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Andre Mijatovic (l.) und Patrick Ebert nach dem Treffer zum 2:0.

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Update

Zweite Liga: Hertha gewinnt, aber wie ...

Hertha bringt 70.000 Leute ins Stadion, vergisst aber trotz des 2:0-Sieges Eigenwerbung zu betreiben. Der Aufstieg wird wahrscheinlicher, doch ob die Mannschaft in der höheren Spielklasse ein gutes Bild wird abgeben können, bleibt weiterhin fraglich.

Als das Schlimmste überstanden war, also ein fußballerisch armseliges Spiel, wussten die meisten der Zuschauer, dass sie doch nicht ganz umsonst gekommen waren an diesem sonnigen Sonntagnachmittag. 70 621 hatten sich auf den Weg ins Olympiastadion gemacht, sie folgten dem wochenlangen Werben des Zweitligisten Hertha BSC um eine Traumkulisse gegen den SC Paderborn 07. Während des Spiels aber wird sich der eine oder andere Besucher gefragt haben, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen ist. Das Spiel hielt so wenig von dem, was ein gutes und spannendes Duell für gewöhnlich ausmacht. Immerhin gelangen Hertha mittendrin irgendwie ein paar Törchen, was am Ende zu einem 2:0 (2:0)-Erfolg über einen unbedarften Gegner reichte. Hertha übernimmt damit wieder die Tabellenführung im Unterhaus.

Markus Babbel hatte sich für das Spiel vor der gewünschten Traumkulisse für eine offensive Ausrichtung seiner Startelf entschieden. Für den Abräumer Fabian Lustenberger durfte Gestalter Raffael ran. Aber so gut diese Absicht auch gemeint war, der Mannschaft gelang es eigentlich nie, diese auf den Rasen zu bringen. Übergreifend kickte der große Favorit ohne Tempo, ohne Mut und ohne Idee. In Sachen Spielanlage, Technik und Taktik war bei bestem Willen kein Niveauunterschied zu den Bemühungen der Paderborner auszumachen. „Der Sieg ist da, aber es war ein hartes Stück Arbeit“, sagte hinterher Trainer Babbel, der zumindest „den Willen“ seiner Spieler gespürt haben wollte.

Wenn man es positiv wenden will, darf ein zufälliger Pfostentreffer der Berliner nach wenigen Minuten erwähnt werden. Eigentlich wollte Patrick Ebert eine Flanke vor das Tor schlagen, unbeabsichtigt segelte der Ball ans Gehäuse der Paderborner. Nach einer halben Stunde konnte dann Pierre-Michel Lasogga einen wirklich guten Steilpass von Raffael nicht verwerten. Es war die einzig gute Aktion des Brasilianers Raffael. Lasogga dagegen hatte seinen besten Auftritt, als er kurz vor dem Halbzeitpfiff zufällig richtig im Strafraum stand. Christian Lell hatte aus dem Halbfeld und im Wegrutschen den Ball einfach mal vor das Paderborner Tor gedroschen, Lasogga hielt seinen Fuß hin und beeinflusste so die Flugkurve des Ball derart, dass das Spielgerät ins Tor fliegen konnte. Es war das zehnte Saisontor für Herthas jungen Mittelstürmer.

Kurz darauf, die reguläre Spielzeit des ersten Abschnitts war bereits vorüber, drückte Kapitän Andre Mijatovic den Ball per Kopf nach einer Ecke von Ebert zum 2:0 über die Torlinie. Das war es schon an Zählbarem. Die Fans auf den vollbesetzten Rängen jubelten – nicht weil es so schön aussah, was ihnen geboten wurde, sondern weil ihre Mannschaft auf Siegkurs lag.

In der zweiten Hälfte änderte sich das Bild wenig, qualitativ hochwertiger Fußball wurde weiterhin nicht geboten. Die Paderborner wurden etwas frecher, was den Berlinern wiederum mehr Räume eröffnete. So konnte Hertha ein paar Konter fahren, ohne dabei wirklich zwingend zu werden. Nach einer Stunde kam dann Lustenberger für den enttäuschenden Nikita Rukavytsya. Herthas Trainer Babbel hätte aber auch zwei, drei andere Spieler vom Feld nehmen können, es hätte keinen falschen Spieler getroffen.

Vielleicht darf man als Zuschauer eines Zweitligaspiels nicht besonders hohe Ansprüche haben, aber Hertha will sich eigentlich für höhere Aufgaben empfehlen. Dass der Klub aufsteigen wird, wird kaum noch bezweifelt. Ob aber das Team in der Bundesliga ein gutes Bild wird abgeben können, bleibt weiterhin fraglich. Positive Eigenwerbung in dieser Hinsicht konnte die fahrige Hertha-Mannschaft gestern jedenfalls keine betreiben.

Am Ende waren sie beim Gastgeber über das nackte Ergebnis froh. Wenigstens gewonnen. Somit dürfte sich der Schaden, den das langweilige und wenig überzeugende Spiel beim Publikum angerichtet hat, in Grenzen halten. Der Aufstieg wird immer wahrscheinlicher, über das Wie redet niemand mehr. Ist auch besser so.

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