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Sport: Zweiter bleibt Zweiter

Schalke verpasst durch das 0:2 in Kaiserslautern den Sprung an die Spitze

Tabellenführer – so wollte sich der FC Schalke 04 wenigstens bis zum Sonntag bezeichnen. Der Klub aus Gelsenkirchen hatte beim Spiel in Kaiserslautern die Möglichkeit, am bis dahin punktgleichen FC Bayern München vorbeizuziehen, der erst heute bei Hertha BSC antritt. Nach der 0:2 (0:0)-Niederlage auf dem Betzenberg behielt jedoch eine allzu bekannte Bezeichnung für die Schalker ihre Gültigkeit: Tabellenzweiter.

Dabei hatte Schalke durchaus etwas dafür getan, dies zu ändern. Der Tabellenzweite hatte das Spiel eine Stunde unter Kontrolle. „Aber wir haben ohne Entschlossenheit gespielt“, klagte Schalkes Trainer Ralf Rangnick. „Wie im Hallenhandball“, hätten seine Spieler am 16-Meter-Raum den Ball hin- und hergeschoben. Ein Eckballverhältnis von 8:0 bestätigt die Überlegenheit, ist aber auch Beleg für das Fehlen von Effektivität und Zielstrebigkeit.

Beides können hingegen die Pfälzer für sich reklamieren: Zwei Chancen hatten sie, zwei Tore machten sie, durch Ioannis Amanatidis zehn Minuten nach dem Seitenwechsel und Stefan Blank eine Viertelstunde vor Schluss per Foulelfmeter.

Der Bruch im Schalker Reißbrett-Fußball kam nach einer knappen Stunde, als der souveräne Abwehrchef Bordon, schon angeschlagen ins Spiel gegangen, wegen seiner Achillessehnenprobleme das Feld räumen musste. „Die folgende Unordnung war entscheidend“, sagte Rangnick.

Nur drei Minuten später behauptete sich Halil Altintop gegen Mladen Krstajic und schob den Ball an dem gerade eingewechselten Tomasz Waldoch vorbei zum völlig frei stehenden Amanatidis. Der Grieche verwandelte mit einem schönen Lupfer zum 1:0. Ohne seinen Partner Bordon wirkte Krstajic in der Schalker Abwehr in der Folge verunsichert. Der Kroate verursachte auch das zweite Tor, als er den eingewechselten Jochen Seitz im Strafraum umriss. Stefan Blank, der erst in der Winterpause aus Aachen nach Kaiserslautern gekommen und vom Schalker Gerald Asamoah eine Stunde lang fast schwindlig gespielt worden war, verwandelte den folgenden Strafstoß cool.

Später jammerten die Schalker über ihre vergebenen Chancen. Lincoln etwa – der einstige Lauterer wurde bei jeder Gelegenheit ausgepfiffen – vergab kurz vor der Pause das 1:0. Sein brasilianischer Landsmann Ailton, der schon vor der Pause zwei gute Tormöglichkeiten nicht genutzt hatte, hatte den 1:1 Ausgleich auf dem Fuß – eine Chance, die man hundertprozentig nennt. Der Torjäger aber scheiterte an dem großartigen Lauterer Torwart Thomas Ernst. Der Gegenzug Sekunden später führte zum 2:0. Das Spiel war entschieden. Die Pfälzer sind nun seit fünf Begegnungen ungeschlagen, für Schalke war es die erste Niederlage seit fünf Spielen.

Der Kaiserslauterer Trainer Kurt Jara sprach von „etwas Glück“, dass sein Team in der ersten Halbzeit nicht in Rückstand geraten sei. Jara hatte seine Mannschaft dazu angehalten, gegen die kombinationsfreudigen Schalker ja nicht die Räume aufzumachen und die Geduld zu behalten. Seine Mannschaft habe eine „disziplinierte, organisierte“ Leistung gezeigt. Der 1. FC Kaiserslautern war obendrein sehr selbstsicher aufgetreten und wirkte stabil. „Wir haben auf die Chance gewartet, sie hat sich geboten – und wir haben sie genutzt“, sagte Jara lapidar. Der FC Schalke hat das nicht getan.

Hartmut Scherzer[Kaiserslautern]

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