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Burg Rabenstein.

© Jürgen Rocholl/FACE

Kurztrip: Recken und Raubvögel

In diesem Dorf kann man auf Zeitreise gehen - rund um BURG RABENSTEIN. Dort, über den Wipfeln, lässt sich ahnen, wie einst Ritter auf die Jagd gingen

Es war eine Glanzrolle für den einst gefeierten DDR-Charakterdarsteller Armin Müller-Stahl. Im DEFA-Film „Die Hosen des Herrn von Bredow“ spielt er einen fiesen Pfaffen im späten Mittelalter. Die historische Kulisse für den 1973 gedrehten Streifen hätte nicht besser sein können: Burg Rabenstein thront auf einem 153 Meter hohen Hügel, dem „Steilen Hagen“, was in der eher flachen Mark Brandenburg eine Seltenheit ist. Egal, von welcher Seite man das Bauwerk betrachtet, Rabenstein bietet das Bild einer romantischen Burg, wie man sie aus Märchen- und Bilderbüchern kennt. Mit Torhaus und Bergfried, mit Brunnen und Kapelle im Innenhof, mit Wohn- und Stallgebäuden drumherum.

Heute stürmen Ausflügler den „Steilen Hagen“ von Burg Rabenstein im Hohen Fläming, südwestlich von Berlin und verbringen dort oben, hinter gut zwei Meter dicken Granitmauern, ein Weilchen in der Ritterzeit. Gleich am Parkplatz, im Dorf Raben am Fuße des Hügels, beginnt der Aufstieg. Aber viel eindrucksvoller ist es, sich der um 1209 erbauten und in den neunziger Jahren umfangreich sanierten Burg langsam anzunähern. Also am besten erstmal durch Raben bummeln, ein weltfernes Flämingdörfchen mit bunten Bauerngärten. Sehenswert: die spätromanische Feldsteinkirche, im Jugendstil ausgemalt, eine Seltenheit. Dann vielleicht ein Päuschen im Biergarten des Gasthofes „Hemmerling“. 1736 hatte der Vorfahr der Wirtsfamilie, Johann Christian Hemmerling, vom Kurfürsten das „erbliche Krugrecht“ verliehen bekommen, als Dank für seine langjährigen Dienste als Leibwächter der Burgherren. Vom Gasthof kann man zum Buchenwald am „Steilen Hagen“ blicken; nur der Bergfried ragt über die Kronen hinaus.

Also Aufstieg. Am Start liegt das „Naturparkzentrum Hoher Fläming“. Touristeninfos, Produkte aus der Region, ein Kräutergarten für alle Sinne, die Erlebnisausstellung zu Wundern der Natur in der eiszeitlich geprägten Moränenlandschaft mit Orchideenwiesen und Buchenwäldern, das alles wird hier geboten - und setzt sich live auf dem Wander- und Naturerlebnispfad zur Burg fort. Spechte hämmern, in den Wipfeln, hoch wie eine Kathedrale, rauscht der Wind, während man zum Torhaus hinaufgeht. Willkommen im Burghof. Schenke, Rittersaal, Abort-Erker, Folterkammer, alles da. Eine Treppe führt in den 30 Meter hohen Bergfried, eng und steil geht es hinauf, Abenteuer pur. Die Belohnung ist ein grandioser Ausblick. Wie sanfte grüne Wellen breiten sich die Wiesen und Wälder des Hohen Flämings aus. „Raben galten im Mittelalter als Glücksbringer“, steht auf einer Infotafel. Deshalb also hieß die Burg schon im 13. Jahrhundert unter Konrad von Wolfsauge, dem ersten Burgverwalter, „Ravenstein“.

Fehlt nur noch ein Gespenst. Tatsächlich, im Turm wird an die unglückliche Rittertochter Rosemarie erinnert, die bis heute auf Rabenstein spuken soll. Ihr Vater hatte sie auf ewig in den Bergfried gesperrt, weil sie heimlich zu Spiel und Tanz ins Dorf hinabgegangen war.

