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Besetztes Haus: Hausbesetzer auf dem Balkon - 80er Jahre.

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Berlin-Chronik 1981 bis 1990: Zwischen Glasnost und Protest

Hausbesetzer, Affären und Machtwechel in Westen, Glasnost und anschwellender Protest im Osten – 750 Jahre Berlin ist das letzte Fest, das getrennt gefeiert wird. Wie der Tagesspiegel die letzten Jahre vor der Einheit dokumentierte.

Es war ein sonniger Maitag anno 1981. Mitten im West-Berliner Wahlkampf entschwebte der Hoffnungsträger Richard von Weizsäcker (CDU) zu einem Privatspaziergang in Ost-Berlin. Da ich ihn begleiten konnte, hätte ich gern über die Eindrücke von dem Ausflug berichtet. Natürlich war das im Tagesspiegel unmöglich. Nichts gegen den hoch geschätzten Herrn von Weizsäcker, aber privat sei privat, der leiseste Anschein versteckter Wahlwerbung zu vermeiden. Typisch für das Prinzip Unabhängigkeit dieser Zeitung.

Die kurze Ära Weizsäcker war eine Zeit der Selbsterneuerung. Westdeutsche Gesichter prägten den CDU-Minderheitssenat (das Bündnis mit der FDP kam erst 1983), die nichts mit den Filzteppichen in den engen Mauern zu tun hatten, nichts mit Skandalen und Randale.

Es gelang nicht nur, die Hausbesetzer zu befrieden und die ebenfalls rebellische, erstmals im Parlament vertretene Alternative Liste (Vorläufer der Grünen) zu zähmen, sondern auch die Vitalität der Teilstadt zu stärken. Die Gründung des Deutschen Herzzentrums Berlin ist ein Beispiel dafür. Nach zügigen Verhandlungen mit der „anderen Seite“ übergab die DDR-Reichsbahn die West-Berliner S-Bahnstrecken, die ab 1984 die BVG bediente.

Verschwinden des Bausenators

Anfangs hatte Weizsäcker seine liebe Not. Als bei Protesten gegen die Räumung besetzter Häuser in Schöneberg der 18-jährige Klaus-Jürgen Rattay von einem Bus zu Tode geschleift wurde, während Innensenator Heinrich Lummer in „Napoleon-Pose“ die Polizeiaktion begleitete, war die Hölle los.

Stillschweigend entzündete Franz Karl Maier, der Verleger und Herausgeber des Tagesspiegels, am Ort des Unglücks eine Kerze für das Todesopfer. Dann stellte sich heraus, dass Lummers frühere Flamme in Ost-Berlin eine Stasi-Agentin war. Weizsäcker hielt den brisanten Fall unter der Decke und den in der CDU beliebten Senator im Amt.

Peinlich war das Verschwinden des Bausenators Ulrich Rastemborski, der mit den Nerven am Ende war und von einem unbekannten Ort seinen Rücktritt erklärte. Erst nach Wochen sickerte durch, dass er er in einer westdeutschen Klinik lag. Der Tagesspiegel reagierte prinzipientreu. Wer krank sei, habe sich krankzumelden, rügte Lokalchef Günter Matthes in seiner täglichen Glosse „Am Rande bemerkt“ die Amtspflichtverletzung.

Eine Lektion über Unabhängigkeit

Ja, vor den Glossen von Matthes und den Leitartikeln des Politikchefs Joachim Bölke zitterte alles im Rathaus Schöneberg, der Schaltzentrale. Wie nur wenige kannte sich Bölke in den Verästelungen des Viermächtestatus aus, und wie zu den Westalliierten hatte er gute Kontakte zur Sowjetischen Botschaft in Ost-Berlin. „Unser Oberalliierter“, witzelte ein französischer Stadtkommandant.

So war der Tagesspiegel unter seinem Patriarchen Franz Karl Maier – exakt in der Nachricht, kritisch im Kommentar, nie polemisch. Da für Farbiges kaum Platz war, fiel es aus dem Rahmen, dass seit Herbst 1980 sonnabends zu lesen war, was sich hinter den Rathauskulissen abspielte – gern mit Ironie in Distanz zu allem und jedem.

