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Alles fürs Fest: 40 Hektar Weihnachtsbäume

Auf der Plantage von Karin Lorenz schaffen 20 Schafe Ordnung. Sie fressen weg, was dem Wachstum der Gehölze schaden könnte.

Von Matthias Matern

Auf Susi ist Verlass, zarte Tannentriebe sind für sie keine Versuchung. Ein für Schafe ungewöhnlicher Umstand, dem sie und ihre Artgenossen eine neue Aufgabe zu verdanken haben. Betreiber von Weihnachtsbaum-Plantagen wie Karin Lorenz aus Plessow bei Werder (Potsdam-Mittelmark) nutzen die englische Hausschafrasse als „ökologische Rasenmäher“ und sparen sich den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln, wie die 49-jährige Geschäftsführerin des Werderaner Tannenhofs erklärt.

Auf rund 40 Hektar wachsen bei Karin Lorenz und ihrem Mann Gerald Mai mehrere Sorten Nadelbäume, darunter Nordmann-Tannen, Colorado-Tannen, Douglasien und Blaufichten, bis ihnen das nahende Weihnachtsfest ein Ende setzt. Von wenigen Zentimetern groß bis zur passenden Wohnzimmerhöhe von knapp zwei Metern stehen sie in Reih und Glied auf den Feldern rund um den Tannenhof. Dazwischen streifen Susi und die anderen Schafe, den Kopf dicht am Boden. Sie knabbern alles weg, was dem geraden Wachstum schaden könnte. Mittlerweile ist die Herde auf 20 Tiere angewachsen. „Die ersten Schafe haben wir vor rund fünf Jahren aus Dänemark geholt“, erzählt Karin Lorenz.

Beim skandinavischen Nachbarn stehen die Shropshire-Schafe schon länger hoch im Kurs. Dänemark ist Hauptanbauland der Nordmann-Tanne, die auch in Deutschland längst bei vielen als Nonplusultra unter den Weihnachtsbäumen gilt. „Sie hat schöne dunkle, weiche Nadeln, hält sich lange und wächst pyramidenförmig“, schwärmt auch Lorenz. Etwa 18 Euro je Meter seien für ein solches Prachtexemplar zu bezahlen. Auf den überwiegend sandigen Böden Brandenburgs jedoch wachsen die begehrten Nordmann-Tannen nur widerwillig. „Sie brauchen viel Feuchtigkeit und sind sehr anfällig für Spätfrost“, sagt die Züchterin. Ausgeglichenes maritimes Klima wie in Dänemark sei ideal. Aber auch rund um Werder seien die Bedingungen relativ gut, da später Frost dort selten ist und die Böden sehr lehmhaltig sind.

Mehrere tausend Bäume verkauft Lorenz pro Saison, entweder direkt auf dem Hof oder an einer der insgesamt 30 Verkaufsstellen in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Der traditionelle Weihnachtsbaum der Region, die märkische Kiefer, ist gar nicht im Angebot. „Dabei eignet sich die Kiefer ausgezeichnet als Weihnachtsbaum“, findet Thilo Noack, Referent für Holzvermarktung im Brandenburger Agrarministerium. „Die Nadeln bleiben lange am Baum und verströmen einen angenehmen Duft.“ Aber Bäume in weihnachtsgerechter Größe werden langsam rar im Land der Kiefer. Waren es im vergangenen Jahr noch rund 30 000 Stück, die fürs Fest in den Landesforsten geschlagen wurden, werden es dieses Jahr wohl nur nur etwa 20 000 sein, schätzt Noack. Großflächiges Aufforsten mit Kiefern gehört der Vergangenheit an, seitdem das Land mit dem sogenannten Waldumbau Platz für mehr Laubbäume schaffen will. Alte Bestände seien entweder fast verbraucht oder die Bäume schon zu groß, erläutert Noack den Engpass.

Dass es auf dem Werderaner Tannenhof für die Kiefer keinen Platz gibt, habe vor allem praktische Gründe, meint Karin Lorenz. „Die Kiefer wird zu breit und bei Frost werden die Äste spröde, so dass man sie nicht so einfach ins Netz schieben kann.“ Zudem sei die Nachfrage bei Kunden gering. Susi und die anderen Shropshire-Schafe sind da sowieso leidenschaftslos. Ob Tanne, Fichte oder Kiefer – die Bäume stehen eh nur beim Futtern im Weg.

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