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Sport: Zweiter im Osten

Hertha BSC verliert 0:2 in Cottbus – und fällt in der Tabelle hinter Energie zurück

Falko Götz hatte eine ziemlich klare Vorstellung davon, wie so ein Bundesligaspiel im Cottbuser Stadion der Freundschaft abläuft. Die Atmosphäre würde hitzig sein, die Cottbuser Spieler würden kämpfen bis zum Umfallen, und schließlich würden sich auch Lutz Wagner bestimmt Gelegenheiten bieten, die er im Zweifelsfall gegen Hertha BSC auslegen kann. Zehn Minuten vor dem Ende des Spiels durfte sich Falko Götz vollends bestätigt sehen. Der Trainer von Hertha BSC durfte sich einen Sitzplatz im Stadion der Freundschaft suchen. Schiedsrichter Lutz Wagner hatte ihn seines eigentlichen Platz verwiesen. Zu diesem Zeitpunkt war die Mannschaft von Falko Götz schon nicht mehr vollzählig und lag 0:1 hinten. Als dann auch noch der eingewechselte Chinese Shao einen Konter zum 2:0 abschloss, war Herthas Niederlage im Ostderby vor 17 525 Zuschauern perfekt. Während Energie Cottbus in der Tabelle an Hertha vorbeigezogen ist, endete die kürzeste Dienstfahrt für die Berliner mit der Erkenntnis, dass es noch ein weiter Weg ist, eine echte Spitzenmannschaft zu werden.

„Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen und haben dann noch die Cottbuser mutiger gemacht“, sagte Falko Götz. Herthas Trainer, der sich in jener 80. Spielminute ein heftiges Wortgefecht mit dem so genannten Vierten Offiziellen an der Seitenlinie geleistet hatte, erhob im Anschluss schwere Vorwürfe. „Ich will die Leistung der Cottbuser nicht schmälern“, sagte er, „aber wir sind klar benachteiligt worden. Es hat bisher noch niemand geschafft, dass ich auf die Tribüne muss.“ Lutz Wagner mochte sich hinterher nicht zu den Vorwürfen äußern, dafür ergriff Dieter Hoeneß das Wort: „In verbissen geführten Zweikämpfen muss man als Spieler das Gefühl haben, objektiv vom Schiedsrichter beurteilt zu werden. Das war heute nicht der Fall.“ Herthas Manager sprach gar von einer „kleinen Serie“, die Wagner mit Entscheidungen gegen Hertha hingelegt hätte. Hoeneß holte Luft und benannte die Stationen: „Gegen Bremen, in Koblenz, gegen Nürnberg und jetzt hier.“ Wagner fertigte einen Sonderbericht an, Hoeneß soll ihn bedrängt haben.

Etwas in Vergessenheit geriet bei Herthas Verantwortlichen die Leistung der eigenen Mannschaft. Mal abgesehen von guten Phase kurz vor und kurz nach der Pause mit schönen Chancen für Marko Pantelic und Ellery Cairo, konnte Hertha aus der spielerischen Überlegenheit keinerlei Gefahr entwickeln. Nachdem Cottbus’ Torjäger Munteanu nach 20 Minuten einen zweifelhaften Foulelfmeter über das Tor gedroschen hatte, musste Herthas Spielmacher Yildiray Bastürk verletzt vom Feld. Das vorangegangene Foul hatte Wagner nicht geahndet. Herthas Spiel wurde durchschaubar. „Yildiray ist einer der wichtigsten Spieler bei uns, aber sein Fehlen darf nicht als Ausrede gelten“, sagte Kapitän Arne Friedrich. „Wir haben in der zweiten Halbzeit zu wenig gemacht. Wir sollten uns alle hinterfragen. Das war ein Rückschlag.“

Daniel Gunkel hatte den Bundesligaaufsteiger mit einem Freistoßtor aus 25 Metern in Führung gebracht. Torwart Christian Fiedler machte dabei keine gute Figur. Es war die Torwartecke, in der der Ball einschlug. Anschließend brachte Götz den lange verletzten Gilberto für Pal Dardai ins Spiel. Doch die Berliner fanden keine zwingende Linie mehr. Und so ließ sich ein gestern nervenschwacher Solomon Okoronkwo in der Schlussphase von der hitzigen Atmosphäre anstecken. Einen Zweikampf mit dem Cottbuser Szelesi wollte Herthas Stürmer mit einem Kopfstoß beenden, was missglückte. Die Tätlichkeit ging ins Leere, aber schon der Versuch erfüllt den Tatbestand, der einen Platzverweis nach sich zieht.

Schließlich musste Dieter Hoeneß hinterher eingestehen, dass die Cottbuser „aus ihren Möglichkeiten das Optimale“ herausgeholt haben. Zusammen mit Falko Götz trat er die Heimreise nach Berlin an. So endete ein Ausflug, bei dem eigentlich alles wie vorhergesehen eingetreten war. Nur hatte es der komplette Hertha-Tross verpasst, darauf geeignet zu reagieren.

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