Eine Lektion über Unabhängigkeit erhielt selbst die DDR-Führung. Sie sollte lesen, minutiös und nüchtern geschildert, was einem Tagesspiegel-Kollegen als Gast bei Verwandten drüben widerfahren war: Besuch von der Stasi.

Nach dem Tod des Patriarchen 1984 änderte sich – nichts, außer dass Lothar C. Poll und Christian Hädler die Verlagsgeschicke lenkten und die Redaktionsleitung an Bölke, Matthes und Hans von Przychowski ging. Maiers Initiativen im Stillen wirkten nach, wie der Beitrag der Pressestiftung Tagesspiegel mit einer halben Million DM zur Rettung der Sacrower Heilandskirche vor dem Verfall zeigte.

Auf Unbehagen der Status-Hüter stieß 1983 Weizsäckers überraschendes Treffen mit Erich Honecker. Du liebe Güte, ausgerechnet in Ost-Berlin, da es doch für den SED- und Staatschef nur die Hauptstadt der DDR gab und – als Ausland – die „Selbständige politische Einheit Westberlin“. Weizsäcker fragte die Alliierten auch nicht, sondern informierte sie kurz vor der Fahrt zu Honeckers Gästehaus Schloss Schönhausen in Pankow. Seelenruhig begegnete er dem Wirbelsturm bei seiner Rückkehr. Er sei als „deutscher Politiker“ bei Honecker gewesen, der Viermächtestatus für ganz Berlin bleibe „unberührt“.

Ein Jahr später war Weizsäcker Bundespräsident mit Sitz in der Bonner Villa Hammerschmidt in Bonn, der allgemeine Zorn über seinen Abschied als Regierender verraucht. Nachfolger Eberhard Diepgen profitierte vom Erbe Weizsäckers, und die „Blässe“ putzte sein engster Berater stilsicher weg, der Senatssprecher Winfried Fest.

Alles lief prima bis zum glänzenden CDU-Wahlsieg 1985. Doch gleich darauf erschütterte Berlin die Antes-Affäre, die allen früheren Schmuddelkram in den Schatten stellte.

Schießerei brachte den Stein ins Rollen

Eine Schießerei brachte den Stein ins Rollen, denn die Ermittler fanden einen Brief, der den Charlottenburger Baustadtrat Wolfgang Antes (CDU) schwer belastetete. Der facettenreiche Korruptionsskandal kreiste um Baugenehmigungen gegen Schmiergeld, windige Deals und „persönliche Parteispenden“ eines Baulöwen an Landes- und Bezirkspolitiker aller Couleur einschließlich Diepgen.

Nur die AL hatte keinen Anteil an dieser Art „Klimapflege“. Bundesweit war vom „Berliner Sumpf“ die Rede. Drei Senatoren traten zurück. Die Gerichte hatten flott zu tun mit der Verhängung von Gefängnisstrafen wegen Bestechlichkeit.

Die Stadtrebellen waren auch wieder aktiv, die sich in ihrem Kreuzberger Milieu am 1. Mai 1987 so harte Straßenschlachten mit der Polizei lieferten, dass Kreuzberg beim Besuch von US-Präsident Ronald Reagan aus Furcht vor antiamerikanischen Exzessen stundenlang abgeriegelt war.

Die Einladungsdiplomatie geriet zur Farce

Es war das Jahr des 750. Stadtjubiläums von Berlin, und beide Teile sonnten sich in der Strahlkraft jeweils „ihrer“ Stadt, in der das Anomale normal war. Man hatte um die Wette Neues gebaut, Altes wiederhergestellt oder restauriert. Beispiele sind das Schauspielhaus, der Französische Dom, das Nikolaiviertel mit der mittelalterlichen Kirche und dem Ephraimpalais, der Kammermusiksaal und die sanierte Kongresshalle im Tiergarten, die 1980 eingestürzt war. Zur Besichtigung des Ephraimpalais standen die Besucher Schlange, auch aus West-Berlin, wo Teile des 1935 abgetragenen Rokoko-Kleinods gelagert hatten.

