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Nationalspielerin Bianca Schmidt (2) hat das geschafft, wovon Navina Kühn träumt.

© dpa

Zwischen Freude und Frust: Der Traum vom Profifußball

Immer mehr Mädchen spielen Fußball. Doch der Weg zum Profi ist nicht leicht. Unsere Schülerpraktikantin schreibt aus eigener Erfahrung.

Schon als kleines Kind, wurde mir das Kicken von meiner Kindergärtnerin nahegelegt. Nach Fußball sah es damals natürlich noch nicht aus - eher nach einem Ameisenhaufen - aber alle hatten ihren Spaß. So fing es damals an und mittlerweile spiele ich seit fünf Jahren im Fußballverein. Die ersten vier Jahre verbrachte ich beim FSV Hansa 07. Das war eine Lernphase für mich, denn ich wurde erstmalig mit den Grundlagen des Weltsports Fußball vertraut gemacht. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Trainer, denn er bringt einem das Spielverständnis bei, legt die Taktik fest und treibt jeden Spieler an, das Beste aus sich rauszuholen. Der Trainer hat Erwartungen an seine Spieler, ihr Bestes zu geben, doch auch die Spieler haben die Erwartung an den Trainer, das Beste aus ihnen rauszuholen. Mir war daher besonders wichtig einen Trainer zu haben, der mich an immer weiter antreibt, damit ich mich stetig verbessern kann und gute Leistungen auf den Platz bringe, doch das habe ich leider vermisst. Doch damit gab ich mich nicht zufrieden und machte mich so auf die Suche nach einem neuen Verein - meine Freunde brachten mich auf Türkiyemspor.

Eine zweite Familie

Gesagt, getan. Ich verließ Hansa und trat, nach dem ich nur Gutes gehört hatte, bei Türkiyemspor bei. Mittlerweile habe ich mich im Verein gut eingelebt und Fußball hat einen festen Platz in meinem Alltag. Zwei, manchmal auch dreimal, die Woche mache ich mich auf den Weg zum Training und zu meinem Team. Es ist mittlerweile eine zweite Familie für mich. Ich verstehe mich blendend mit meinen Mitspielerinnen und mit der Trainerin, allen macht es immer eine Menge Spaß, gemeinsam auf dem Platz zu stehen. Doch hart trainiert wird auch: das Abschlusstraining der Woche, das meistens Donnerstag stattfindet, ist das sogenannte Lauf und Krafttraining. Wie der Name schon sagt, gibt es dabei zwei Einheiten: Anfangs laufen wir Runden um dem Platz, um unsere Ausdauer zu verbessern und dann machen wir Krafttraining, um unsere körperliche Präsenz auf dem Platz zu steigern. Durch dieses schweißtreibende Training haben wir aber genug Ausdauer, um auch in den Schlussminuten noch spielentscheidende Sprints hinzulegen und die Kraft, im Mittelfeld wichtige Zweikämpfe zu gewinnen. Am Ende einer anstrengenden Trainingswoche steht dann am Wochenende ein Spiel an, auf das ich mich immer am meisten freue.

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl mit meinem Team bei Ligaspielen auf dem Platz zu stehen und zusammen Erfolge zu feiern. Bei Pflichtspielen ist es besonders wichtig, sich gegenseitig zu motivieren und als Team zu spielen. Denn nur wenn jeder voll und ganz bei der Sache ist und bereit ist alles zu geben, können wir unser Ziel erreichen - nämlich das Spiel zu gewinnen.

Die Balance zwischen Fußball und Schule

Eine weitere Herausforderung für mich ist es die Schule und den Fußball unter einen Hut zu bekommen. Vor den Ferien wird es immer besonders stressig, da sich die Tests und Arbeiten nur so stapeln. Doch auch im Alltag geht es rasant zu: sobald die letzte Stunde in der Schule vorbei ist, ziehe ich mich um und mache mich auf den Weg zum Training. Da bleibt keine Zeit, sich an den Schreibtisch zu setzen. Doch das Lernen darf nicht zu kurz kommen und man muss Kompromisse eingehen: Deshalb nehme ich mir auf dem Weg zum Training Vokabeln mit und versuche sie mir im Bus einzuprägen.

"Lebe deinen Traum"

Seitdem ich das erste Mal mit Trikot, Schienbeinschonern, Stutzen und Fußballschuhen auf dem Spielfeld stand, wurde mir klar, dass ich ewig Fußball spielen möchte. Zwar weiß ich nicht, ob ich es schaffe Fußballprofi zu werden, aber wie heißt es so schön: „Lebe deinen Traum!" (von Tommaso Campanella). Getreu diesem Motto nutze ich jede Gelegenheit, um den Sprung noch zu schaffen. So bin ich vor zwei Jahren mit meinen Eltern zum Tag der offenen Tür der Sportschule Potsdam „Friedrich Ludwig Jahn“ gefahren. Die meisten Profifußballerinnen (z. B. Bianca Schmidt und Babett Peter) sind auf diese Sportschule gegangen und haben da den letzten Schritt zur Profikarriere geschafft. Doch als wir den Fußballtrainer der Schule gefragt haben, was die Aufnahmekriterien seien, war seine Antwort niederschmetternd für mich: „Es ist Pflicht, dass Mädchen schon gemeinsam mit Jungs trainiert haben, um so eine stabile körperliche Präsenz auf dem Platz zu haben." Ich hatte bislang nur in Mädchenteams gespielt und somit wurde mir die Tür vor der Nase zugeschlagen.

Ich konnte diese Aussage nicht fassen, dass Mädchen nicht so gut seien, wenn sie mit anderen Mädchen spielen, anstatt mit den Jungs. Ich war sehr enttäuscht, denn in diesem Moment dachte ich, dass mein Traum geplatzt war. In diesem Moment waren aber meine Eltern für mich da, die mich schon immer auf meinem Traum Profi zu werden unterstützt haben, und sagten mir, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, Profispielerin zu werden.

Die Profis sind Vorbilder und Inspiration

Mich persönlich stört es, dass, wenn man das Wort Fußball hört, gleich an eine Männersportart gedacht wird, obwohl auch viele Frauen guten Fußball spielen. Deswegen freut es mich, dass der Frauenfußball in den vergangenen Jahren immer mehr Zuwachs bekommen hat. Die Nationalmannschaft der deutschen Frauen spielt dabei eine große Rolle, die viele Erfolge, wie die Europameisterschaft 2013, gefeiert hat. Solche Turniere werden mittlerweile auch im Fernsehen ausgestrahlt und der Frauenfußball bekommt die Aufmerksamkeit, die er verdient. Die Profis sind für Mädchen wie mich Vorbilder, Inspiration selbst Fußball zu spielen und der Grund weshalb ich nicht aufhören werde, meinen Traum von der Profispielerin zu verfolgen.

Navina Kuhn

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