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© ddp

Abriss geplant: Der Funkturm Frohnau soll bald fallen

Nur zehn Meter kürzer als der Fernsehturm: Der Funkturm in Frohnau ist das zweithöchste Bauwerk Berlins. Jetzt soll der Riese gesprengt werden. Einst sendete der Turm Telefonate nach West-Deutschland.

Er ist 358 Meter hoch und damit nur 10 Meter kürzer als der Fernsehturm am Alexanderplatz. Berlins zweitgrößtes Bauwerk ragt seit knapp 30 Jahren mitten im Frohnauer Forst zwischen Glienicke in Reinickendorf und dem brandenburgischen Hohen Neuendorf in den Himmel. Einstmals wurden von der riesigen Stahlkonstruktion aus bis zu 18 000 Telefonate gleichzeitig nach Gartow in Niedersachsen und von dort weiter ins Bundesgebiet gefunkt. Im Zeitalter von Lichtleitertechnik und Glasfaserkabel soll der Riese nun fallen.

Die Genehmigung für den Abriss sei jüngst erteilt worden, sagt der Reinickendorfer Baustadtrat Frank Balzer (CDU) der Nachrichtenagentur ddp. Beantragt wurde sie von der Deutschen Funkturm GmbH (DFMG) als Eigentümerin. Der Turm wird voraussichtlich noch in diesem Jahr fallen. Balzer geht von spätestens Anfang Dezember aus.

Das Ende des Turms dürfte zu einem Spektakel werden. „Aufgrund der außergewöhnlichen Höhe haben wir uns gegen eine stückweise Zerlegung und für eine Sprengung entschieden“, sagt der Baustadtrat.

Wie der Turm genau zu Boden gehen soll, ist aber noch unklar. „Es gibt mehrere Varianten. Vielleicht wird er so gesprengt, dass er schachtelförmig ineinander sackt. Möglicherweise fällt er aber auch am Stück.“ Dies sei aber die Entscheidung der Eigentümerin und der von ihr beauftragten Sprengfirma, sagt Balzer.

Bei der DFMG hält man sich zu den eigenen Plänen allerdings bedeckt. Objektmanager Thorsten Brinkmann sprach von einem „ungelegten Ei“, was die Sprengung betreffe. Zu weiteren Details wollte er sich nicht äußern. Vielleicht hängt das Schweigen mit der Symbolkraft des Turmes zusammen.

Denn Ende der 1970er Jahre errichtet, ist der Turm ein Relikt des Kalten Krieges. Per Richtfunk und abhörsicher sollte die isolierte Bevölkerung West-Berlins über seine Anlagen mit dem restlichen Bundesgebiet telefonieren können. Dass sich die DFMG für einen Abriss entschieden hat, kann Stadtrat Balzer aber nachvollziehen: Türme dieser Art hätten schon seit etlichen Jahren technisch ausgedient und seien deshalb für die Firma völlig nutzlos.

Ausschlaggebend für die Entscheidung zum Abriss dürften die hohen Unterhaltungskosten für den Turm sein. So fallen nach früheren Unternehmensangaben für die Instandhaltung der Stahlkonstruktion jährlich etwa 50 000 Euro an. Angesichts dessen sieht man auch beim Bezirk Reinickendorf keine Verwendungsmöglichkeiten für das Bauwerk.

„Man kann sich bei dem Turm zwar eine Menge vorstellen. Es muss aber auch bezahlbar sein. Und der Bezirk hat kein Geld“, sagt Balzer. Auch bei den Berliner Forsten besteht kein Interesse an einer Weiternutzung des Turms, der sogar mit einem Lift ausgestattet ist. „Der Frohnauer Wald ist viel zu klein, als dass man den Turm etwa als Brandbeobachtungsstation gebrauchen könnte“, sagt Revierförster Karl-Heinz Marx. Auch als publikumswirksamer Ausgangspunkt für Waldspaziergänge eignet sich der Turm aus seiner Sicht nicht. Also wird das Areal nach der Sprengung der Natur überlassen. Marx: „Da wächst dann einfach wieder Gras drüber“. Michael Klug (ddp)

Michael Klug (ddp)

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