Klar, gefeiert wurde getrennt. Monatelang hatten der Chef der Senatskanzlei und Honeckers Staatssekretär Gemeinsamkeiten ausgelotet, aber die Einladungsdiplomatie geriet zur Farce. Auf gegenseitige Einladungen Honeckers und Diepgens zum Geburtstagsstaatsakt im Palast der Republik und zum Festakt im ICC folgten verknurrte Absagen.

Die vereinbarten Besuche der Bürgermeister von Nachbarbezirken strich Honecker ebenfalls. Bei Kirchenkonzerten in Ost-Berlin schirmte das Ost-Protokoll den Oberbürgermeister Erhard Krack strikt von Diepgen ab.

Die Mauer muss weg

Worauf es für den Westteil ankam, zeigten die alliierten Staatsoberhäupter mit ihren Gratulationsvisiten. Zum ersten Mal schauten sie beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue zum Tee vorbei und würdigten damit Berlin als Quasi-Bundesland. Alles überragte die Rede von US-Präsident Ronald Reagan am Brandenburger Tor. Sein visionärer Appell an den sowjetischen KP-Chef, die Mauer niederzureißen, wurde bejubelt, aber doch als Show abgetan. Der Tagesspiegel vermied es, „den Quatsch“ zur Schlagzeile zu erheben. Wusste jemand, wohin der Reformkurs von Michail Gorbatschow führen würde?

Auch in Ost-Berlin gärte es in der Hoffnung auf Glasnost und Perestroika. Im Juni drängten Unter den Linden Hunderte zum Brandenburger Tor, um dem Konzert von David Bowie am Reichstag zu lauschen. „Die Mauer muss weg!“, tönte es. Polizei und Stasi griffen hart durch. Bürgerrechtler, deren Zahl stetig wuchs, wurden übel traktiert, eingesperrt oder in den Westen abgeschoben.

Es lebte sich sicher, warm und trocken

Welche Zeitenwende? Diepgen wollte aus der „Insel mindestens eine Halbinsel“ machen. Sein Vorstoß zur Bereinigung der Besatzungsvorschriften stieß auf Unverständnis der Alliierten, die am Fundament ihrer Berlin-Präsenz nicht kratzen ließen. Zwar störte das Relikt der Todesstrafe bei schweren Vergehen gegen die vier Besatzungsmächte, aber sie war in den Westsektoren nie verhängt worden.

Auch Diepgens Idee, die Lufthansa nach Berlin zu holen, verwehte. Den Berlin-Flugverkehr garantierten die Alliierten. Punkt. Na ja, ein Rettungshubschrauber wurde jetzt genehmigt, aber mit einem US-Piloten.

Es lebte sich sicher, warm und trocken unter dem Schutzdach der Alliierten. Freundschaften waren nicht selten, ein britischer Stadtkommandant sang sogar im Philharmonischen Chor. Dennoch: Jüngere Leute empfanden den Status irgendwie als altbackenes Zeremoniell, sie nahmen nicht mehr jede Weisung fraglos hin.

Es gab Klagen gegen den Bau der amerikanischen Wohnsiedlung in Düppel und den Schießplatz der Briten in Gatow. Und kein Gericht war zuständig. Der Ausweg war 1988 eine freundliche Geste. Die Alliierte Kommandantur eröffnete eine Beschwerdestelle für jedermann.

Gebietsaustausch zur Begradigung der Mauer

Noch 1988 vereinbarten der Senat und „die andere Seite“ den größten Gebietsaustausch zur Begradigung der Mauer. 76 Millionen Westmark kassierte die DDR, da sie mehr abgab als erhielt. Kernstück war das Lenné-Dreieck am Potsdamer Platz, das in den Tiergarten ragte, aber nicht eingemauert war, und an West-Berlin ging.

