zum Hauptinhalt
Verkauft, kein Berliner. Ärger um ein Trikot und seinen früheren Besitzer.

© Imago

Update

Schaffartzik-Trikot am "Kreuz": FC Bayern empört über Alba-Fans

Haben Fans von Alba Berlin Ex-Spieler Heiko Schaffartzik beim Spiel gegen den FC Bayern am vergangenen Sonntag symbolisch ans Kreuz geschlagen? Was für die Münchner unzweifelhaft ist, sehen die Berliner naturgemäß ganz anders.

Am Dienstagabend hat Alba Berlin ein Eurocup-Spiel in Mons gewonnen, doch das interessierte am Tag danach nicht mehr. Viel wichtiger war das vorvergangene Spiel, das die Berliner ebenfalls gewonnen (94:74) haben und nach dem sich der FC Bayern Basketball in einem offenen Brief an die Liga und Alba Berlin über das Verhalten des Berliner Publikums und der Offiziellen beschwert. „Mit dem Spiel in Berlin ist eine Grenze überschritten worden”, erklärte Sportdirektor Marko Pesic der Münchner „Abendzeitung“. Inzwischen ermittelt auch die Basketball-Bundesliga. Im Zentrum der Empörung stehen Aussagen von Alba-Trainer Sasa Obradovic vor dem Spiel und zwei Plastikstangen – oder, je nach religiös-kulturell Betrachtungsweise, ein Kreuz.

Einige Alba-Fans hatten Heiko Schaffartziks ehemaliges Alba-Trikot auf zwei gekreuzte Plastikstangen gehängt, die von einigen Beobachtern und vor allem vom FC Bayern als Kreuz verstanden wurden. Das Trikot hatten sie mit der Beschriftung „verkauft“ und „kein Berliner“ versehen. Heiko Schaffartzik hatte im Sommer um Auflösung seines Vertrages gebeten und war danach zum FC Bayern gewechselt. Was ihn in Berlin offenbar vom Publikumsliebling zur Hassfigur werden ließ. Heiko Schaffartzik sei öffentlich ans Kreuz geschlagen worden, beschwert sich nun der FC Bayern. Das Kreuz als Symbol des Todes soll bei Schaffartziks Verwandtschaft nach Informationen des Tagesspiegels auch deshalb so große Empörung ausgelöst haben, weil der Berliner als 13-Jähriger an Leukämie erkrankt war. Die Eltern von Heiko Schaffartzik wollten sich nicht näher dazu äußern.

Seine Mutter hat sich während des Spiels am Sonntag bei Alba-Geschäftsführer Marco Baldi über das Kreuz beschwert. Dieser habe anschließend nichts getan, behaupten die Verantwortlichen des FC Bayern, er habe stattdessen das Trikot-Kreuz gebilligt. Marco Baldi war am Mittwoch nicht zu erreichen, doch die Alba-Fans widersprechen dieser Darstellung.

Marco Baldi sei während des Spiels zu ihnen gekommen, erklärt Alexander Kürth, Vertreter der Alba-Fangruppierung „Block 212“: „Er hat gesagt, dass wir das Trikot herunternehmen sollen, Schaffartziks Mutter hätte sich darüber beschwert.“ Für einige Zeit verschwand das Trikot, später hielten es einige Fans wieder hoch. Hätte Baldi erklärt, dass das Gestänge als Kreuz gesehen wird, „hätten wir es runtergenommen“, sagt Kürth. Die Fans haben diese Wahrnehmung angeblich nicht beabsichtigt. „Es ist eindeutig kein Kreuz oder Galgen gewesen“, sagt Kürth, „es sind zwei Stangen – wir brauchten etwas, um das Trikot aufzuhängen.“

Zudem beschweren sich die Münchner über Albas Trainer Sasa Obradovic, der vor dem Spiel über Bayern- Spieler Robin Benzing sagte: „Er sieht beim Wurf jedesmal so aus, als würde man ihn dabei töten.“ Das sei respektlos und eine Ausdrucksweise, die man nicht mal auf dem Fußballplatz höre, glauben die Verantwortlichen des FC Bayern. Auch Sasa Obradovics Aufforderung an die Fans, für „Heimspielatmosphäre“ zu sorgen, empfinden die Münchner inzwischen als unnötiges Anheizen. Dabei hatte Trainer Svetislav Pesic vor dem Spiel im Tagesspiegel Verständnis geäußert: „Jeder Trainer wünscht sich eine zusätzliche Unterstützung durch das Publikum.“ Nun sorgt sich der FC Bayern in seinem Brief um seine Spieler sowie um die Fankultur und das Fairplay im deutschen Basketball.

Die Rivalität zwischen den Klubs entwickelt sich zu einer Feindschaft. Seit der FC Bayern im Sommer vier Berliner Spieler verpflichtete, sind die Beziehungen auf dem Tiefpunkt. Marco Baldi hat zuletzt die Aussagen von Bayern-Aufsichtsratschef Uli Hoeneß im Tagesspiegel („Viele Berliner wollten weg, es gab ja wohl auch das eine oder andere Problem in der Mannschaft“) süffisant kommentiert: „So wie bei Mario Götze, ja? Ganz ehrlich, ich kann eigenes Scouting betreiben oder gucken, was die anderen machen.“ Das ärgerte wiederum die Bayern. „Marco Baldi scheint sämtliche Selbstkontrolle und Respekt gegenüber den Gegnern verloren zu haben”, sagt Marko Pesic. Dabei hat er einst für den Alba-Manager gespielt. Doch der Respekt füreinander aus früheren Tagen ist offenbar verloren gegangen.

Zur Startseite