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Brandenburg: Spott statt Bohlen

Der Popstar hat seine Gastvorlesungen an der FH Lausitz abgesagt

Senftenberg. Die Studenten der Fachhochschule Lausitz werden nun doch auf den aus Funk und Fernsehen bekannten Dozenten Dieter Bohlen verzichten müssen. Der ewige Popmusiker, „Superstar“-Züchter und Selbstverkäufer ließ die Nation via „Bild“-Zeitung wissen, dass er die Einladung nach Senftenberg aus Termingründen nicht wahrnehmen könne. Grund: die Tournee mit den vom Fernsehvolk gewählten „Super-Stars“.

Der Soziologie-Professor und Bohlen-Fan Erik von Grawert-May „hätte mehr erwartet“ von seinem Idol, das er als Gastdozenten zum Thema Erfolgspsychologie an die Hochschule geladen hatte. „Ich finde ihn nicht verlässlich. Man sagt nicht erst zu und dann wieder ab“, sagte der 58-Jährige dem Tagesspiegel. Von Grawert-Mays Vorlesungen befassen sich beispielsweise mit den Unterschieden zwischen Bohlens Musik und Liebesleben. Als der Professor Bohlens Buch „Nichts als die Wahrheit“ zur Pflichtlektüre seiner Studenten erklärte und den Musiker nach Senftenberg einlud, sorgten sich Kollegen und Hochschulleitung nicht nur um die mentale Verfassung des Soziologen, sondern auch um den Ruf der Universität. Kollegen protestierten in einem offenen Brief an von Grawert-May. Bald erhitzten dessen Ideen fast jedes Gemüt in der Stadt. Die Uni-Präsidentin Brigitte Klotz klagte damals: „Ich muss viele Fragen beantworten, ob wir eine Spaßhochschule oder eine seriöse Bildungseinrichtung sind.“ Sie war für eine Stellungnahme gestern nicht erreichbar.

Der aus Hamburg stammende und seit 1994 in der Lausitz lebende von Grawert-May war Bohlen im November 2002 in der ARD-Sendung „Beckmann“ begegnet und hatte erklärt, das Buch des Musikers passe bestens in seine Vorlesung über „interkulturelle Aspekte der Psychologie“.

Nach der Absage erwartet der Soziologie- Professor, dass statt Bohlen nun Spott und Schadenfreude über ihn hereinbrechen werden. Er finde den Musiker aber „nach wie vor großartig“ und will unverdrossen „auch Dieter Bohlens nächstes Buch verschlingen.“ Im September solle es erscheinen. Bis dahin müssen sich die Studenten mit dem alten Bestseller des Modern-Talking-Fossils begnügen.

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