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Arztbrief: Nasennebenhöhlen-Operationen

Unser Experte Hans Behrbohm ist Chefarzt der Abteilung für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Plastische Operationen an der Park-Klinik Weißensee.Die Klinik ist das von niedergelassenen HNO-Ärzten Berlins für eine Nasennebenhöhlenentzündung am häufigsten empfohlene Krankenhaus (Ärzteumfrage 2015 von Tagesspiegel und Gesundheitsstadt Berlin).

ERLÄRUNG Die Nase ist zu, Geruchs- und Geschmackssinn sind passé, der Kopf pocht und die Nasennebenhöhlen drücken und schmerzen - fast jeder kennt die Symptome einer Nasennebenhöhlenentzündung aus eigener Erfahrung. Die sogenannte Sinusitis ist eine Entzündung der Nasennebenhöhlenschleimhaut.

Schuld an dieser Anfälligkeit für Infekte sind die Anatomie und die Beschaffenheit der Schleimhäute. Die mit Luft gefüllten Hohlräume der Nebenhöhlen sind über schmale Öffnungen mit der Nase verbunden. „Die Nase ist wie eine Flugzeugturbine“, sagt Hans Behrbohm, Chefarzt der Abteilung für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Plastische Chirurgie an der Park-Klinik Weißensee. Die Atemluft wird beim Einatmen beschleunigt, in den Nasennebenhöhlen verwirbelt, abgebremst und anschließend von den Schleimhäuten erwärmt und befeuchtet. Verschließen sich diese Luftwege jedoch, weil die Schleimhäute entzündet und angeschwollen sind, kann das Sekret der Nasenhöhlen nicht mehr abfließen. Die so angestaute Flüssigkeit ist ein idealer Nährboden für Bakterien und Viren.

Die Nasennebenhöhlen sind mit Luft gefüllte Hohlräume, die wie die Nase mit einer Schleimhaut ausgekleidet sind. Geschwollene und entzündete Schleimhäute (1) verhindern den Abfluss von Sekreten - ein idealer Nährboden für Keime.
Die Nasennebenhöhlen sind mit Luft gefüllte Hohlräume, die wie die Nase mit einer Schleimhaut ausgekleidet sind. Geschwollene und entzündete Schleimhäute (1) verhindern den Abfluss von Sekreten - ein idealer Nährboden für Keime.

© Fabian Bartel

SYMPTOME Menschen, die an einer Nasennebenhöhlenentzündung erkranken, bekommen durch die Nase nur noch schwer Luft, meist ist sie ganz zu und die Betroffenen können nur schlecht riechen und schmecken. Typische Symptome einer Nasennebenhöhlenentzündung sind ein Druckgefühl im Kopf bis hin zu pochenden Schmerzen in Stirn, Wangen und hinter den Augen. Beugt sich der Erkrankte nach vorn, verstärkt sich das Druckgefühl in den Wangen.

Die Nasennebenhöhlenentzündung ist eine der häufigsten Erkrankungen der Atemwege. In der Regel klingt sie nach wenigen Wochen wieder ab. „Eine Entzündung, die länger als zwölf Wochen besteht und nicht mehr abheilt, gilt als chronisch“, sagt Behrbohm. Einige der Betroffenen leiden auch unter immer wiederkehrenden Nasennebenhöhlenentzündungen. „Viele dieser Patienten trifft es in Frühling und Herbst, häufig verbunden mit heftigen Schmerzen“, sagt der Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Die Gefahr: Die chronische Sinusitis greift möglicherweise auf andere Regionen der Atemwege über. „Ein solcher Etagenwechsel kann zu einer chronischen Bronchitis oder auch zu Asthma bronchiale führen.“

URSACHEN Eine akute Sinusitis wird meist von einem viralen oder bakteriellen Infekt der Nase ausgelöst. Die entzündeten und geschwollenen Schleimhäute verhindern, dass das Nasennebenhöhlensekret abfließen kann. In dem so angestauten Sekret können sich wiederrum Keime ansiedeln. „Bei einer akuten Nasennebenhöhlenentzündung stehen eine gestörte Belüftung und ein blockierter Sekretabfluss im Vordergrund“, sagt Behrbohm.

Chronisch entzündete Nasennebenhöhlen sind dagegen häufig nicht durch äußere Einflüsse wie Viren oder Bakterien bedingt. „Die Schleimhäute sind sozusagen die immunologische Frontlinie“, sagt Behrbohm. Oft sind es Prozesse der eigenen Immunabwehr, die den Körper angreifen. Weiße Blutzellen hinterlassen bei ihrem Kampf gegen Eindringlinge sogenannte Leukotiene. Dieser Stoff neutralisiert Schädlinge -kann aber auch chronisch entzündete Schleimhäute und Polypen verursachen.

Auch anatomische Engstellen der Belüftungskanäle, verkümmerte Nasenscheidewände oder vergrößerte Nasenmuscheln können dazu führen, dass die Nase schlecht belüftet wird und Schleim nicht abtransportiert werden kann.

DIAGNOSE „Besteht der Verdacht auf eine Nasennebenhöhlenentzündung, erhebt der Facharzt zunächst die Krankengeschichte, also die Dauer und die Art der Beschwerden, unter denen der Patient leidet“, sagt Behrbohm. Mit einer Nasenendoskopie untersuchen Ärzte das Innere der Nase. Ein Bakterien-Abstrich der Nasenschleimhaut gibt bei eitrigem Schnupfen Aufschluss über einen möglichen Bakterieninfekt.

