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Brandenburg: 1600 Rechtsextreme marschierten in Halbe

Großes Polizeiaufgebot verhinderte Zusammenstöße mit linken Gegendemonstranten

Halbe - Etwa 1600 Rechtsextremisten aus dem In- und Ausland haben gestern am Rande der größten Kriegsgräberstätte Deutschlands in Halbe ein „Heldengedenken“ veranstaltet. Gegenüber dem Vorjahr erhöhten die streng organisierten Verbände die Zahl der Teilnehmer um mehr als das Doppelte. Ein massives Polizeiaufgebot von 1800 Beamten verhinderte Zusammenstöße mit linken Gegendemonstranten. Deren Zahl wurde von der Polizei mit 1000 angegeben.

Ein breiter Korridor trennte die beiden Gruppen. Mehrere aus Berlin angereiste Autonome lieferten sich Rangeleien mit der Polizei. Doch die ließ keine Demonstranten zu den Rechtsextremisten durch, so dass diese weitgehend unbehelligt blieben. Die Polizei hatte den 50 Kilometer südlich Berlins gelegenen Ort schon am frühen Morgen abgeriegelt. An allen Zufahrtsstraßen standen Sperren, an denen die Kundgebungsteilnehmer nach Waffen und anderen gefährlichen Gegenstände durchsucht wurden. Auf ihrer Kleidung durften sich keine Symbole verfassungsfeindlicher Organisationen befinden. Am Bahnhof Königs Wusterhausen wurde ein Mann wegen des Tragens des Emblems „Thor Steinar“ vorläufig festgenommen.

Halbes ehrenamtlicher Bürgermeister Ralf Kunze beobachtete den Aufmarsch kopfschüttelnd am Straßenrand. „Es ist eine Schande, dass unser Ort immer mehr Rechtsextreme anzieht. Wir sind einfach hilflos“, sagte er. „Doch einfach ignorieren kann man die auch nicht.“ Die rund 1500 Einwohner von Halbe regten sich nicht nur über die Absperrungen auf. „Ihnen geht der ganze Missbrauch der Kriegsgräberstätte gewaltig auf die Nerven.“ Er setze daher große Hoffnung auf ein Kommunikationszentrum, das allen in Halbe beerdigten Opfern gerecht werden solle. Denn auf dem Friedhof liegen nicht nur bei einer der größten Kesselschlachten des Krieges getötete Soldaten, sondern auch 57 hingerichtete Wehrmachtsdeserteure, 37 ermordete sowjetische Zwangsarbeiter sowie rund 5000 Opfer eines nach 1945 errichteten sowjetischen Internierungslagers. Insgesamt fanden auf dem Waldfriedhof etwa 22 000 Menschen ihre letzte Ruhe.

Der Direktor des zuständigen Amtes Schenkenländchen, Ulrich Arnts, entdeckte in den Reihen der Rechtsextremisten auch „bekannte Gesichter aus seiner Region“. Das seien vor allem junge Menschen, die Sozialhilfe beziehen. „Ihnen gibt die rechte Szene offenbar eine Heimat.“ Das Amt und die Gemeinde Halbe hatten vergeblich versucht, die Demonstranten ganz vom Friedhof fern zu halten. Der Parkplatz vor dem Eingang war zum Friedhofsgelände erklärt worden. Doch dieser Verwaltungsakt kam zu spät. So konnten die Rechten ihre Kränze ablegen, die auch mit SS-Runen verziert waren. Den Friedhof selbst hatte die Polizei abgeriegelt.

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