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Brandenburg: Studieren in Potsdam – Wohnen in Berlin

Brandenburger Hochschulen erleben einen Ansturm von Erstsemestern. Zulassungsbeschränkungen lassen die Studenten ins Umland ausweichen

Von Sandra Dassler

Potsdam / Cottbus. Die Potsdamer Uni war schon immer gefragt. Selbst als die brandenburgische Landeshauptstadt noch unter einer desaströsen Infrastruktur litt, galt sie als Geheimtipp für diejenigen, die das Studentenleben in Berlin genießen wollten, dort aber keinen Studienplatz ergattern konnten: Man studierte in Potsdam, wohnte aber in Berlin.

Als die hauptstädtischen Universitäten wegen der Sparmaßnahmen des Senats in diesem Jahr fast flächendeckend den Numerus clausus einführten, reagierte die Potsdamer Uni prompt und beschränkte die Zulassung für alle Fächer. Dass die Verantwortlichen damit in weiser Voraussicht handelten, wurde in den vergangenen Wochen deutlich: Fast alle brandenburgischen Hochschulen erlebten einen Ansturm von Erstsemestern. So bewarben sich für das Jurastudium an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) 540 Studenten. Eigentlich stehen nur 270 Plätze zur Verfügung. Da die Viadrina aber bis zum vergangenen Jahr ihre Jura-Studenten zentral zugewiesen bekam, hatte sie keinen Numerus clausus. „Wir überlegen, ob wir im nächsten Jahr die Zulassung für Jura beschränken müssen“, sagt Viadrina-Vizesprecherin Jana Schwedler. Mehr als 5000 junge Leute studieren zurzeit in Frankfurt und nicht wenige pendeln täglich nach Berlin.

„Insgesamt wohnt jeder Vierte der mehr als 37 000 brandenburgischen Studenten in Berlin“, sagt der Sprecher des brandenburgischen Bildungsministeriums, Holger Drews, der über die steigenden Studentenzahlen nicht überrascht ist. „Mag sein, dass die Berliner Sparpläne den Ansturm noch verstärkt haben, aber wir sind auch schon vorher von steigender Nachfrage ausgegangen. Schon 2001 hat das brandenburgische Kabinett beschlossen, bis zum Jahr 2007 rund 3500 neue Studienplätze zu schaffen.“

Selbst das erscheint wenig, wenn man bedenkt, dass es für 3800 Plätze an der Potsdamer Universität mehr als 20 000 Bewerber gibt. Aber Potsdam profitiert von der Berlin-Nähe – in Cottbus ist die Situation anders. Zwar haben sich auch an der Brandenburgisch-Technischen Universität (BTU) für das Herbstsemester etwa 20 Prozent mehr deutsche Studenten beworben als im Vorjahr, insgesamt sind dort aber durchaus noch Kapazitäten vorhanden.

„Wer sich für ein Studium in Cottbus entscheidet, der lebt auch hier und die meisten bereuen das auch keineswegs“, sagt die Leiterin des akademischen Auslandsamtes der BTU, Kathryn Prouty. Die Amerikanerin ist selbst vor einigen Jahren von Berlin in die Lausitz umgezogen. „Wir können noch jedem Studenten einen Wohnheimplatz zwischen 130 und 250 Euro Miete anbieten. Auf einen Professor kommen sieben Studenten“, sagte sie.

Entgegen mancher Vorurteile ist Cottbus auch bei Ausländern beliebt. Jeder Fünfte der 4500 Studenten kommt aus China, Polen, Kamerun, Ghana, der Ukraine, Spanien oder Russland. Die Zahl der chinesischen Studenten ist zurückgegangen, seit die Bewerber in ihrer Heimat eine Prüfung ablegen müssen. Das sei aber auch dringend notwendig, sagt Kathryn Prouty: „Hier kamen Studenten an, die konnten kein Wort Deutsch und erfüllten auch sonst kaum die Voraussetzungen für ein Studium.“

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