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Telekom-Sparpläne: Breite Front gegen "Lohndumping"

Die Telekom will in ihren Callcentern im Osten massiv Stellen auslagern, um die Arbeitskosten zu drücken. In Berlin und Brandenburg geht es um 6000 Stellen. Doch Protest bleibt nicht aus.

Magdeburg - Wenn in der Wirtschaft eine Branche boomt, freut das normalerweise auch die Politiker. Schließlich steigt mit einem Aufschwung in der Regel auch die Zahl der Arbeitsplätze. Was die stetig wachsende Callcenter-Branche betrifft, gibt es dennoch im Moment eine Menge Unmut. Denn dort werden wohl bald nur deshalb viele neue Arbeitsplätze entstehen, weil die Deutsche Telekom ihre Beschäftigten in für den Konzern günstigere Tochtergesellschaften auslagert. Bundesweit sind rund 50.000 der mehr als 160.000 inländischen Beschäftigten der Festnetzsparte T-Com und der Mobilfunktochter T-Mobile betroffen. Politiker und Gewerkschafter befürchten, dass es zu einer massiven Absenkung des Tarifniveaus kommt.

Ostdeutschland wäre besonders hart von der Personal-Verlagerung betroffen, da dort viele Angestellte und kaum unkündbare Beamte des früheren Staatsbetriebs arbeiteten, kritisierte der zuständige Fachbereichsleiter der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Hans-Joachim Fischer, nach einem Treffen mit Telekom-Betriebsräten sowie den Fraktionschefs der Linkspartei in den betroffenen Ländern. Insgesamt seien allein in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg über 13.000 Tarifarbeitsplätze von "Lohndumping" bei gleichzeitig längeren Arbeitszeiten bedroht.

Telekom verteidigt ihre Pläne

In Brandenburg und Berlin will der Konzern rund 6000 Stellen ausgliedern. Betroffen sein könnten die Standorte in der Potsdamer Behlertstraße, in Frankfurt (Oder) und in Stahnsdorf. Außerdem stehen mehr als 100 kleinere Filialen in der Region zur Diskussion, darunter Jüterbog, Wildau, Königs Wusterhausen, Strausberg und Biesenthal. Der Fraktionschef der Linkspartei in Sachsen-Anhalt, Wulf Gallert, forderte die Bundesregierung auf, die Pläne zu verhindern. Es sei skandalös, dass der Bund als Telekom-Hauptaktionär dem Vorhaben tatenlos zusehe. Gleichzeitig warb Gallert erneut für die flächendeckende Einführung von Mindestlöhnen. Nur so könnten Arbeitnehmer konsequent vor Lohndumping geschützt werden.

Die Telekom verteidigte ihre Pläne. Aus Sicht des Konzerns kann eine Sicherung der Arbeitsplätze nur dann erreicht werden, wenn sich die Arbeitskosten "in Richtung Marktniveau" bewegen. Zudem sollten die Mitarbeiter auch mindestens 38 Stunden pro Woche arbeiten. Am Dienstag und Mittwoch sollen im nordrhein-westfälischen Bad Honnef die Verhandlungen zwischen Verdi und der Telekom über die Personalpläne fortgesetzt werden. Bei einem ersten Treffen vor zehn Tagen hatte es keine Annäherung gegeben. (Von Haiko Prengel, ddp)

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