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Alles hört auf mein Kommando. Norbert Düwel kam vor dieser Saison nach Köpenick – seither hat sich viel geändert. Der Ertrag aber bleibt noch aus.

© dpa

Nach dem Abgang von Torsten Mattuschka: Norbert Düwel, der Umbrecher beim 1. FC Union

Den Machtkampf mit dem Vereinsidol Torsten Mattuschka hat Norbert Düwel gewonnen – doch nun braucht Unions Trainer Erfolge.

Um 11 Uhr betrat Dirk Zingler am Montagvormittag das Trainingsgelände neben dem Stadion An der Alten Försterei. Der Präsident des 1. FC Union schaute eine Weile seinen Fußballern bei der Arbeit zu. Um 11.25 Uhr sprach er dann persönlich zur im Halbkreis aufgestellten Mannschaft. „Ich habe mich berufen gefühlt, ein paar Dinge klarzustellen. Die Presse schreibt etwas, wir schreiben etwas, und es ist wichtig, dass die Mannschaft weiß, was wirklich ist“, sagte Zingler später den Journalisten.

Vereinslegende Torsten Mattuschka wechselt zum Drittligisten FC Energie Cottbus und hatte im Zuge seines Abgangs im Verein und dessen Umfeld viel Staub aufgewirbelt. Vor allem, weil Mattuschka in Berliner Medien weniger harmonische Töne als in der von Union verfassten Pressemitteilung angeschlagen hatte. Mattuschkas Kritik richtete sich vor allem gegen Trainer Norbert Düwel. „Er hat mir keine Chance gegeben und mich Stück für Stück demontiert, obwohl ich wichtig für diese Mannschaft bin“, wurde Mattuschka zitiert, der Düwel auch mangelnde Kommunikation und Scheinheiligkeit vorwarf.

Mattuschka, der sich vor dem Union-Training noch persönlich von Mitspielern und Mitarbeitern der Geschäftsstelle verabschiedet hatte, blieb aber auch bei der offiziellen Verkündung seines Dreijahresvertrages am Montagmittag in Cottbus bei den Vorwürfen gegen Düwel. „Was in der Zeitung steht, habe ich gesagt, dazu stehe ich und dazu will ich nichts mehr sagen“, erklärte der Fußballer. „Es war eine schöne Zeit bei Union, aber jetzt bin ich hier in Cottbus.“

Mattuschka ist nun als vermeintlicher Störfaktor nicht mehr in Berlin. Diesen Machtkampf hat Düwel auf alle Fälle gewonnen. Noch aber ist es nur ein gefühlter Sieg. Denn sportlich ist seine Bilanz mit null Siegen in fünf Pflichtspielen sehr bescheiden. Aber Düwel, der nach sieben Jahren unter Trainer Uwe Neuhaus Union verjüngen und erneuern soll, hat weiter freie Fahrt auf diesem Weg, erst recht nach dem Ende der neunjährigen Union-Ära von Torsten Mattuschka. „Norbert Düwel hat hundertprozentig unsere Rückendeckung und er hat den Auftrag, genau das zu tun, was er jetzt tut: die Mannschaft sportlich neu aufzustellen. Ich kann es nur noch einmal wiederholen“, sagte Zingler. „Wir hätten sehr gerne mit Torsten weitergemacht. Aber ‚Tusche‘ will sicher spielen und nicht warten, ob er vielleicht spielt. Das ist seine Entscheidung. Die haben wir am Ende respektiert.“

Düwel hat viel umgeworfen in Köpenick. Er machte Damir Kreilach zum Kapitän. Er lässt neue Taktiken spielen. Er experimentierte in puncto Personal auch nach dem Ende der Vorbereitungszeit weiter. Das Gesicht der Mannschaft dürfte sich gerade nach den jüngsten Ausleihen der Offensivspieler Maximilian Thiel (1. FC Köln), Martin Kobylanski (Werder Bremen) und Sebastian Polter (Mainz 05) weiter verändern. Einen Erfolg garantiert das aber noch nicht. „Wir rechnen sogar mit weiteren Schwierigkeiten. Es würde mich freuen, wenn sich die Mannschaft selbst belohnen würde, es geht mir gar nicht um den Trainer, mir geht es um den gesamten Sport, das gesamte Team“, sagte Zingler. Der Vereinschef setzt weiter auf Düwel, auch weil er sonst möglicherweise seine eigene Trainerfindungskommission infrage stellen müsste.

Die nächsten Partien in Heidenheim, gegen RB Leipzig und in Kaiserslautern könnten allerdings weitere Rückschläge bringen. Von Panik will Zingler aber nichts wissen. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir in so einer Umbruchsituation auch gegen den Abstieg spielen, darauf sind wir vorbereitet. Das ist einkalkuliert“, sagte Zingler. „Vielleicht kämpft der 1. FC Union auch wieder eine Saison gegen den Abstieg. Wir halten das aus.“

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