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Sport: Zwei Tore und eine Dummheit

Die deutsche Nationalmannschaft besiegt im Testspiel Georgien 2:0 – Podolski sieht die Rote Karte

Joachim Löw verzog keine Miene. Seine Hände blieben in den Hosentaschen, als Lukas Podolski kurz nach der Halbzeit an ihm vorüber vom Spielfeld in die Kabine trottete. Trost vom Bundestrainer hatte der junge Nationalstürmer auch nicht verdient, weil er gerade für eine Tätlichkeit nach einem Foul im Testländerspiel gegen Georgien vom Platz gestellt worden war. Podolski hatte Zurab Chisanischwili vors Schienbein getreten, nachdem dieser ihn gefoult hatte. Deutschland gewann gestern Abend in Rostock trotzdem 2:0 (1:0) durch Tore von Bastian Schweinsteiger und Michael Ballack. „Ich glaube, es war ein unterhaltsames Spiel“, sagte Löw. „Aber natürlich haben wir auch Fehler gemacht. Wir hatten sehr viele junge Spieler. Aber wir haben engagiert und beherzt gespielt, auch wenn nicht immer alles geklappt hat.“

Als die elf Nationalspieler den 28 000 Zuschauern wegen der jüngsten rassistischen Ausfälle in verschiedenen Stadien vor dem Spiel ein großes Transparent mit der Aufschrift „Wir sagen NEIN zu Rassismus“ präsentierten, sah eine Reihe WM-Helden von draußen zu. Miroslav Klose, Philipp Lahm, Bernd Schneider und Torsten Frings saßen auf der Ersatzbank, weil sie für das EM-Qualifikationsspiel am kommenden Mittwoch in der Slowakei geschont werden sollten.

Löw setzte die Debütanten Clemens Fritz von Werder Bremen auf der rechten Abwehrseite und den Hamburger Piotr Trochowski von Beginn an ein, aus der WM-Stammelf kamen in Arne Friedrich, Michael Ballack, Bastian Schweinsteiger und Podolski zunächst nur vier Spieler zum Einsatz.

Gemeinsam mit den neuen Spielern versuchten sie die von Klaus Toppmöller trainierten Georgier mit dem bei der WM erfolgreichen aggressiven, schnellen Vorwärtsspiel zu beeindrucken, und dies gelang auch – zumindest im Mittelfeld. Gute Torchancen gab es allerdings lange Zeit nur durch Weitschüsse von Trochowski und Podolski. Nach einer Viertelstunde traf dann Lewan Tskitischwili mit einem Fernschuss das Lattenkreuz des deutschen Tores. Timo Hildebrand, der wie abgesprochen für Jens Lehmann im deutschen Tor stand, reagierte nicht, weil er wohl dachte, dass der Ball am Tor vorbeigehen würde.

Die deutsche Abwehr, in der die Innenverteidiger Per Mertesacker und Christoph Metzelder verletzt fehlten, leistete sich mehrere Unachtsamkeiten, vor allem Manuel Friedrich ließ sich mehrfach von dem gefährlichen Otar Martswaladse überlaufen, Hildebrand ließ einen Eckball fallen und brachte Arne Friedrich mit einem riskanten Zuspiel in Bedrängnis. Zu diesem Zeitpunkt führte Deutschland bereits mit 1:0, weil Schweinsteiger nach einem Zuspiel von Ballack den Ball aus dreißig Metern Entfernung mit perfekter Schusstechnik in den Torwinkel gedroschen hatte.

Kurz nach der Pause leistete sich Podolski dann seine Dummheit. Vor dem Spiel hatte Löw Podolski, der beim FC Bayern kein Stammspieler ist, einen festen Platz im Nationalteam zugesagt. Ob er dies nun auch einhalten wird, bleibt weiter seine Entscheidung: Podolski ist nach seinem Platzverweis nur für Testspiele gesperrt, nicht aber für das Qualifikationsspiel am kommenden Mittwoch.

Nach einer guten Stunde sah Chisanischwili die Gelb-Rote Karte, fünf Minuten später fiel das 2:0 für die nun deutlich überlegene deutsche Mannschaft: Dieses Mal legte Schweinsteiger für Ballack auf, der mit links aus sechzehn Metern traf.

Mit dem Stürmer Jan Schlaudraff von Alemannia Aachen und Innenverteidiger Alexander Madlung (VfL Wolfsburg) brachte Joachim Löw schließlich noch zwei weitere Debütanten. Der neue Bundestrainer hat als Bilanz nach vier Spielen nun vier Siege und 19:0 Tore vorzuweisen. Den Sieg gestern hat er aber seinen beiden Stammspielern Schweinsteiger und Ballack zu verdanken.

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