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Brandenburg: Agrarschau: Die Grüne Woche im Freien

Die Besucher der Agrarschau in Paaren/Glien gehen in diesem Jahr mit desinfizierten Schuhsohlen nach Hause. Denn ohne Gang über eine große Seuchenmatte kommt niemand auf das Gelände in Sichtweite des westlichen Berliner Autobahnringes.

Die Besucher der Agrarschau in Paaren/Glien gehen in diesem Jahr mit desinfizierten Schuhsohlen nach Hause. Denn ohne Gang über eine große Seuchenmatte kommt niemand auf das Gelände in Sichtweite des westlichen Berliner Autobahnringes. Die Bauern wollen sich so gegen Maul- und Klauenseuche schützen, obwohl Tiere bei der bis zum Sonntag (täglich 9 bis 18 Uhr) dauernden Landwirtschaftsausstellung nur in kleiner Zahl zu sehen sind. Rinder, Schweine, Ziegen und Schafe fehlen gänzlich, so dass sich das Interesse auf Pferde, Kaninchen und Geflügel konzentriert. Die genossen am gestrigen Eröffnungstag die Aufmerksamkeit von mehreren tausend Neugierigen. Wer wollte, konnte sogar gleich an Ort und Stelle ein Pony oder einen Schimmel kaufen. "Alles gesund, alles treu, alles von hier", warb eine Züchter aus Nauen für sein Angebot. Doch so spontan wollte sich offenbar niemand für ein Pferd entscheiden.

Dabei soll die "Grüne Woche im Freien", wie die zum elften Mal veranstaltete Schau kurz genannt wird, tatsächlich den Verkauf von Landprodukten ankurbeln. "Allerdings in verarbeiteter Form", wie ein Vertreter der Vermarktungsgruppe "pro agro" klarstellte. Da hapert es in Brandenburg und Berlin nach wie vor. Das Misstrauen der Käufer über zu viel Chemie, Bakterien, Viren oder fremde Gene in Lebensmitteln sitzt tief. Deshalb übernahm erstmals Ministerpräsident Manfred Stolpe die Schirmherrschaft über die Ausstellung. "Wir haben hier einfach aus der Not eine Tugend gemacht", sagte er zur Eröffnung. "Es gibt zwar nur wenige Tiere zu sehen, aber dafür sind viele Züchter auf der Messe." Die brauchten Unterstützung und stünden für alle Fragen bereit.

Nicht ganz zufällig startete Stolpe eine neue Vermarktungskampagne für "das Beste, was Brandenburg zu bieten hat". Die neugierigen Besucher staunten nicht schlecht, als sie des Rätsels Lösung erfuhren: Rindfleisch pries Stolpe zum Verkosten und Kaufen an, speziell vom Weidejungrind. Drei Dinge machten dessen Wert aus: von der Mutter gesäugt, auf der Weide gewachsen und natürlich gesund. Der Ausflügler nach Brandenburg wird den Spruch an verschiedenen Orten wiederfinden. 25 Landgasthöfe schlossen sich dem Werbefeldzug für Rinder an.

Dieser scheint angesichts der Ruhe um BSE etwas übertrieben zu sein. "Das ist nach wie vor ein Problem für uns", entgegnete Brandenburgs Bauernpräsident Heinz-Dieter Nieschke. Nachdem die Rinderkrankheit monatelang die Schlagzeilen beherrscht hatte, hoffe er nun nicht auf das andere Extrem. "BSE muss weiter konsequent erforscht werden." Bislang gab es in Brandenburg nur einen Fall, bundesweit wurde in dieser Woche die 67. Erkrankung einer Rinderherde festgestellt.

Doch Besucher der Schau erwartet nicht nur Rindfleisch in vielfältiger Form. Neben Agrarerzeugnissen gibt es auf dem 130 000 Quadratmeter großen Gelände ein buntes Unterhaltungsprogramm. Am Samstag will Gotthilf Fischer ab 12.30 Uhr den weltgrößten "grünen Chor" dirigieren. Außerdem tragen Waldarbeiter ihre Meisterschaft aus. Bauern wetteifern um den ersten Platz im Pflügen, Förster um den Sieg im Jagdhornblasen und Baumfäller um den besten Schnitt. Vom U-Bahnhof Rathaus Spandau fährt die Linie 671 nach Paaren.

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