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So geht es nicht weiter. Albas Coach Herbert kämpft momentan damit, dass seine Spieler nicht als Team zusammenspielen.

© Camera 4

Alba Berlin: Jeder für sich allein

Das Pokal-Aus gegen Braunschweig offenbart tief sitzende Probleme und stürzt Alba in eine Sinnkrise. Trainer Gordon Herbert rückt in die Kritik, die Spieler driften auseinander.

Die dunklen Augen von Marko Simonovic waren traurig und leer. Mit gesenktem Blick stand der Basketballer in der Arena am Ostbahnhof. „Das war vielleicht die schlimmste Niederlage der ganzen Saison“, sagte Simonovic nach Alba Berlins Pokal-Niederlage gegen die Phantoms Braunschweig. Auch die Aussicht, mit einem Sieg am Samstag gegen die Artland Dragons zum Führungstrio der Bundesliga aufzuschließen, konnte den Serben nicht aufmuntern. „Ja, aber das war der deutsche Pokal“, sagte Simonovic und streckte ratlos die Arme von sich. „Ein Knockout, wir sind raus.“

Das 89:95 nach Verlängerung war mehr als eine Niederlage, nach der Basketballer schon wieder vom nächsten Spiel sprechen. Da war etwas kaputt gegangen am Mittwochabend: die Überzeugung, dass alles noch einmal gut wird, wenn man weitermacht wie bisher. Das lag nicht nur daran, dass Alba nach dem Eurocup-Aus und dem verpassten Pokal-Halbfinale zwei von drei Wettbewerben abschreiben kann. Sondern vor allem an der Art, wie das Team auf dem Feld und später danach wie Eisschollen auseinandergedriftet war.

„Unser Problem sitzt tief“, sagte Geschäftsführer Marco Baldi erzürnt. „Wir verzichten auf Mannschaftsspiel. Ich weiß nicht, wie viele Spielzüge wir gespielt haben, wo einer ausgebüchst ist.“ Immer wieder wollten einige Berliner im Alleingang Außergewöhnliches vollbringen, statt sich Team und Taktik unterzuordnen. Und das nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Für die Einhaltung der Vorgaben zu sorgen, sei „natürlich die Aufgabe des Trainerstabes“, sagte Baldi. Deswegen wollte er am Donnerstag mit Trainer Gordon Herbert und Sportdirektor Mithat Demirel das Gespräch suchen. „Da besteht deutlicherer Gesprächsbedarf als vorher, das sind grundsätzliche Gespräche, wir haben ein wichtiges Spiel für diesen Klub verloren“, sagte Baldi. Er wolle dies nicht als Rapport verstanden wissen. „Aber das ist keine Routine, da geht es nicht um Feinheiten. Sondern darum, wie wir wieder dahin kommen, ein System zu spielen.“ Damit nimmt Baldi Trainer Herbert deutlicher in die Verantwortung als bisher. Zuvor hatte er den Kanadier stets in Schutz genommen und auf die guten Leistungen bis Weihnachten verwiesen. Doch seitdem wurden neun von 14 Pflichtspielen verloren, vier der fünf Siege gelangen gegen Abstiegskandidaten.

Laut Baldi ist der Job des Trainers nicht in Gefahr, auch Strafen für die Spieler sind nicht vorgesehen. „Wir bestrafen Spieler nicht für Niederlagen, sondern wenn sie nicht alles geben“, sagte Baldi. Den Eindruck habe er bisher nicht. Er zweifele nicht an der Motivation jedes Einzelnen, sehr wohl aber „an der Motivation, als Team zu spielen“. Auch Neuzugänge sieht Baldi nicht als Heilmittel, zudem gebe es „finanzielle Limits“. Und „vielleicht sagen Gordon Herbert und Mithat Demirel ja, wir brauchen gar keine neuen Spieler“.

Sondern nur eine neue Einstellung. „Vielleicht wollen einige zeigen, dass sie Charakter haben, punkten und Matchwinner sein können“, vermutete Simonovic vorsichtig. Kapitän DaShaun Wood wurde schon deutlicher. „Jeder Spieler muss jetzt in den Spiegel schauen“, sagt der Spielmacher. „Im Moment wollen zu viele punkten, wir haben zu wenige, die die Drecksarbeit machen wollen.“ Einige Spieler schauten zu sehr auf ihre Statistiken, „weil sie bei Alba bleiben wollen oder an ihre Karriere denken“. Zur Not würde er die Drecksarbeit auch selber machen. Aber ob dem Team damit geholfen ist, wenn der beste Werfer und Passgeber sich offensiv zurückhält, ist fraglich. Da sollten sich andere angesprochen fühlen.

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