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Brandenburg: Stürmisch gegen die Windräder Initiative kämpft um Wiedereinzug in Kreistag

Wartin - Der „Don Quijote der Uckermark“ hat es auf seiner Wahlkampftour nicht immer leicht. „Ich würde Ihnen ja gern meine Stimme geben, aber bei uns stehen die Dinger schon“, sagt eine ältere Frau in Berkholz-Meyenburg bei Schwedt.

Wartin - Der „Don Quijote der Uckermark“ hat es auf seiner Wahlkampftour nicht immer leicht. „Ich würde Ihnen ja gern meine Stimme geben, aber bei uns stehen die Dinger schon“, sagt eine ältere Frau in Berkholz-Meyenburg bei Schwedt. „Es hat keinen Zweck mehr.“ Hans-Joachim Mengel hört als Spitzenkandidat der Freien Wählergruppe „Rettet die Uckermark“ zu und fühlt sich erneut bestätigt. „In den dünn besiedelten ländlichen Regionen lässt sich der Widerstand gegen immer neue Windräder nur schwer organisieren, und in den Städten glauben die Menschen, durch Windenergie das Weltklima zu retten“, sagt der 62-jährige Politikwissenschaftler von der FU Berlin. Seit einigen Jahren hat er im kleinen Dorf Wartin sein neues Zuhause gefunden. Im dortigen Schloss verwirklichte er mit einem Partner seinen Traum von einer „Europäischen Akademie“, an der Studenten in aller Ruhe forschen können. Nur die wachsende Zahl von Windrädern stört ihn in seiner Idylle.

Deshalb hat Mengel mit Gleichgesinnten schon 1996 die Initiative „Rettet die Uckermark“ ins Leben gerufen. Als selbst ernanntes Gegenstück zum „Windmühlenkapitalismus“ kämpft sie gegen eine aus ihrer Sicht maßlose Zerstörung der Kulturlandschaft durch immer größere Windräder. Diese verhinderten nicht nur den freien Blick in die Landschaft und produzierten Lärm, sondern ließen auch dem Tourismus kaum Chancen. Bei den letzten Kommunalwahlen 2003 erreichte das unabhängige Wahlbündnis 11 Prozent der Stimmen und zog mit fünf Abgeordneten in den 50-köpfigen Kreistag der Uckermark ein. Diesen Erfolg will er jetzt wiederholen.

„Wir sind nicht gegen regenerative Energien“, unterstreicht der Spitzenkandidat. „Aber man kann doch nicht ausschließlich auf Windräder setzen, die der schönen Landschaft jeglichen Reiz nehmen.“ Statt auch andere alternative Energien wie Biomasse oder Sonne zu nutzen, würden die Windkraftunternehmen die Uckermark einfach als ihr Betriebsgelände betrachten. Heftig wettert Mengel gegen die „gierigen Windenergiefirmen“, deren hiesige Statthalter die Uckermark schon mal als nach EU-Maßstäben „unbewohntes“ Gebiet bezeichneten oder auch gegen Gemeindevertreter, die für die Aussicht auf Gewerbesteuern das wichtigste Potenzial ihrer Heimat verkaufen würden – das harmonische Landschaftsbild.

Trotz der unübersehbaren Menge an Windrädern will Mengel sein Wirken nicht als Misserfolg betrachten. „Ohne uns wären vielleicht alle freien Fläche schon bebaut“, sagt er. „Außerdem haben wir anderen Initiativen in vielen Landesteilen und sogar im Ausland Mut gemacht, vor der großen Wirtschaftsmacht nicht zu kuschen.“ Mit Erfolg: Inzwischen hat sich eine landesweite Volksinitiative „gegen die Massenbebauung mit Windenenergieanlagen“ gebildet, in der 19 lokale Gruppen zusammenarbeiten. 15 000 Unterschriften hat sie bereits gesammelt. Claus-Dieter Steyer

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