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Sport: Zwei rasen dem Rest der Welt davon

IMOLA .Ein Meer von roten Fahnen wogte, die Ferraristi tobten, und die Konkurrenz war beeindruckt.

IMOLA .Ein Meer von roten Fahnen wogte, die Ferraristi tobten, und die Konkurrenz war beeindruckt.Michael Schumacher und seine Leistung beim Großen Preis von San Marino in Imola stand im Mittelpunkt des Formel-1-Spektakels.Vor allem seine taktischen und strategischen Fähigkeiten riefen allgemeine Bewunderung hervor.Nur - daß er wieder einmal alle mit dem Trick des zweimaligen Boxen-Stopps düpieren konnte, das quittierte auch einer wie Niki Lauda, der lange Zeit zu den wenigen Kritikern Schumachers zählte, mit einem ironischen Kopfschütteln.Allgemeiner Tenor in Imola: Die Konkurrenz ist zu schwach.Allein zwei Fahrer, Mika Häkkinen und eben Schumacher, genügen durchgehend höheren Ansprüchen.Spannend wird es nur, wenn beide ausfallen oder beide bis zum Schluß durchhalten.Fällt einer vorzeit aus, kann der andere schon die Siegesfeier buchen.

So war das auch am Sonntag, als Mika Häkkinen, der finnische Präzisionsfahrer, sich einen seiner selten gewordenen Fehler leistete.Häkkinen hatte schon mehr als zehn Sekunden Vorsprung auf Schumacher herausgefahren, als er in der 17.Runde ausgangs der Start-Ziel-Geraden zu heftig aufs Gas ging.Der McLaren stand quer und schoß fast kerzengerade in die Mauer.Da war der Weg frei für Schumacher.

Der Rest wehrte sich zaghaft, zu zaghaft.David Coulthard etwa, da waren sich die Beobachter einig, hätte in seinem technisch überlegenen McLaren-Mercedes nie und nimmer verlieren dürfen.Der Schotte aber war beim Boxenstopp fast drei Sekunden langsamer als der Deutsche - in der Formel 1 eine halbe Ewigkeit.Am Ende lag Schumacher dann mehr als vier Sekunden vor Coulthard, der sich als schlechter Verlierer erwies und das "unkooperative Verhalten vieler Überrundeter" anprangerte.Vorwürfe, die in der Szene kaum akzeptiert werden.Allgemeiner Tenor: Wer so zögerlich hinter dem zu überrundenden Duo Olivier Panis/Carlos Fisichella herfährt, mit 50 m Sicherheitsabstand wie Otto Normalverbraucher auf der Autobahn, der darf sich nicht beschweren."Da muß man schon etwas aggressiver zu Werke gehen", monierte auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug.

So wurde denn in Imola einmal mehr bestätigt, wie weit Schumacher und Häkkinen der Konkurrenz voraus sind.Eine so dünne Spitze hat es in der Formel 1 sehr selten gegeben.Mitte der siebziger Jahre etwa kämpften Niki Lauda, Emerson Fittipaldi, James Hunt, Clay Regazzoni, Carlos Reutemann, Ronnie Peterson, Jody Scheckter oder Mario Andretti Kopf an Kopf um die Vormachtstellung.Anfang der achtziger Jahre kamen schon die Neuen: Alain Prost, Nelson Piquet, bald auch Nigel Mansell, Alan Jones, Keke Rosberg.Damals war es durchaus üblich, daß bis zum letzten Rennen noch drei Fahrer Titelchancen hatten.Danach kam die große Zeit der "Viererbande": Ayrton Senna, Alain Prost, Nigel Mansell, Nelson Piquet, hinter ihnen hielten Gerhard Berger und Riccardo Patrese Tuchfühlung.

Auch in diesen Zeiten hätte ein Michael Schumacher sicher ganz, ganz vorne mitgemischt.Doch so herausragend wie jetzt hätte er sicher nicht dagestanden.Seit 1994 aber ist es Jahr für Jahr nur einer, der den Deutschen wirklich gefährden kann, und das auch nur, weil er zumeist im besseren Auto saß: Damon Hill, Jacques Villeneuve, dann Häkkinen - und der scheint auch 1999 der einzige zu bleiben.Coulthard baut von Jahr zu Jahr ab, Hill ist über seinem Zenit, Villeneuve plagt sich mit einem unzuverlässigen Auto herum.

So interpretierten es viele in Imola als bittere Ironie des Schicksals, daß sich Schumachers Ausnahmestellung durch die Schwäche der Konkurrenz jetzt exakt an dem Ort wieder so deutlich manifestierte, wo sie genau vor fünf Jahren auf tragische, brutale Weise begann: mit dem Tod von Ayrton Senna, mit dem endgültigen Ende der "Viererbande", der alten Formel 1.

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