Ein spezielles Untersuchungsverfahren ist die sogenannte Computerrhinomanometrie. Dabei misst der Arzt den „Flow“, also den Luftstrom in der Nase. Der Patient inhaliert dazu durch eine Atemmaske, jeweils ein Nasenloch wird mit einem Schaumstoffstöpsel verschlossen. Während der Patient mehrere Male ein- und ausatmet, misst der Computer das nasale Atemvolumen und bestimmt die Luftdurchlässigkeit der Nase. Ob der Geruchssinn noch intakt ist, prüft die sogenannte Olfaktometrie. Der Patient schnüffelt dazu an „Sniffin´ Sticks“, also Riechteststäbchen, die verschiedene Alltagsgerüche verströmen.

„Wenn sich der Verdacht auf eine chronische Sinusitis erhärtet, untersuchen wir Nase und Nebenhöhlen mit bildgebenden Verfahren, wie der Computertomografie (CT), der Digitalen Volumentomografie (DVT) oder der Magnetresonanztomografie (MRT)“, sagt Behrbohm. So ließen sich mit CT, MRT oder DVT innere Strukturen und auch mögliche den Luftstrom störende Polypen gut darstellen.

THERAPIE Akute Erkrankungen lassen sich medikamentös therapieren - zum Beispiel mit abschwellenden Nasentropfen, schleimlösenden Arzneien oder Kortisonnasensprays. „Bei eitrigen, meist fieberhaften Entzündungen sind Antibiotika sinnvoll - allerdings handelt es sich in 90 Prozent der Fälle um virale Entzündungen“, so Behrbohm. Chronische Entzündungen hingegen müssen oft operativ behandelt werden, um die Zugänge zu den Nebenhöhlen zu erweitern. Chirurgen nennen den Eingriff Pansinusoperation oder auch „Fensterung“. „Ziel der Operation ist das Siebbein, das zwischen Auge und Nase liegt und von dem aus alle Höhlen eröffnet werden können“, sagt Behrbohm. Dort werden wuchernde Polypen entfernt, knöchernde Zellen abgetragen und gestaute Sekrete abgesaugt, um wieder ausreichend Raum für die Atemwege zu schaffen. Auch schiefe Nasenscheidewände können operativ begradigt werden. „Rund 95 Prozent der Eingriffe erfolgen endoskopisch“, sagt Behrbohm. Doch der Eingriff geschieht auf sensiblem Terrain. „Die Operation findet in einer anatomisch brisanten Region nahe der Hauptschlagader, der Hirnhäute und des Sehnervs statt“, sagt der Operateur und fügt beruhigend hinzu: „Moderne Optiken, brillante bildgebende Verfahren und Navigationssysteme machen diese Operationen aber sehr sicher.“ Komplikationen wie Verletzungen des Gehirns, Blutungen oder Erblindung seien äußerst selten.

Die von Hans Behrbohm entwickelte biostatische Siebbeinchirurgie zielt darauf ab, die filigrane Architektur des Siebbeins zu bewahren und Verletzungen an den Schleimhäuten möglichst gering zu halten. Das Siebbein ist ein lufthaltiger Knochen zwischen Auge und Nase, der die Belüftung und Drainage der Kiefer- und Stirnhöhle ermöglicht. Es besteht aus mehreren Zellen und ist etwa so groß wie eine Streichholzschachtel. Wie die tragenden Wände eines Hauses spielen auch einige dieser Zellen eine wichtige Rolle für die Statik in der Nase. „Um die Nebenhöhlen mit der Nase zu verbinden, wurden bisher aber oft alle Zellen des Siebbeins, auch die nützlichen, ausgeräumt“, sagt Behrbohm. Die biostatische Siebbeinchirurgie unterscheide zwischen tragenden Wänden und verzichtbaren Zellen. Behrbohm entfernt mit einem feinen Endoskop nur die Zellen, die erkrankte Schleimhaut enthalten. Die Zellen, die für Belüftung und Sekretabfluss wichtig sind, blieben somit erhalten.

Kleinere Engstellen in der Stirnhöhle können mit kleinen aufblasbaren Ballonen geweitet werden. Für die sogenannte Ballondilatation wird ein dünner Katheter in die Stirnhöhle vorgeschoben und darüber ein Ballon entfaltet, der durch seinen Druck die verengte Stirnhöhle öffnet. Allerdings erstatten die Krankenkassen die anfallenden Kosten dieses Verfahrens von rund 2000 Euro nicht. Das können sich viele Menschen schlicht nicht leisten. „Wir haben anstelle des Ballons ein alternatives System entwickelt, das nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert.“ Der entscheidende Vorteil für den Patienten sei es, dass keine zusätzlichen Kosten entstünden.

Die Redaktion des Magazins "Tagesspiegel Kliniken Berlin 2016" hat die Berliner Kliniken, die diese Erkrankung behandeln, verglichen. Dazu wurden die Behandlungszahlen, die Krankenhausempfehlungen der ambulanten Ärzte und die Patientenzufriedenheit in übersichtlichen Tabellen zusammengestellt, um den Patienten die Klinikwahl zu erleichtern. Das Magazin kostet 12,80 Euro und ist erhältlich im Tagesspiegel Shop.

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