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Brandenburg: Abschied einer Hanseatin: Finanzministerin Wilma Simon erhält heute ihre Entlassungsurkunde

Nein, Wilma Simon will nicht darüber reden, wie Brandenburg das durch die rot-grüne Steuerreform drohende 500-Millionen-Loch in der Landeskasse stopfen will. "Das ist jetzt Sache meiner Nachfolgerin", sagt die scheidende Finanzministerin, die heute ihre Entlassungsurkunde erhält.

Nein, Wilma Simon will nicht darüber reden, wie Brandenburg das durch die rot-grüne Steuerreform drohende 500-Millionen-Loch in der Landeskasse stopfen will. "Das ist jetzt Sache meiner Nachfolgerin", sagt die scheidende Finanzministerin, die heute ihre Entlassungsurkunde erhält. "Ich hätte auch nicht gewollt, dass man mir ins Handwerk pfuscht". Und dank ihrer Fürsorge konnte die SPD-Landtagsabgeordnete Dagmar Ziegler, die heute als neue Chefin des Schlüsselressorts vereidigt wird, in den letzten Tagen wohl das erste deutsche Minister-Schnupperpraktikum absolvieren. Aber was heißt schon Praktikum, wehrt die "Ausbilderin" ab: Ein, zwei Tage, jeweils für ein paar Stunden, Vorstellung bei den SPD-Finanzministern inklusive.

Bei ihrem Amtsantritt vor fünf Jahren hatte Regierungschef Stolpe die Hamburger Sozialstaatsrätin als "eiserne Lady mit sozialem Herzen" präsentiert. Und Stolpe, der sich bei Minister-Personalien durchaus schon Patzer leistete, hatte eine gute Wahl getroffen. Das bescheinigte Simon damals selbst die CDU-Opposition. Trotz ihres konsequenten Sparkurses gelang es Simon fortan, zu den beliebtesten Politikern Brandenburgs zu zählen - nach Stolpe und Regine Hildebrandt. "Man nimmt mir offenbar ab, was ich tue - auf jeden Fall keine Zick-ZackKurse."

Brandenburg, in dessen Politikbetrieb sie einen Hauch von Weltläufigkeit und Lebensart mitbrachte, verlässt Simon mit Wehmut. Ausschlaggebend seien zwar, wie sie selbst betont, gesundheitliche Probleme nach den Belastungen der letzten Jahre. "Der Bluthochdruck ging hoch." Doch haben dazu auch, daraus macht Simon keinen Hehl, die ständigen Nadelstich-Attacken der Schönbohm-CDU beigetragen, die sie von Beginn an "als Zielscheibe" auserkoren hätte. Nur auf ausdrückliche Bitte Stolpes hatte sich die linke Sozialdemokratin bei der Bildung der Großen Koalition überhaupt bereit erklärt, als einzige Frau im Kabinett zu bleiben. Um so mehr muss sie zuletzt auch den Rückhalt Stolpes vermisst haben, etwa, als Schönbohm gegen ihre jüngste Haushaltssperre Sturm lief.

Mit der üblichen Hinterzimmerpolitik in märkischen SPD-Führungszirkeln hatte Simon nie etwas im Sinn, was schon mal für Irritationen sorgte. Auch jetzt, zu ihrem Abschied, hat sie Stolpe und einige Genossen verärgert - weil Wilma Simon aussprach, was sowieso in jedem SPD-Ortsverein diskutiert wird: Dass es "vernünftig" wäre, wenn Stolpe noch vor 2004 die Stafette an Matthias Platzeck abgeben würde. Ein Wegbegleiter: "Sie hat einen Stein ins Wasser geworfen."

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