Drei Monate vergingen bis zur Übergabe. So besetzten Autonome die Brache und spielten mit der West-Polizei, die noch keinen Zutritt hatte – von innen Parolen und Steinwürfe, von außen Wasserwerfer. In der Morgendämmerung des Übergabetages kletterten die Besetzer über die Mauer in den Todesstreifen, wo die Lastwagen der DDR-Grenztruppen schon bereitstanden. Nach einem Frühstück wurden sie heimwärts geschickt.

Die Festivitäten in West-Berlin als Kulturstadt Europas wurden den Bürgern allmählich zu viel. Die Sorge vor steigenden Mieten bei Aufhebung der Mietpreisbindung, die Bonn dem Nachzügler Berlin aufdrückte, ging um. Die SPD machte das heikle Thema zu ihrem Wahlkampfhit. Die Antes-Affäre war auch nicht vergessen. Am Wahlabend Ende Januar 1990 gab es dicke Verluste für die Union, hohe Gewinne bei der SPD, ein Patt der Sitze von SPD und CDU im Parlament, Diepgens Bündnispartner FDP draußen, die rechtsextremen Republikaner drin.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben

Vor der Wahl im Januar 1989 hatte SPD-Chef Walter Momper die AL für regierungsunfähig erklärt. Nun schluckte sie seine „Essentials“ als Voraussetzung für „das rot-grüne Projekt“: Ja zum Viermächtestatus und zur Rechtseinheit mit dem Bund, Nein zur Gewalt. Doch der Regierende Bürgermeister Momper wurde seines Amtes nicht froh.

Die Koalition war im Nu zerstritten, im „Frauensenat“ (acht Damen, sechs Herren) gab es immerfort Klagen über den „autoritären Walter“. Die Erweiterung des Flughafens Tegel, der Forschungsreaktor in Wannsee, die Trasse für den Ost-West-Stromverbund waren ewige Zankäpfel.

Manche träumten noch von einer Insel der Seligen, als sie beinahe schon Festland war. Mit der Öffnung der österreichisch-ungarischen Grenze fiel im Frühling der erste Stein aus der Mauer. Hunderte flüchteten über Ungarn und die Bonner Botschaft. Am 40. Jahrestag der DDR sahen die versammelten Ostblockgrößen ein gespenstisches Bild, überall Proteste und Festnahmen.

Weise sprach Gorbatschow: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“ Zehn Tage später war Honecker gestürzt. Die friedliche Revolution nahm ihren Lauf. Von Woche zu Woche schwollen die Leipziger Montagsdemonstrationen an. Bei der machtvollen Kundgebung am Berliner Alex am 4. November zeugte ein Menschenmeer von der Entschlossenheit, die Fesseln der SED einfach abzustreifen.

Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört

Trotzdem kam der Fall der Mauer am 9. November wie ein Wunder. SED-Politbüromitglied Günter Schabowski teilte am Abend vor der internationalen Presse beiläufig in kruden Worten die lange geforderte Reisefreiheit mit. Wie elektrisiert strömten Ost-Berliner zu den Übergängen. Dort standen die Grenzwächter ohne Direktiven da, während der Senat bereits in einer Sondersitzung Organisatorisches wie den BVG-Verkehr und die Auszahlung des Begrüßungsgeldes regelte.

Anderntags eilten der Kanzler und das halbe Bundeskabinett ins Rathaus Schöneberg. Doch nichts als Gezänk in der Sondersitzung des Abgeordnetenhauses, eine gemeinsame Resolution kam nicht zustande, da sich die AL gegen eine mögliche Wiedervereinigung sträubte.

Willy Brandt blickte fassungslos in die Runde. Blamabel auch die anschließende Kundgebung vor dem Rathaus mit gellenden Pfiffen gegen Helmut Kohl. „Lenin spricht, Lenin spricht!“, zischte Kohl, als Momper vom tapferen „Volk der DDR“ sprach. Unsereiner weinte mit einem Auge vor Glück, dem anderen vor Scham. Auch Kohl, Außenminister Genscher und Brandt vermieden diplomatisch das Wort Einheit, aber jeder merkte, sie war gemeint. Brandt sagte es anderswo so: „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört!“

In Windeseile wurden die zerrissenen Fäden verknüpft, verrammelte Straßen und Ost-Berliner U-Bahnhöfe wieder geöffnet, am 22. Dezember das Brandenburger Tor. Fürs Erste koordinierte ein Regionalausschuss aus Vertretern des Senats und Magistrats, der beiden deutschen Regierungen sowie der Bezirke Potsdam und Frankfurt (Oder) all die Neuerungen.

