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Mission schon erfüllt? Herthas Fans beschäftigen sich bereits mit der Ersten Liga, die sportliche Führung hingegen hält sich weiterhin strikt an die Tagesordnung. Foto: dpa

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Sport: Zwischen den Ligen

Solange der Aufstieg nicht feststeht, empfindet Hertha BSC alle Planspiele für die neue Saison als störend

Berlin - Wenn es stimmt, was derzeit auf dem Boulevard kursiert, dann können sich die Berliner Fußballfans schon auf den Sommer freuen. Im Juli, in der Vorbereitung auf die neue Saison, soll es im Olympiastadion das Spiel der Spiele geben: Hertha BSC gegen Real Madrid. Entsprechende Planungen, so heißt es, laufen bereits. Michael Preetz, der Manager des Noch-Zweitligisten, sagt dazu: nichts. Und er scheint auch nicht sehr erfreut zu sein, dass die Öffentlichkeit gerade jetzt von derartigen Überlegungen Wind bekommen hat. Das Spiel der Spiele findet für Hertha nämlich an diesem Montag statt: in Bochum, gegen den VfL. Der Erste der Zweiten Liga beim Tabellendritten. „Wir haben eine Riesenchance, uns abzusetzen und einen Konkurrenten auf Abstand zu bringen“, sagt Herthas Trainer Markus Babbel. „Wenn wir gewinnen, haben wir einen großen Schritt getan.“

Bei einem Sieg gegen die Bochumer, die von Herthas Abstiegstrainer Friedhelm Funkel trainiert werden, hätten die Berliner sieben Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang – bei nur noch fünf ausstehenden Spielen. Ein Erfolg gegen den VfL würde Hertha der Rückkehr in die Bundesliga also ein entscheidendes Spiel näher bringen. Doch je realistischer die Verwirklichung des großen Ziels wird, desto mehr werden die Berliner mit Themen konfrontiert, die sie im Moment noch für unpassend halten.

Wenn man die öffentlichen Debatten verfolgt, könnte man auf die Idee kommen, dass Hertha schon jetzt in einer Art Zwischenliga spielt. Die Berliner sind irgendwas zwischen Nicht-mehr-ganz- Zweitligist und Noch-nicht-ganz-Erstligist; Tag für Tag werden mögliche Verstärkungen für die Bundesliga gehandelt, als wäre die Zweite Liga nur noch eine lästige Pflicht. Jeder Spieler, dessen Vertrag im Sommer endet, der folglich ablösefrei zu haben und damit für Hertha finanzierbar wäre, wird derzeit mit dem Klub in Verbindung gebracht: Frank Rost, der Torhüter des Hamburger SV, ebenso wie Linksverteidiger Leonardo Dede (Borussia Dortmund) oder Andreas Ottl von Bayern München.

„Wir können uns nicht dagegen wehren, und wir können es auch nicht verhindern“, sagt Markus Babbel zu all den Spekulationen, die ja zum Teil auch von den Beratern der entsprechenden Spieler inszeniert würden. Manager Preetz wurde immerhin Anfang der Woche in München gesichtet. Ein Indiz dafür, dass Herthas Interesse an Ottl mehr ist als nur ein Gerücht? Preetz kommentiert auch diese Personalie nicht, nur so viel: Würde Ottl sich denn auf Verhandlungen mit Hertha einlassen, solange nicht feststeht, ob der Klub in der nächsten Saison wirklich in der Bundesliga spielt? „Wir machen einen Schritt nach dem anderen“, sagt Babbel. Also erst den Aufstieg perfekt, dann die Planung für die neue Saison. Zudem haben der Trainer und sein Manager schon mehrfach zu Protokoll gegeben, dass der Kader sehr behutsam verändert werde. „Wir werden die Mannschaft nicht auseinander pflücken“, sagt Babbel.

Für Herthas Trainer zählt derzeit ohnehin nur die Gegenwart, und auch die Spieler machen in diesen Tagen nicht den Eindruck, als hätten sie die Zweite Liga gedanklich schon hinter sich gelassen. „Die Mannschaft ist konzentriert und fokussiert“, sagt Babbel. Als Beleg diente Herthas Trainer eine kleine Begebenheit aus dem Training in dieser Woche. Es war bei einem Spiel zwei gegen zwei, als Torhüter Maikel Aerts seinen Verteidiger Andre Mijatovic lautstark zu dirigieren versuchte. „Links zu!“, brüllte er von hinten, immer wieder, trotzdem kam Raffael an Mijatovic vorbei und traf ins lange Eck.

Der Disput zwischen dem Torhüter und seinem Kapitän nahm danach erst richtig Fahrt auf. Es flogen Worte wie „Dummkopf“, verbunden mit der Empfehlung „Du kannst nach Hause gehen“. Die Mitspieler verfolgten das Verbalgefecht mit einer Mischung aus Irritation und Belustigung. Hinterher stellte sich dann alles als Missverständnis heraus. Mijatovic wusste nicht, was Aerts mit links meinte: links vom Stürmer aus gesehen oder links von sich aus. Und um solche Unstimmigkeiten künftig zu vermeiden, verständigten sich beide, dass Aerts ab jetzt entweder „Außen zu!“ oder „Mitte zu!“ ruft. Selbst wenn die Saison schon fast vorüber ist – es gibt eben immer noch etwas zu verbessern.

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