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Der Gegner mag ihn schon, wie hier Mo Idrissou. Jetzt will sich Daniel Haas noch in die Herzen der Union-Fans spielen.

© dapd

Unions neue Nummer 1: Liebe braucht Zeit

Torhüter Daniel Haas muss beim 1. FC Union mehr um die Zuneigung der Fans kämpfen als andere, weil er den langjährigen Publikumsliebling Jan Glinker ersetzen soll.

Die Annäherung geschah im Überschwang der Gefühle. Zurückhaltend. Vorsichtig. Daniel Haas bewegte sich mit seinen Mannschaftskameraden vom 1. FC Union Richtung Fanblock. Rund 400 Anhänger hatten das Team zum Saisonauftakt nach Kaiserslautern begleitet, die Stimmung war ausgelassen, nachdem Marc Pfertzel in letzter Minute zum 3:3 getroffen hatte. Haas stand im Hintergrund, war aber dennoch gut sichtbar. Fans und Spieler applaudierten sich gegenseitig, Haas genoss den Moment.

Die Wertschätzung, die ihm vonseiten der Fans entgegengebracht wurde, ist für Haas nicht selbstverständlich. Er muss härter um sie kämpfen als andere Spieler beim 1. FC Union. Es wird interessant zu sehen sein, wie die Fans den Torhüter heute beim Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig (13.30) im Stadion An der Alten Försterei empfangen.

Vor sechs Wochen, beim offiziellen Saisonauftakt, fiel die Begrüßung noch kühl aus. Die Fans grollten, weil mit Haas von der TSG Hoffenheim ein neuer Torhüter verpflichtet wurde, der den langjährigen Publikumsliebling Jan Glinker ersetzen soll. „Wir holen ihn als Nummer eins“, hatte Trainer Uwe Neuhaus bei der Bekanntgabe gesagt. Das kam nicht gut an.

Beim 1. FC Union ist es üblich, dass die Anhänger jedem Spieler bei der Vorstellung ein lautes „Fußballgott“ hinterherrufen. Als Haas an der Reihe war, blieb die Menge stumm – und feierte später lautstark Jan Glinker. „Ich wusste, dass es eine besondere Situation ist, weil Jan hier schon so lange im Tor stand“, sagt Haas. „Ich bin mir aber sicher, dass die Fans gute Leistung honorieren werden.“ In Kaiserslautern war das der Fall. Haas traf bei den drei Gegentoren keine Schuld, er machte einen souveränen Eindruck und rettete, was zu retten war. Die neuen Innenverteidiger Fabian Schönheim und Roberto Puncec harmonierten noch nicht. Haas hat dafür Verständnis. „Natürlich fehlt in der ein oder anderen Situation noch die Abstimmung, aber es war nicht zu erwarten, dass gleich alles reibungslos funktioniert.“ Die neue Hintermannschaft benötigt noch Zeit zum Einspielen, auch deshalb werden Schönheim und Puncec gegen Braunschweig wohl wieder vor Haas verteidigen. „Ich habe keinen großen Grund, die Mannschaft zu verändern“, sagt Trainer Neuhaus. So wird Christian Stuff, in der vergangenen Saison noch als Innenverteidiger gesetzt, wieder auf der Bank Platz nehmen müssen. Neben Schönheim und Puncec sollen Marc Pfertzel und Maurice Trapp auf den Außenbahnen verteidigen. Björn Kopplin und Patrick Kohlmann fallen weiter verletzt aus.

Lange hatte es so ausgesehen, als würde auch Daniel Haas den Saisonauftakt verpassen. Eine Meniskusverletzung zwang ihn zu Beginn der Vorbereitung zur Operation. Es hieß, der 28-Jährige würde mehrere Wochen pausieren müssen. Tat er aber nicht. Haas kehrte beim letzten offiziellen Test gegen den PSV Eindhoven nach drei Wochen Pause ins Tor des 1. FC Union zurück. Das war nicht ungefährlich, eine erneute Verletzung am frisch operierten Knie hätte ihn womöglich die gesamte Vorrunde kosten können. Aber Haas wollte in Kaiserslautern unbedingt dabei sein. Wer weiß, wie sich die Dinge entwickelt hätten, wenn Jan Glinker zu großer Form aufgelaufen wäre? Einen Torwartwechsel hätte Trainer Neuhaus den Fans dann nur noch schwer vermitteln können.

Auch wenn sie Konkurrenten sind, mit Jan Glinker versteht sich Daniel Haas auffällig gut. „Jan und ich sind ähnliche Typen, was die Einstellung betrifft. Wir haben schnell ein offenes Gespräch geführt und ein gutes Verhältnis aufgebaut“, sagt Haas. Die Konstellation sei eine, „an der wir beide wachsen und uns gegenseitig pushen können.“

Harmonie zwischen den Torhütern ist beim 1. FC Union keine Selbstverständlichkeit. Jan Glinker und Marcel Höttecke würdigten sich in den vergangenen zwei Jahren oft keines Blickes und redeten nur das Nötigste miteinander. Höttecke wirkte oft verschlossen. Auf dem Papier gehört er noch zum Kader, trainiert aber nicht mehr mit. Er soll sich einen neuen Verein suchen.

Daniel Haas gilt als umgänglicher Typ, einer, der auf seine Mitmenschen zugeht und mit Leistung überzeugen will. Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis die Fans auch ihn einen „Fußballgott“ rufen. Vielleicht ja schon heute gegen Braunschweig.

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