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Brandenburg: 700-Jahr-Feier: Peitz lädt zu mittelalterlichem Spektakel

Vor 700 Jahren wurde Peitz, ein paar Kilometer von Cottbus entfernt, erstmals in einer Urkunde als "Pizne" erwähnt - willkommener Anlass für ein Volksfest an diesem Wochenende, mit dem die 6000-Einwohner-Stadt auch überregional für ihre Sehenswürdigkeiten wirbt. Zentren des historischen Spektakels sind der Festungsturm und das Rathausgelände.

Vor 700 Jahren wurde Peitz, ein paar Kilometer von Cottbus entfernt, erstmals in einer Urkunde als "Pizne" erwähnt - willkommener Anlass für ein Volksfest an diesem Wochenende, mit dem die 6000-Einwohner-Stadt auch überregional für ihre Sehenswürdigkeiten wirbt. Zentren des historischen Spektakels sind der Festungsturm und das Rathausgelände. Am heutigen Sonntag werden mehr als 50 Handwerker und Händler ihre Fertigkeiten darstellen. Unter ihnen sind Kasperpuppen-Bauer, Kerzenzieher, Drechsler, Töpfer und Bogenbauer. Musikanten locken mit historischen Instrumenten wie Sackpfeifen, Pommern, Hörnern und Flöten. In Anlehnung an die Geschichte der Stadt wird auch ein Kampf um die Festung Peitz nachgestellt.

Wie die Zitadelle in Spandau bei Berlin wurde die Festung Peitz im wesentlichen von dem aus Italien stammenden brandenburgischen Festungsbaumeister Rochus von Lynar errichtet. Noch heute lassen sich im Straßenbild Reste der ehemaligen Befestigung erkennen, die in ihren besten Zeiten zu den bedeutendsten Anlagen dieser Art in Mitteleuropa gehörte, ein Umstand, der bei den Stadtfesten in diesem Jahr auch werbewirksam betont wird. In dem zum Museum umgestalteten, doch auch als Konzertsaal und zu Eheschließungen genutzten Festungsturm ist zu erfahren, dass die Geschichte mit Peitz nicht sehr liebevoll umgegangen ist. Es herrschten Hungersnöte und Stadtbrände, die Festung wurde mehrfach belagert und erobert. Obwohl Friedrich der Große die Festung Mitte des 18. Jahrhunderts niederlegen ließ, blieb erstaunlich viel Mauerwerk erhalten. Da die Gemäuer von den Peitzern als Steinbruch benutzt wurden, stecken unzählige Festungsziegel in Wohn- und Wirtschaftsgebäuden der Stadt. 1820 verhinderten traditionsbewusste Bürger durch eine Eingabe beim König, dass der Festungsturm abgerissen wurde.

Mit Landes- und Bundesmitteln restauriert, lädt das kleine Hüttenmuseum zu einem Streifzug durch die Geschichte der Metallverarbeitung in Brandenburg und Preußen ein. Peitz hatte für den Ausbau der Eisenindustrie beste Voraussetzungen, ist beim Rundgang durch die Schausammlung zu erfahren. Im Jahr 1550 wurde das Hüttenwerk vom Markgrafen Johann V. von Küstrin, einem Bruder des brandenburgischen Kurfürsten Joachim II., zur Ausrüstung hohenzollernscher Söldner errichtet. Hier wurden Kanonenkugeln und Kochtöpfe, Grabkreuze und Gitterzäune, Ackergerät und Teile von Textilmaschinen gegossen. In der Nähe wurde im Tagebau Raseneisenstein gewonnen, der in einem komplizierten Verfahren verhüttet wurde. Im Sommer 2001 erhält ein Seitenflügel dieser eindrucksvollen Anlage, die ehemalige mechanische Werkstatt, eine neue Ausstellung, in der die Geschichte der Peitzer Eisengewinnung und -verarbeitung erzählt wird. Dieser Trakt wird derzeit restauriert und für Ausstellungszwecke hergerichtet.

Zur Geschichte des Festungsbaues in Brandenburg und Preußen findet im, Kommandantenhaus der Spandauer Zitadelle vom 25. Mai bis 31. Dezember 2001 eine Ausstellung statt, in der anhand von Modellen, Plänen, Zeichnungen und Sachzeugen Aufstieg und Niedergang historischer Befestigungen, darunter auch der Festung in Peitz geschildert wird.

Helmut Caspar

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