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Brandenburg: Tegels kleine Konkurrenten

Umland-Flugplätze wollen großen Airports Passagiere abwerben / Berlin für "Bannkreis"VON WERNER VAN BEBBER BERLIN/POTSDAM.Es muß nicht Schönefeld sein, auch nicht Tegel oder Tempelhof: Wenn Oskar Lafontaine in Potsdam den Genossen Manfred Stolpe besucht, dann fliegt er nicht über einen Berliner Airport ein, sondern über Schönhagen bei Trebbin.

Umland-Flugplätze wollen großen Airports Passagiere abwerben / Berlin für "Bannkreis"VON WERNER VAN BEBBER BERLIN/POTSDAM.Es muß nicht Schönefeld sein, auch nicht Tegel oder Tempelhof: Wenn Oskar Lafontaine in Potsdam den Genossen Manfred Stolpe besucht, dann fliegt er nicht über einen Berliner Airport ein, sondern über Schönhagen bei Trebbin.Das sei für Lafontaine viel umkomplizierter als auf einem großen Flughafen, sagt der Geschäftsführer des Schönhagener Flugfeldes, Gerhard Blix: Die schwarzen Limousinen könnten bis ans Flugzeug fahren.Ein Bauunternehmer aus Bayreuth, der regelmäßig in Luckenwalde zu tun habe, rufe von Bord seiner Cessna in Schönhagen an und bitte um Bestellung eines Taxis, das ihn zur Baustelle bringe.Der Mann komme morgens und sei mittags wieder zuhause.Das sei undenkbar, wenn er mit irgendeiner Linienverbindung über Berlin kommen würde. Kurze Geschäftsreisen, Charter- und Frachtflüge - im Berliner Umland ist vieles möglich und mancher möchte an der Fliegerei verdienen.Doch mancher Flughafen-Entwicklungsplan macht den Planern des Schönefelder Großflughafens Sorgen.Der Berliner Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) hat deshalb in Richtung der Brandenburger Landesregierung gefordert, daß es im Umkreis von 100 Kilometern um Berlin keine anderen Flughäfen geben dürfe.Ein Interessengegensatz liegt in der Luft - zumal im Luftraum zwischen Schönefeld und Eberswalde-Finow: Einerseits das berlin-brandenburgische Großprojekt "Schönefeld International", über das so viel Verkehr wie möglich abgewickelt werden muß, damit es sich rechnet.Andererseits die kleinen Flugfelder im Umland, bei Eberswalde und Schönhagen, bei Nauen und Groß Dölln, die Arbeit und Geld in Gegenden bringen könnten, wo sonst nicht viel los ist. Mit dem Flugplatz Neuhardenberg hat Geschäftsführer Peter Urban große Pläne.Auf dem riesigen Areal von 750 Hektar könnte er Charter- und Frachtflüge abwiêkeln - wenn erst der Betrieb mit entsprechend großen Maschinen genehmigt ist.Er hat Geschäftsbeziehungen zu einem Paketservice im Sinn, dessen Frachtzentrum näher an Neuhardenberg als an Schönefeld liegt.Er plant die Verbindung aus Blumenzucht und -import auf dem Luftweg.Er will einen "Regionalflughafen", der 450 Jobs nach Neuhardenberg brächte.Und er hält das ganze für durchaus genehmigungsfähig - schließlich sei Neuhardenberg eine strukturschwache Region.Der Luftverkehrsreferent im Potsdamer Verkehrsministerium, Lutz Wunder, hält Neuhardenberg für durchaus entwicklungsfähig. Wunder sitzt an der Stelle, wo man die Schwierigkeiten mit der Flugverkehrsentwicklung in der Region genau erkennt: einerseits das Großprojekt Schönefeld, andererseits die kleinen Unternehmungen in der Region.In Groß Dölln östlich von Gransee wartet der Vorstand der Flugplatzverwaltungs-AG, Marek Riegger, nur auf die Genehmigung, um am Rande einer besonders langen und tragfähigen Landebahn mit einem asiatischen Partner ein privates Cargo-Unternehmen zu gründen.Hier können sogar Maschinen vom Typ Boeing 747-400 landen.Das Cargo-Projekt sei länger in der Planung als Schönefeld, sagt Riegger.Man konkurriere auch nicht mit dem geplanten Berliner Großflughafen, weil man die Landebahn eben nur für eine einzige Frachtfirma offen halten wolle - trotzdem sei das Vorhaben ein "politisches Problem", sagt Riegger.Auch Verkehrsreferent Wunder will nicht darüber spekulieren, was das Genehmigungsverfahren für Groß Dölln ergeben wird.Ein weiteres Genehmigungsproblem wird sich auftun, wenn erst feststeht, wo der neue Verkehrslandeplatz westlich von Berlin gebaut werden soll.Der wird für kleine Geschäftsflugzeuge und Privatflieger gedacht sein, doch es wenn die Schönefeld-Planer und Senator Strieder genau nehmen, geht auch der kleine Flugverkehr auf Kosten des Großprojekts im Südosten. Um so skeptischer sind die Flughafenplaner schon jetzt, wenn sie hören, was sich in Eberswalde-Finow tut.Hier will der österreichische Unternehmer Pepo Brandstetter auf einer ehemaligen Armee-Basis einen Flugplatz bauen lassen, auf dem Charter- und Frachtbetrieb abgewickelt werden könnte.Brandstetter sagt, er von dort könne man "Bedarfsflugverkehr" starten, Charterflüge mit längeren Standzeiten, die in Schönefeld zu teuer wären, Frachtverkehr auf Bestellung.Das "Segment" im Flugverkehr, das Eberswalde-Finow abdecken könne, sei für Schönefeld gar nicht geplant. Brandstetter ist an der Flughafen Wien AG beteiligt, die in Eberswalde-Finow ebenso investieren will wie in Schönefeld.Das sei doch der Beweis dafür, daß die angebliche Konkurrenz zu Schönefeld tatsächlich gar keine sei, sagt Brandstetter.In Brandenburger Ministerien hat man bisher keinen Anlaß gesehen, das Eberswalder Projekt abstürzen zu lassen.Man hat es sogar gefördert - mit drei von sieben Millionen, die bislang aufgewandt worden sind.Investor Brandstetter wartet nun auf den Abschluß des Raumordnungsverfahrens, um dann 160 Millionen Mark verbauen zu können."2000 wollen wir fliegen", sagt er. Genehmigt ist ein Betrieb mit zweistrahligen Businessjets.Beantragt ist der Betrieb mit Flugzeugen von 20 Tonnen Startgewicht.Auch das sind nicht die schweren Jets, die in Schönefeld starten und landen.Deshalb sagt Referent Lutz Wunder, daß Eberswalde-Finow im brandenburgischen Flugverkehrskonzept des Landes weiter als Regionalflughafen eingeplant sei - dazu stehe die Landesregierung.Aber Genehmigungen kann man erweitern.Und wer weiß schon, wie sich Schönefeld entwickeln wird? Referent Wunder kann durchaus verstehen, daß die Schönefeld-Planer nicht glücklich über die Entwicklung in Eberswalde-Finow sind.

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