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Brandenburg: Startschuss zur Beeren-Jagd

Gestern wurde die Selbstpflück-Saison eröffnet. Dutzende Höfe im Berliner Umland laden dazu ein Los geht’s traditionell mit den Erdbeeren. In den nächsten Wochen folgen Kirschen – süß und sauer

Werder - Kein Wunder, dass die Selbstpflücker in den vergangenen Tagen bereits zu Hunderten auf die Felder strömten. Schließlich kommt bei den Erdbeeren das Beste gleich zu Beginn der Erntesaison. Die Sorte Korona, die jetzt reif ist, gilt vielen als die ideale Erdbeere. „Eine optimale Kombination aus Größe und intensivem Geschmack“, sagt Andreas Jende, Geschäftsführer des Brandenburger Landesverbandes Gartenbau.

Am gestrigen Montag eröffnete Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) auf dem Obsthof Lindicke in Plessow offiziell die Erdbeersaison. Auf mehreren Dutzend Feldern im Berliner Umland darf aber schon seit dem Wochenende gepflückt werden (Adressen siehe Infokasten). Neben der Korona sind in vielen Regionen bereits die Sorten Darselect und Honeoye reif. Letztere hat den Vorteil, dass sich die Kelche besonders leicht von den Beeren abtrennen lassen – das spart Zeit, wenn man viel Obst auf einmal verarbeiten möchte, zum Beispiel zum Marmeladekochen.

Dass der Ansturm der Selbstpflücker gerade zu Beginn groß ist, hat für Andreas Jende vom Landesverband Gartenbau mit Sitz in Nuthetal auch psychologische Gründe. „Das zurückgekehrte Sommergefühl hat großen Einfluss.“ Außerdem sei die Erdbeere inzwischen mit das beliebteste Obst für Selbstpflücker. Weil sich herumgesprochen hat, dass Erdbeeren extrem kalorienarm sind. Und dass sie einen weit höheren Vitamin-C-Gehalt haben als Zitronen und Orangen: Zwanzig Beeren decken den Tagesbedarf.

Ideale Bedingungen für den Erdbeeranbau finden sich in Brandenburg nicht. Andreas Jende vom Landesverband Gartenbau spricht wegen des sandigen Bodens von einem „Standortnachteil“ gegenüber der Bonner Rheinebene und Regionen in Niedersachsen. Den könnten hiesige Bauern aber wettmachen – dank moderner Anbaumethoden und vor allem punktgenauer Bewässerung.

Auf 420 Hektar werden dieses Jahr in Brandenburg Erdbeeren gepflanzt. Im vergangenen Jahr konnten wegen niedriger Temperaturen im Frühjahr und dem daraus folgenden verspäteten Erntebeginn nur etwa 1600 Tonnen gepflückt werden.

Für dieses Jahr wird eine durchschnittliche Gesamtmenge erwartet. Bei anderen Obstsorten erwarten Landwirte allerdings Ernteausfälle: Stefan Lindicke vom Obsthof Lindicke befürchtet „bei den Sauerkirschen einen Ernteausfall von 50 bis 60 Prozent, bei Äpfeln sogar bis zu 70 Prozent“. Schuld daran seien der milde Winter, vor allem aber die Trockenheit im April. „Im Frühjahr hatten wir fast 40 Tage lang keinen Regen, gefolgt von zweimaligem Nachtfrost“, erklärt Manfred Kleinert vom Obstgut Marquardt in Potsdam-Satzkorn. Die Kälte verursacht Blütenfrostschäden, von der sich lediglich die Erdbeeren erholen können, da sie, anders als Obstbäume, erneute Blüten bilden. Bei Marquardt sind Pflaumen-, Kirsch- und Apfelbäume betroffen.

Die Süßkirschen-Saison startet nächste Woche, vier weitere Wochen später folgen die Sauerkirschen. Im September kommen dann die Äpfel dran, Thema sind sie aber schon jetzt. Der Landesverband Gartenbau hat an Brandenburger Schulen hunderte „Apfel-CDs“ verteilen lassen. Darauf wird den Kindern und Jugendlichen erklärt, wie man Äpfel erntet, wie man sie verarbeitet und warum sie zur ausgewogenen Ernährung gehören. Auch Unterrichtsmaterialien für Lehrer finden sich auf den CDs. „Die Kinder sollen nicht mehr die lila Kuh auf der Weide suchen“, sagt Manfred Kleinert vom Landesverband.

Das Projekt soll noch ausgebaut werden: Im Laufe des Jahres werden CDs über Pflaumen und Kirschen produziert. Im nächsten Jahr kommt dann die Erdbeere dran – mit Tipps zum Pflücken: Weil sie nicht nachreifen, sollte man unbedingt darauf achten, dass die Beeren gleichmäßig rot und glänzend sind. Auch ein kurzer, grüner Stiel sowie durchgängig grüne Kelchblätter ohne weiße Spitzen sind Zeichen für Frische. Jetzt zu Beginn der Saison ist das aber sowieso kein Problem.

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