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Brandenburg: Synagogenbauer hoffen auf Spender aus Amerika

Potsdamer Verein empört über Kritik des Zentralrats der Juden Publizistin Lea Rosh unterstützt die Pläne für ein Gemeindezentrum

Potsdam - Auch wenn der Zentralrat der Juden dagegen ist – die Potsdamer Synagoge soll trotzdem gebaut werden. „Die jüdische Gemeinde braucht eine Synagoge mit einem Gemeindezentrum“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Bauvereins Neue Synagoge Potsdam, Hans-Jürgen Schulze-Eggert, dem Tagesspiegel: „Wir sind sicher, dass das dafür notwendige Geld ausschließlich durch Spenden zusammenkommt und dass der Zentralrat der Juden seine ablehnende Haltung noch einmal überdenkt.“

Vor einer Woche hatte die Nachricht Schulze-Eggert und die anderen Mitglieder des Bauvereins Neue Synagoge Potsdam eiskalt erwischt: Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan J. Kramer, hält von ihren Plänen gar nichts. Mehr noch: Angesichts der dramatisch schlechten finanziellen Ausstattung der jüdischen Gemeinden in Brandenburg wirke das rund 3,5 Millionen teure Bauvorhaben wie eine „Verhöhnung“ der übrigen Gemeinden, verkündete Kramer.

Der Vorsitzende des Bauvereins, Horst-Dieter Weyrauch, reagierte empört und bezeichnete Kramers Äußerungen als „schädigend auch für alle Juden in Deutschland“. Seit rund zehn Jahren engagiert sich der ehemalige Verwaltungsleiter der Potsdamer Stadtverwaltung für den Neubau einer Synagoge. Es wäre die erste im Land seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Die frühere Synagoge am heutigen Platz der Einheit war in der Pogromnacht vom 9. November 1938 geschändet und dann im Krieg zerstört worden.

Brandenburgs sieben jüdische Gemeinden haben zusammen etwa 1600 Mitglieder, 400 sind es in Potsdam. In den ähnlich großen jüdischen Gemeinden von Cottbus und Frankfurt (Oder) rief die Kritik des Zentralrats Kopfschütteln hervor: Natürlich brauche Potsdam eine Synagoge, hieß es dort. Aber Cottbus und Frankfurt eben auch.

Entstehen soll die Potsdamer Synagoge an exponierter Stelle auf einem 520 Quadratmeter großen Teilgrundstück an der Schlossstraße 1 hinter dem ehemaligen Marstall, in dem heute das Potsdamer Filmmuseum untergebracht ist. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hat sich bereit erklärt, dem Bauverein die landeseigene Immobilie für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen. Noch steht dort ein DDR-Plattenbau.

Die rund 60 Mitglieder des Bauvereins haben seit dessen Gründung 2005 rund 25 000 Euro gesammelt. 120 000 Euro wären nötig, um überhaupt einen Architekturwettbewerb auszuschreiben. Die Spendensammler hoffen, dass es dann, mit einem konkreten Entwurf in den Händen, leichter wäre, Sponsoren zu finden oder reiche Mäzene etwa in Amerika.

Inzwischen hat sich die erste Empörung in der jüdischen Gemeinde der Landeshauptstadt gelegt. „Er schlägt den Sack und meint den Esel“, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Man verstehe ja, dass Generalsekretär Kramer darüber verärgert sei, dass das Land Brandenburg den jüdischen Gemeinden nur wenig Geld – rund 200 000 Euro jährlich – zur Verfügung stelle. Aber deshalb den Bau der Synagoge abzulehnen, sei eine Trotzreaktion und keine Lösung.

Auch die Publizistin und Wegbereiterin des Berliner Holocaust-Mahnmals, Lea Rosh, die sich seit einiger Zeit für den Synagogenneubau in Potsdam engagiert, kann die Argumentation des Zentralrats nicht nachvollziehen: „Es gibt inzwischen – glücklicherweise – wieder so viele jüdische Menschen in Potsdam und im ganzen Land, dass sie einfach eine Synagoge brauchen“, sagte sie dem Tagesspiegel. „Ich bin absolut für den Bau.“ Rosh unterstützt aber zugleich die Forderung Kramers nach mehr Unterstützung der jüdischen Gemeinden durch das Land: „Da muss finanziell aufgestockt werden, das sind wir ihnen einfach schuldig“.

Im Kulturministerium, das für die finanziellen Zuschüsse für die jüdischen Gemeinden verantwortlich ist, heißt es jedoch, man kenne die schwierige finanzielle Situation, sehe aber angesichts des Sparzwangs des Landes keine Möglichkeiten, mehr zu geben.

Die Mitglieder des Bauvereins hoffen nun, dass es demnächst ein klärendes Gespräch mit Kramer und anderen Mitgliedern des Zentralrats gibt. Der Generalsekretär hat angeboten, den Bau eines neuen Hauses für die in Potsdam ansässige Rabbinerausbildung zu unterstützen. Dort könnte dann auch ein Gebetsraum für die Gemeinde integriert werden – als Ersatz für die Synagoge. Der Bauverein reagiert zurückhaltend auf den Vorschlag. „Aber ohne Zustimmung des Zentralrats wird es schwieriger, Sponsoren zu finden“, sagt Schulze-Eggert.

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