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Sport: Zwölf Spieler sollt ihr sein

Deutschlands Beachvolleyballer sollen sich in der Weltklasse festsetzen – mit Hilfe des Teams Berlin

Berlin - Für eine Erholungspause war keine Zeit. Kaum war Katrin Holtwick in Schanghai gelandet, musste die Beachvolleyballerin aus Berlin auch schon in den Sand. Ein Spiel, eine Niederlage, dann war für die 21-Jährige das stark besetzte Turnier schon wieder beendet. Aber ins Hotel musste sie trotzdem. Der Rückflug nach Berlin ging erst am nächsten Tag. Rund 1000 Euro kostete der Trip, viel Geld für eine junge Beachvolleyballerin, auch wenn sie 2003 schon U-21-Vizeweltmeisterin geworden ist.

In Zukunft muss Holtwick solche Reisen wie vor kurzem nach Schanghai nicht mehr über Eltern und das eigene Sparbuch finanzieren. Dann übernimmt der Olympiastützpunkt (OSP) Berlin zumindest einen Teil der Kosten. Denn Holtwick gehört zum „Team Berlin“, einer Gruppe aus zwölf deutschen Spitzen-Beachvolleyballern und Talenten. Gestern wurde das Team vorgestellt. Es gehört zum Bundesstützpunkt Berlin im Beachvolleyball und ist wichtiger Teil eines großen Projekts: Die Deutschen sollen sich dauerhaft in der absoluten Weltspitze etablieren. Denn das Interesse an der Sportart steigt immer mehr: Im Juni findet in Berlin die Weltmeisterschaft statt, RTL hat die Sand-Spezialisten als neue Darsteller entdeckt. Der Sender wird stundenlang live von der WM berichten, auch die Masters-Turniere überträgt der Privatsender.

Höchste Zeit also für eine Leistungskonzentration. Seit 1. Januar 2005 gibt es den Bundesstützpunkt Beachvolleyball, und neben Talenten wie Holtwick gehören etablierte Spieler wie Andreas Scheuerpflug und Christoph Dieckmann, die Fünften der Olympischen Spiele 2004, zum Team. „Es geht nur so, einen anderen Weg für Talente, an die Spitze zu kommen, kenne ich nicht“, sagt Elmar Harbrecht, der Stützpunkt-Trainer. Das Projekt ist hauptsächlich für die Talente gemacht. Die bekommen Geld für Hotels, Flüge, Trainer, sie können zu wichtigen Turnieren ins Ausland reisen, sie dürfen kostenlos Sauna oder die Physiotherapie des OSP benützen. „Sie haben weniger Risiken als wir“, sagt Scheuerpflug. Er ist 37, er spielte bis 1999 auch noch Hallen-Volleyball, damit er seine Beach-Einsätze finanzieren konnte. Seit sechs Jahren ist er reiner Sandspieler.

Natürlich trainiert er auch mit den Junioren, aber „vor allem geben wir unseren Namen für dieses Projekt“. Martin Seeber, Marketing-Experte des OSP, benötigt schließlich noch Sponsoren. Nur mit der Grundfinanzierung ist der Aufstieg in die Weltklasse nicht zu bezahlen. Ein Nachwuchsduo, das international gut mitspielen will, benötigt pro Saison rund 6000 Euro. Weltklasseteams haben teilweise einen Jahresetat von 120 000 Euro. Trainer, Flüge, Hotels – die Kosten sind immens. Ohne Sponsoren und Preisgelder wäre das nicht zu bezahlen. Dieckmann/Scheuerpflug leben auch von solchen Quellen. Sechs Monate im Jahr sind sie im Ausland, das Training mit den Talenten beschränkt sich auf den Winter.

Dafür geben sie mitunter durch ihre Erfolge Motivationshilfe. Dieckmann und Scheuerpflug waren am Wochenende auch in Schanghai bei dem hoch dotierten Turnier – sie haben es gewonnen.

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