Zur Jagd ritten die Recken damals, auf dem Arm einen Raubvogel. Das passende Finale der Zeitreise auf Rabenstein gestaltet deshalb Falkner Dirk Grabow vor dem Burgtor. Gleich hinter dem Backhaus, wo bis heute Brot in den Ofen geschoben wird, lässt er seine Raubvögel in den Himmel aufsteigen. Schwarze und rote Milane, Seeadler, Habichte, Falken, sibirische Uhus, die größten Nachtgreifvögel der Welt. Oder Gänsegeier „Gonzo“ mit Schwingen so breit und lang wie ein Bügelbrett. Seit zwölf Jahren betreibt der 43-jährige gelernte Forstwirt seine Falknerei auf dem „Steilen Hagen“. Etliche Großvolieren gehören dazu, in denen er ausschließlich Zuchttiere hält. Davor stehen die Zuschauerbänke im Halbkreis.

Grabow tritt mit einem Wanderfalken vors Publikum. Seine Hand schnellt hoch, das Tier hebt ab, gleitet trotz seiner Größe wie ein Lufthauch über die Köpfe hinweg. Der Falke steigt wie ein Pfeil in die Höhe und schießt im Sturzflug herab, wenn Grabow Fleischstücke mit einer Schleuder in die Luft schießt.

Wie die Burg aus der Falkenperspektive wirkt? Dirk Grabow kramt ein Luftbild hervor. So ähnlich muss Rabenstein auch schon vor 800 Jahren ausgesehen haben. Es fehlen nur ein paar Ritterfiguren auf dem Turmausguck.

Burg Rabenstein. Rabenstein Fläming OT Raben,  Zur Burg 49, Tel. (033848) 602 21, www.burgrabenstein.de

Essen & Trinken

Springbachmühle. Beliebte Ausflugsgaststätte vor den Toren von Bad Belzig. Ein großer Biergarten grenzt ans alte Wassermühlenrad, nebenan gibt es Tiergehege. Bad Belzig, Mühlenweg 2, www.springbachmuehle.de

Schlossschänke Zur Remise. Wo einst Kutschen parkten, kann man heute auf der Terrasse essen. Wiesenburg/Mark, Schloßstr.2, www.schlossschaenke-wiesenburg.de

Kirche in Raben.
Kirche in Raben.

© Bansen/Wittig

Freizeit

Wiesenburg. Ein weltvergessener Flecken mit einem romantischen englischen Park zu Füßen eines (privatisierten) Neorenaissance-Schlosses. www.wiesenburgmark.de

Burg Eisenhardt. Auf einem Hügel über Bad Belzig. Tipp: Die mittelalterliche Ringmauer mit Wehrtürmen erforschen, vom „Butterturm“ über den Fläming blicken, die Galerie im Torhaus besuchen. Bad Belzig,Str. der Einheit 41, www.belzig.com

Dreiburgenland. Wegen seiner Burgen Rabenstein, Wiesenburg und Eisenhardt wird der Hohe Fläming auch „Dreiburgenland“ genannt. Alle drei Wehranlagen erreicht man vom Bahnhof Belzig aus zum Beispiel mit der „Burgenlinie Hoher Fläming“. Fahrplan unter: www.burgenlinie.de

Stein Therme Bad Belzig. Entspannung in sechs Thermalsole- und Warmwasserbecken, drinnen und draußen. Bad Belzig, Am Kurpark 15, www.steintherme.de

Kultur

Kunstwanderweg. 19 Kilometer weit verknüpft der Weg sehenswerte Kunstobjekte mit der Landschaft des Hohen Fläming zwischen Bad Belzig und Wiesenburg. Am Wegesrand: Objekte internationaler Künstler. www.kunst-land-hoher-flaeming.de

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