Wie Musik klang das Tingting der „Mauerspechte“. Selbstvergessen aber tobte elf Wochen lang der West-Berliner Kita-Streik. Momper, der über Nacht weltbekannte „Mann mit dem roten Schal“ war genervt, blieb aber hart. Er hatte Besseres zu tun.

Ost- und West-Berliner Journalisten waren plötzlich Kollegen

Ost- und West-Berliner Journalisten waren plötzlich Kollegen und pendelten zwischen dem Schöneberger und dem Roten Rathaus, als sei es ganz normal. Bisher gab es keine West-Berliner Korrespondenten in Ost-Berlin. Im Februar 1990 eröffnete der Tagesspiegel sein Korrespondentenbüro – im Haus des Diplomatenklubs der DDR in der Schadowstraße. Nie war so viel los wie in den aufregenden elf Monaten der Einheitswerdung, der Stoff hätte für Jahre gereicht.

Aus der freien Wahl zur Stadtverordnetenversammlung ging der rot-schwarze Magistrat hervor. Unter den Newcomern saß der frühere CDU-Senator Elmar Pieroth. Augenzwinkernd meinte der neue Oberbürgermeister Tino Schwierzina (SPD), er tue alles, das Amt so schnell wie möglich loszuwerden.

Seine Idee, drei Senatoren in Personalunion in den Magistrat zu holen, war am Geschrei der Fraktionen von AL und SPD gescheitert. Auch das nahm er mit Humor: „Gegen den Wind kann man nicht Klavier spielen.“ Dafür fungierten Spitzenbeamte des Senats nebenher als Stellvertreter der Stadträte im Magistrat, womit sie als „Wossis“ galten.

Fortan tagten Senat und Magistrat gemeinsam. Momper und Schwierzina waren wie Zwillinge. Die denkwürdigste Stadtregierung je ging als Magi-Senat in die Annalen ein. Der Einheitsausschuss beider Parlamente hatte ein Wort mitzureden. Die Überleitung von Landesgesetzen auf den Ostteil und notwendige Korrekturen der West-Berliner Landesverfassung auf die Einheit hin waren zu beraten.

Die Einheitsgestaltung war ihm gewiss

Eine der ersten gemeinsamen Entscheidungen war die Ernennung Richard von Weizsäckers zum Gesamtberliner Ehrenbürger. Der Bundespräsident krönte seine Dankrede in der Nikolaikirche zwei Tage vor der Währungsunion mit dem Plädoyer für Berlin als Hauptstadt, was in Bonn heftig umstritten war. Am 2. Oktober war es so weit, die Stadtkommandanten feierlich mit Orden und Ehrenzeichen zu verabschieden, die in ihrer letzten Weisung an den Senat das Ende des Viermächtestatus per 3. Oktober, null Uhr verkündeten, pünktlich zum Einheitsgeläut am Reichstag.

Der Magi-Senat aber wurde noch gebraucht. So nahm Schwierzina als erster Ostdeutscher im Bundesrat Platz.

Aufs Ganze gesehen war nicht mehr wichtig, dass die AL kurz vor der Wahl zum Gesamtberliner Abgeordnetenhaus am 2. Dezember die rot-grüne Koalition wegen der Räumung besetzter Häuser in Friedrichshain platzen ließ. Am Wahlabend kam es wie erwartet. Momper fiel Rot-Grün auf die Füße, er war out, Diepgen wieder in. Vorbei Diepgens Schmerz, dass er die Einheitswerdung nicht hatte lenken können, die Einheitsgestaltung war ihm gewiss.

Dieser Text erscheint zum 70-jährigen Bestehen des Tagesspiegels. Lesen Sie weitere Beiträge zum Geburtstag auf unserer Themenseite.

Brigritte Grunert

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