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Brandenburg: Adtranz-Werk Hennigsdorf: "Test-Strecke könnte das Zünglein an der Waage sein" - ein Interview

Die Nachricht erreichte die Beschäftigten im Adtranz-Werk gestern Mittag: Der Eigentümer Bombardier gab bekannt, dass er den Bereich Fahrgastinformationssysteme aufgibt und in Hennigsdorf 63 Stellen streicht. Sandra Daßler sprach darüber mit Stephan Hilsberg, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium.

Die Nachricht erreichte die Beschäftigten im Adtranz-Werk gestern Mittag: Der Eigentümer Bombardier gab bekannt, dass er den Bereich Fahrgastinformationssysteme aufgibt und in Hennigsdorf 63 Stellen streicht. Sandra Daßler sprach darüber mit Stephan Hilsberg, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium.

Im Adtranz-Werk Hennigsdorf grassiert nun erst recht die Angst vor einer Gesamt-Schließung durch den Eigentümer Bombardier. Sie hatten kurz zuvor der Belegschaft Mut gemacht - war dies das sprichwörtliche Pfeifen im Walde?

Natürlich wird es letztlich die Entscheidung des Konzerns sein, ob und in welchem Umfang er das Unternehmen weiterführt. Die Bundesregierung hat jedenfalls ihren Teil dazu beigetragen, den Standort Hennigsdorf zu sichern.

Inwiefern?

Wir haben die Unbedenklichkeitserklärung für eine Schienenfahrzeug-Teststrecke in Hennigsdorf erteilt, was zur Folge hat, dass dem Land Brandenburg die entsprechenden Fördermittel zur Verfügung stehen.

Nur wegen des Testrings wird Bombardier das Werk nicht halten.

Es könnte aber das Zünglein an der Waage sein, zumal die Auftragslage ja insgesamt nicht schlecht ist, auch wenn es einige Überkapazitäten gibt. Die resultieren daraus, dass die Erneuerung der Wagenparks in den neuen Ländern, wo es großen Nachholbedarf gab, im Wesentlichen abgeschlossen ist.

Die gestrige Entscheidung wurde damit begründet, dass es trotz Einführung neuer Produkte nicht gelungen sei, ausreichend Marktanteile zu erobern.

Wir haben es nicht nur in Hennigsdorf, sondern in der gesamten Branche der deutschen Bahnindustrie mit dem Übergang von einem staatlich garantierten zu einem freien Markt zu tun. Früher gab es einen Großkunden, für die Mittel stand letztlich der Bund gerade, die Anbieter hatten sich spezialisiert. Jetzt müssen sich die Unternehmen dem freien Markt stellen, ihre Produkte anbieten, Marketing betreiben. Darauf haben sich manche Firmen, offenbar auch Adtranz Hennigsdorf, noch nicht richtig eingestellt.

Aber im Fall Hennigsdorf hat die Bahn doch verkündet, dass sie an den Aufträgen festhält, oder?

Ja, auch das trägt möglicherweise zu einer positiven Entscheidung bei Bombardier bei. Noch wichtiger erscheint mir aber, dass sich ein solches renommiertes Unternehmen kaum aus einer Boom-Region wie dem Berliner Speckgürtel mit entsprechender Infrastruktur und hervorragenden Standortfaktoren zurückziehen darf. Ganz abgesehen von den bereits geflossenen Fördermitteln, die an bestimmte Zusagen geknüpft waren.

Muss sich ein neuer Besitzer - Bombardier hat das Werk ja erst im vergangenen Jahr von Daimler-Chrysler gekauft - daran halten?

Die Verpflichtungen bleiben dennoch bestehen, zumindest innerhalb einer gewissen Frist. Für das Land bestünde also im Falle einer Schließung kein Anlass, auf die Rückzahlung der Fördermittel zu verzichten.

Im Adtranz-Werk Hennigsdorf grassiert nun erst rec

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