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Das war's für Norbert Düwel beim 1. FC Union.

© dpa

Zweitligist Union Berlin entlässt Trainer: Norbert Düwel war nur eine Übergangsbeziehung

Die Entlassung von Norbert Düwel beim 1. FC Union ist eine Überraschung. Die Erklärung liegt jedoch ganz einfach in der Beziehungskiste. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Friedhard Teuffel

Um den 1. FC Union zu verstehen, hilft manchmal ein Blick in den tiefen Teich der Gefühle. Der Zweitligaklub aus Berlin lebt von seinem Trotz, seinem Eigensinn und seinen engen Bindungen. Es gibt wenig Vereine, für den Fans so viel zu tun bereit sind. Auch die Bindungen zu den leitenden Angestellten sollen immer besondere sein, deshalb ist eine Trainerentlassung wie jetzt die von Norbert Düwel auch etwas anders als bei anderen Vereinen. Treueschwüre gelten beim 1. FC Union eigentlich mehr als bei den unternehmensaähnlichen Großklubs. Passt die Trennung schon am 5. Spieltag also gar nicht zum 1. FC Union? Doch und die Erklärung dafür ist einfach, auch sie hat etwas mit Gefühlen zu tun.

Norbert Düwel und der 1. FC Union, das war eine Transformationsbeziehung. Sie half dabei, die langjährige Bindung zum Vorgänger Uwe Neuhaus endgültig zu lösen. Sieben Jahre hatte Neuhaus beim 1. FC Union die Verantwortung, er passte gut nach Köpenick als Arbeiter, der bei der Stadionsanierung auch mal eine Schweißnaht setzen konnte. Als es sportlich nicht weiterging, musste er gehen. In Düwel fand Union anschließend einiges von dem, was der Verein bei Neuhaus vermisst hatte. Düwel versuchte sich als Konzepttrainer, verströmte etwas Akademisches, machte sich extrem viele Gedanken um die Taktik. Doch manchmal waren es wohl einfach zu viele.

Die Zeit mit Düwel war dennoch keine Verschwendung, wie selten bei Übergangsbeziehungen. Düwel hat dem Verein immerhin geholfen, sich von Torsten Mattuschka zu lösen, mit dem der Verein ebenfalls eine Langzeitbeziehung hatte, eine zunehmend lästige jedoch, weil Mattuschkas Einstellung nicht mehr zu den sportlichen Ambitionen des Vereins passte. Und wenn die Vereinsverantwortlichen, bei Union ist das vor allem Präsident Dirk Zingler, in sich gehen, wird ihnen in ihrem Verhältnis zu Düwel auch klargeworden sein, was sie wirklich wollen. Der Nachfolger muss jedenfalls wieder etwas mehr Neuhaus sein, etwas mehr Arbeiter, aber einer mit guter Taktik im Werkzeugkasten.

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