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Brandenburg: Amadeu Antonio: Sein Sohn darf keinen Vater haben

Gezerre ohne Ende: Knapp zehn Jahre nach dem gewaltsamen Tod des Angolaners Amadeu Antonio hat das Amtsgericht Eberswalde noch immer nicht die Vaterschaft für seinen Sohn anerkannt. Nun muss der inzwischen neun Jahre alte Amadeu-Antonio Schimansky die Streichung der Opfer-Entschädigung befürchten.

Von Frank Jansen

Gezerre ohne Ende: Knapp zehn Jahre nach dem gewaltsamen Tod des Angolaners Amadeu Antonio hat das Amtsgericht Eberswalde noch immer nicht die Vaterschaft für seinen Sohn anerkannt. Nun muss der inzwischen neun Jahre alte Amadeu-Antonio Schimansky die Streichung der Opfer-Entschädigung befürchten. Dabei handelt es sich um etwa 170 Mark, die monatlich ausgezahlt werden. Das Kind war 1991, zwei Monate nach dem Tod des Vaters, auf die Welt gekommen. Das Amtsgericht Eberswalde vertritt die Auffassung, die Vaterschaft des Angolaners sei nicht bewiesen. Dieser war in der Nacht zum 25. November 1990 in Eberswalde von Rechtsextremisten überfallen und derart mit Schlägen und Tritten misshandelt worden, dass er elf Tage später starb.

Die Lebensgefährtin von Amadeu Antonio, Gaby Schimansky, die inzwischen Mukendi heißt, und ihr Berliner Anwalt versuchen seit der Geburt des Sohnes, die Anerkennung der Vaterschaft zu erreichen. Doch das Amtsgericht Eberswalde stellt sich stur. Bereits 1995 hatte die Behörde die Zahlung der damals monatlich 132 Mark Opferentschädigung an Amadeu-Antonio Schimansky ausgesetzt. Nach einer Beschwerde des Anwalts Ronald Reimann überwies das Versorgungsamt Frankfurt (Oder) dann wieder den Betrag.

Trotzdem bleibt das Amtsgericht Eberswalde dabei: Die Vaterschaft von Amadeu Antonio ist nicht ausreichend nachgewiesen. Die Mutter hatte zwar 1991 in einer eidesstattlichen Versicherung erklärt, Antonio sei der Vater ihres Kindes, doch verlangt das Amtsgericht weiterhin eine Erbgut-Analyse. Ursprünglich sollte "exhumiertes Material" der Leiche des Angolaners herangezogen werden, doch Antonio war kurz nach dem Tod in sein Heimatland überführt worden. Wo er begraben wurde, wissen weder Gaby Mukendi noch ihr Anwalt.

Der Jurist hat im letzten Jahr sogar den Tagesspiegel eingeschaltet, um zwei mutmaßliche Brüder in Angola ausfindig zu machen, damit diese eine Blutprobe zur genetischen Untersuchung abgeben. Doch auch der Afrika-Korrespondent dieser Zeitung konnte aus dem Bürgerkriegsland keine gesicherten Informationen bekommen. Anwalt Reimann glaubt inzwischen aber zu wissen, dass sich die Brüder in der angolanischen Hauptstadt Luanda aufhalten. "Das Amtsgericht soll die beiden Angolaner nach Deutschland einladen, damit sie hier die Blutprobe abgeben können", fordert Reimann. Doch noch ist unklar, wie sich das Amtsgericht Eberswalde entscheiden wird. Fällt die Opferentschädigung für das Kind weg, wird die finanzielle Situation von Gaby Mukendi, die inzwischen drei weitere Kinder bekommen hat, noch schwieriger. Jahrelang musste sie ausschließlich von Sozialhilfe leben.

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