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Sport: Zwei Siege für eine bessere Zukunft

Daviscup-Team erfreut den klammen Verband mit einer 2:0-Führung gegen Venezuela

Von Oliver Trust

Karlsruhe. Wenigstens sportlich läuft es. Rauschende Tennisfeste sehen zwar anders aus, aber beim kränkelnden Deutschen Tennis Bund ist man bescheiden geworden. Ein 2:0-Vorsprung nach dem ersten Tag im Abstiegsspiel der Weltgruppe des Daviscups gegen Venezuela vor 1000 Zuschauern in der spärlich besetzten Europahalle in Karlsruhe hat da schon fast fast heilende Wirkung.

Das lag zunächst am atemberaubenden Tempo, in dem der Bad Homburger Rainer Schüttler seinen Gegner, die Nummer 317 der Welt, José de Armas, in 80 Minuten in drei Sätzen 6:1, 6:1, 6:1 abfertigte. Thomas Haas hatte 6:1, 6:2, 6:1-Sieg gegen Jimmy Szymanski kaum mehr Mühe. Mehr Energie investierte eher anschließend in seine Abrechnung mit dem früheren Teamchef Michael Stich und dessen Plan, Boris Becker im Doppel aufzustellen. „Beckers Zeit als ernsthafter Sportler ist definitiv vorbei. Ein Showmatch hat mit echtem Sport nichts mehr zu tun“, sagte Haas dem „Hamburger Abendblatt“. „Man kann nicht einfach aus Publicity-Gründen einen Spieler nominieren. Das wäre ja so, als wenn Rudi Völler Franz Beckenbauer noch einmal nominiert, nur weil das Fernsehen es lustiger findet.“

Die Zuversicht des propagierten Neuanfangs nach der Trennung von Michael Stich färbt auch auf den Präsidenten ab. Georg von Waldenfels entwickelt erstaunlich viel davon. „Wir schaffen das", sagte der DTB-Chef. Bei einer Niederlage und dem daraus folgenden Abstieg aus der Weltgruppe wäre der angestrebte Vertrag mit den öffentlichen Fernsehanstalten hinfällig. Die TV-Präsenz aber ist nötig, um Sponsoren anzulocken. Der DTB braucht Geld zur Sanierung des 10 Millionen Euro großen Finanzloches, das die Pleite des Vermarkters ISL bescherte.

Außerdem sorgt sich von Waldenfels um die Verhandlungen mit Boris Beckers Firma BCI, die dem DTB die Rechte für den Centre Court beim Herren-Turnier in Hamburg abkaufen soll. Der ehemalige bayerische Finanzminister macht kein freudvolles Gesicht, wenn er erzählt, die BCI habe um eine weitere Woche Bedenkzeit gebeten. Der DTB muss auf Beckers Zustimmung warten und in seiner Notlage Bedingungen schlucken, die unerfreulich sein dürften. „Bis zum 30. September muss das Paket festgezurrt sein", sagt von Waldenfels. Das Damenturnier in Hamburg sei inzwischen vom Rechtevermarkter IMG für drei Millionen Dollar nach Philadelphia verkauft worden. IMG kümmert sich auch um die Vermarktung der German Open der Damen in Berlin. „Dort sind die Fernseh-Verhandlungen festgefahren", sagt von Waldenfels. Da es ein starkes politisches Interesse in Berlin gäbe, das Turnier zu halten, „bin ich sicher, dass die Frauen nächstes Jahr in Berlin spielen“.

Dann spielt von Waldenfels trotz aller Sorgen wieder den zuversichtlichen PR-Manager. Die Mannschaft habe in Karlsruhe die Erkenntnis gewonnen, „dass das Produkt Tennis beschädigt wird, wenn alle übereinander reden. Wir haben aus dem letzten Jahr gelernt". Man dürfe sich nicht wundern, „wenn die kleinen Vereine sagen: Spinnen denn die da oben alle?" Der neue Daviscup-Teamchef Patrik Kühnen passe in dies Bild der neuen Einigkeit. Beide Seiten wollen auch in Zukunft zusammenarbeiten.

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