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Sport: Zwischendurch mal was zum Jubeln

Die Eisbären bleiben zwar Tabellenführer, suchen aber weiter ihre gewohnte Souveränität

Von Katrin Schulze

Berlin - Wie es sich mit einer 3:0-Führung im Rücken spielt, haben die Eisbären Berlin in dieser Saison schon oft gezeigt. Souverän und selbstbewusst traten sie dann auf, gewannen meist deutlich, zuweilen sogar schon mal zweistellig. Anders am Dienstagabend. Da führten sie in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zwar auch 3:0 gegen die Kölner Haie, spielten danach aber alles andere als sicher. Die Angst vor einer erneuten Niederlage war trotz des eigentlich klaren Vorsprungs im Berliner Sportforum förmlich greifbar: die Fans der Eisbären stimmten ihre sonst so ohrenbetäubenden Gesänge nur zaghaft an, die Spieler wirkten mehr und mehr unkonzentriert und ihr Trainer Don Jackson wollte sich hinter der Bande einfach nicht beruhigen.

Nach drei Niederlagen in Folge zeigten die Berliner gegen Köln Nerven. Sie ließen den Gegner noch auf 2:3 herankommen, zitterten ihre Führung über die Zeit. Dabei hatten die Haie genügend Chancen, das Spiel noch zu ihren Gunsten zu drehen. „Ich kann mich nicht darüber freuen, dass wir hier zwei Drittel die klar bessere Mannschaft waren“, sagte Kölns Trainer Doug Mason. Schließlich habe sein Team trotzdem verloren. Masons Berliner Kollege wirkte dagegen nach der Partie ein wenig verunsichert. Don Jackson stammelte zwar etwas von einer „tollen Einstellung“ bei seinen Spielern und wie stolz er auf diese sei, räumte nach diesen üblichen Siegesfloskeln aber auch ein, „dass der Erfolg am Ende durchaus glücklich zustande kam“.

Die etwas wirre Reaktion des Berliner Trainers ist symptomatisch für die derzeitige Situation bei den Eisbären, die mittlerweile seit 17 Spieltagen in Folge Spitzenreiter in der DEL sind. Doch so deutlich wie sich das in der Tabelle liest, stellt sich die sportliche Lage bei den Berlinern längst nicht mehr da. Spätestens nach der höchsten Saisonniederlage, dem 3:8 am Sonntag in Nürnberg, sind die Eisbären verunsichert. „Zuletzt hat die Zuordnung einfach nicht mehr gestimmt und dadurch sind dumme Fehler entstanden“, sagt Stürmer Constantin Braun. Erzählte Jackson noch vor Kurzem, dass seine Mannschaft womöglich „zu viel Selbstbewusstsein“ habe, präsentierte sie sich nun in den ersten vier Spielen des Jahres schüchtern und ängstlich. Ist eine einstig fast übermächtig wirkende Mannschaft verwundbar geworden?

Der Eindruck könnte entstehen, selbst Jackson ließ sein Team am Dienstag anders spielen. Lange Zeit verteidigte er sein kräftezehrendes System der drei Sturmreihen. Beim glücklichen 3:2-Sieg gegen Köln stellte er erstmals seit Wochen wieder vier komplette Reihen auf – zog dafür sogar Verteidiger Tobias Draxinger in den Sturm. Dieser Schritt könnte für die Eisbären langfristig erfolgversprechend sein. Denn „nur mit vier kompletten Reihen kann man auch Meister werden“, findet Kölns Sportdirektor Rodion Pauels .

Als Titelaspirant haben sich die Berliner in den jüngsten Spielen nicht unbedingt präsentiert. Auch nicht beim 3:2 gegen Köln.Eigentlich sollte ein Sieg gegen einen Mitfavoriten um die Deutsche Meisterschaft eine Mannschaft beflügeln. Bei den Eisbären überwog am Dienstag aber vielmehr das Gefühl der Verunsicherung – weil zwei Monate vor Beginn der Play-offs nicht mehr jedes Spiel von selbst läuft wie noch zu Beginn der Saison. „Unsere Defensive war wieder nicht stark“, sagte Trainer Jackson zum Beispiel. Die Ungewissheit um die eigene Stärke ist bei den Eisbären seit Jahresbeginn gestiegen.

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