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Fritz Brickwedde ist seit November 2013 Präsident des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE). Zuvor hat er 22 Jahre lang als Generalsekretär die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) aufgebaut und geleitet.

© picture-alliance/dpa

In der Lobby: Ein Grüner Schwarzer

Fritz Brickwedde, der Präsident des Bundesverbands Erneuerbarer Energien (BEE) sagt: „Ich habe keinerlei finanzielle Interessen an den erneuerbaren Energien und habe auch keine Solaranlage“

Fritz Brickwedde lacht leise in sich hinein und sieht durchaus fröhlich aus, wenn er über sein immer noch neues „Ehrenamt“ spricht: „Am 1. November 2013 habe ich dieses Ehrenamt angetreten.“ Das Ehrenamt als Präsident des Bundesverbands Erneuerbarer Energien (BEE) hat sich zum soliden Ganztagsjob ausgewachsen. Brickwedde ist das sichtlich recht. Im vergangenen Herbst 2013 löste das CDU-Mitglied Dietmar Schütz (SPD) ab. Zuvor hatte er 22 Jahre lang als Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) unter anderem den Deutschen Umweltpreis den bestdotierten Umweltpreis Europas begründet und unzählige Unternehmen dabei begleitet, Energie und andere Ressourcen effizienter zu nutzen.

Wer sind seine Freunde?

Fritz Brickwedde gilt als gut vernetzt. Mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte er schon viel zu tun, als sie noch Umweltministerin war. Bevor er 1991 zur DBU ging, war er Sprecher der niedersächsischen Landesregierung unter dem damaligen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht. Brickwedde beschreibt sich selbst als „grünen Schwarzen“. Genau davon will die Erneuerbare-Energien-Branche profitieren. Deshalb wählte die BEE- Mitgliederversammlung Brickwedde unmittelbar nach seinem Ausscheiden als DBU-Generalsekretär zum Präsidenten. Besonders gute Freunde hat Brickwedde übrigens in Ostritz. Die sächsische Stadt in der Lausitz hat ihn zum Ehrenbürger gemacht, weil er mit der DBU die Entwicklung zur energieeffizienten und erneuerbaren Modellstadt begleitet hat.

Wer sind seine Gegner?

Im Kuratorium der DBU, aber auch in den vielen Jurys für den Deutschen Umweltpreis, ist Brickweddes forsche Art nicht immer gut angekommen. Umweltschützer fühlten sich im Kuratorium häufig abgebürstet. Brickwedde verstand es zudem, die Jurys in seinem Sinne zu leiten. Wenn er einen Preisvorschlag für nicht anspruchsvoll genug hielt, häufig waren das mögliche Preisträgerinnen, ann zerfetzte er die Argumente schon mal so gründlich, dass die betreffende Person fast automatisch aus dem Raster fiel. Umgekehrt ist er aber auch immer wieder mit seinen Favoriten gescheitert, weil in den Jurys auch andere von der Methode Brickwedde Gebrauch machten.

Womit ist er aufgefallen?

Brickwedde ist kein Lobbyist mit Scheuklappen. In den vergangenen Monaten hat er klargemacht, dass er nicht gewillt ist, die Privilegien des Erneuerbare-Energien-Gesetzes einfach nur zu verteidigen. Von Anfang an hat er verlangt, die Industrierabatte von der EEG-Umlage mit Auflagen zur Erhöhung der Energieeffizienz der Nutznießer zu verbinden. Er hat Beispiele parat, die es schwer machen, ihm da zu widersprechen. So hat nach Brickweddes Angaben die Firma Salzgitter Flachstahl durch entsprechende Investitionen ihren Energieverbrauch um knapp 30 Prozent gesenkt.

Was ist seine Mission?

Brickwedde will die erneuerbaren Energien aus der Nische herausholen, dazu verlangt er auch der Branche, die er vertritt, einiges ab. Zum Beispiel den Versuch einer Versöhnung zwischen den Naturschützern und der Biogasbranche, die wegen der von ihr verursachten „Vermaisung“ der Landschaft ziemlich unter Druck geraten ist. Vor kurzem haben Naturschützer und Erneuerbaren-Branche erstmals eine gemeinsame Erklärung zum Thema verabschiedet, in der beispielsweise der vermehrte Einsatz von Blühpflanzen in der Biogasvergärung eine wichtige Rolle spielte.

Brickwedde sagt über sich: „Ich habe keinerlei finanzielle Interessen an den erneuerbaren Energien. Ich habe nicht investiert und habe auch keine Solaranlage.“ Auch das soll ihm die nötige Glaubwürdigkeit geben, um aus den früheren Nischenanbietern eine Industrie auf Augenhöhe mit der deutschen Großindustrie zu machen.

Dieser Text erschien in der neuen Beilage "Agenda" des Tagesspiegels. Die "Agenda" erscheint jeden Dienstag in Sitzungswochen des Deutschen Bundestages in der gedruckten Ausgabe des Tagesspiegels sowie im E-Paper und liefert politischen Hintergrund aus dem Innenleben der Macht. Ausgewählte Texte lesen Sie auch hier.

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