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Brandenburg: "Am Gymnasium früher starten"

Der Beschluß der Brandenburger Sozialdemokraten, gegen den Widerstand der eigenen Bildungsministerin die Schulzeit auf zwölf Jahre bis zum Abitur zu verkürzen und zentrale Abitur-Prüfungen einzuführen, hat kontroverse Debatten ausgelöst. Michael Mara und Thorsten Metzner sprachen darüber mit dem CDU-Spitzenkandidaten Jörg Schönbohm.

Der Beschluß der Brandenburger Sozialdemokraten, gegen den Widerstand der eigenen Bildungsministerin die Schulzeit auf zwölf Jahre bis zum Abitur zu verkürzen und zentrale Abitur-Prüfungen einzuführen, hat kontroverse Debatten ausgelöst. Michael Mara und Thorsten Metzner sprachen darüber mit dem CDU-Spitzenkandidaten Jörg Schönbohm.

Die SPD hat wichtige CDU-Forderungen in der Bildungspolitik übernommen. Haben Sie damit nicht ihr zentrales Wahlkampfthema verloren?

Nein, der Wähler weiß, daß das Original immer besser ist, als die Kopie. Ich freue mich, daß die SPD lernfähig ist. Leider zu spät, denn acht Jahre hat die SPD die Forderungen der CDU nach Verbesserung des Schulwesens einfach niedergestimmt. Deshalb ist Skepsis angebracht, ob die SPD nun wirklich die Kraft hat, ihre Beschlüsse auch umzusetzen und sich von ideologischen Zöpfen zu trennen.

Reichen die Einführung des Zentralabiturs und die Verkürzung der Schulzeit auf 12 Jahre für eine Reform des märkischen Bildungswesens aus?

Nein, was die SPD beschlossen hat, ist halbherzig und widersprüchlich und nur ein erster Schritt. Alle Experten sind sich einig, daß man nicht gleichzeitig die Zeit bis zum Abitur verkürzen und an der allein ideologisch begründeten sechsjährigen Grundschule festhalten kann. Um die 12 Jahre zu schaffen, müssen die Kinder auch in Brandenburg nach der vierten Klasse aufs Gymnasium gehen dürfen. Wer das Abitur nach 12 Jahren einführt, muß das gesamte Schulsystem umstrukturieren.

Das heißt?

Gesamtschulen ohne gymnasiale Oberstufe sind schon jetzt unattraktiv und müssen abgeschafft werden. Dafür werden mehr Realschulen benötigt, als Pendant zu den Gymnasien. Zum anderen zwingt der Geburtenrückgang dazu, besonders im ländlichen, dünnbesiedelten Raum das Schulsystem zu verändern. Wir wollen in der nächsten Legislaturperiode in der Großen Koalition gemeinsame Lösungen mit der SPD finden.

SPD-Bildungsministerin Angelika Peter ist von ihrem Parteifreunden demontiert worden. Erwarten Sie den Rücktritt?

Frau Peter kann einem nur noch leid tun. Ich teile keine ihrer Positionen. Aber wie die SPD mit ihrer eigenen Ministerin umgeht, ist menschlich schäbig. Ein Rücktritt zum Ende der Legislatur würde nichts mehr bringen. Die zwei Monate bis zur Wahl kann die Bildungsministerin noch durchhalten.

Wird die CDU das Bildungsressort bei einer Koalition für sich reklamieren?

Wir werden darauf dringen, daß eine qualifizierte Persönlichkeit ohne Scheuklappen dieses Amt übernimmt. Es wird auf das Gesamtpaket ankommen, ob die CDU das Ministerium beansprucht.

Wird die CDU den Verzicht auf das umstrittene Fach Lebenskunde / Ethik / Religion zur Bedingung für eine Große Koalition machen?

Zunächst: Der Religionsunterricht muß Bestandteil des schulischen Lebens bleiben und darf nicht außerhalb der regulären Unterrichtszeit stattfinden. Wir hoffen, daß das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe diese Position bestätigt. Ganz klar: LER wird ein Bestandteil von Koalitionsverhandlungen sein. Vielleicht kann eine Großen Koalition das Ganze so reparieren, daß die Sozialdemokraten ihr Gesicht nicht verlieren. Ob ein Totalverzicht auf LER möglich ist, wird sich zeigen.

Statt "Kopfnoten" in Betragen, Fleiß, Mitarbeit und Ordnung will die SPD einen Fragebogen zum "Arbeits- und Sozialverhalten" einführen. Wäre das für Sie ein Kompromiß?

Nein, die CDU bleibt bei ihrer Forderung nach "Kopfnoten", weil sie klarer und für alle verständlicher sind. Wichtig ist, daß in der Schule auch zu Toleranz im Umgang miteinander erzogen werden muß.

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