mario Mandzukic eine Hereingabe von Sascha Riether knapp am Tor vorbei lenkte. Weil Aytekin eine Attacke von Josué gegen Bargfrede als elfmeterwürdiges Foul wertete, eröffnete sich den Bremern unverhofft die Chance zur Führung. Frings aber traf zunächst den Unterschenkel von Benaglio, und von dort sprang der Ball an die Latte. Dass man einen Elfmeter noch kläglicher verschießen kann, bewies kurz darauf Edin Dzeko. „Willst du wirklich schießen?“, fragte Tim Wiese den Bosnier. Dzeko wollte. Aber Wiese hatte keine Angst mehr: „Ich habe die Unsicherheit in seinen Augen gesehen.“ Die sah Steve McClaren nicht: Als er Dzeko auswechselte, verweigerte der Bosnier dem Wolfsburger Trainer den Handschlag

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