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Amoklauf: Potsdamer Jugendlicher drohte mit Massaker in seiner Schule

Die Schulleitung informierte Eltern und die Polizei über die Amoklauf-Drohung im Internet. Der daraufhin festgenommener Schüler war seit längerem in psychiatrischer Behandlung.

Potsdam – Ein Schüler der Montessori-Oberschule Potsdam ist nach Gewaltdrohungen gegen Schüler und Lehrer am Dienstag festgenommen worden. Kurz zuvor soll er in einer SMS einem Mitschüler geschrieben haben, dass er in einer Gang sei und inzwischen viele Waffen hätte. Zudem habe der 14-jährige D. im Internet mit Gewalt an der Schule gedroht. Schulleiterin Ulrike Kegler wollte gestern weder von einem vereitelten Anschlag noch von einem drohenden Amoklauf sprechen. Der Schüler aus der Gemeinde Schwielowsee soll immer mal wieder die Schule geschwänzt haben und durch sein Verhalten aufgefallen sein. Nach Tagesspiegel-Informationen befand er sich zuletzt in stationärer psychiatrischer Behandlung. Die Potsdamer Kriminalpolizei hatte ihn am Dienstag in einer Klinik in Brandenburg an der Havel verhaftet.

Gegenüber der Kriminalpolizei habe er geäußert, keinen Amoklauf geplant zu haben, sagte Polizeisprecher Mario Heinemann gestern. Daher gehe die Polizei davon aus, dass „derzeit keine Gefährdung der Schüler und Lehrer besteht“. Nach der Vernehmung sei er in die Obhut der Eltern gegeben worden. Aus Angst haben gestern etwa 150 Schüler weniger als an normalen Tagen die Schule besucht. Das sind etwa ein Drittel der Schüler, erklärte die Schulleiterin. Sie selbst habe die SMS an den Schüler nicht gesehen, eine Schülerin hätte sie von dem Vorfall unterrichtet. Danach seien sowohl die Eltern des Jungen als auch die Polizei informiert worden.

Seitens des Bildungsministeriums hieß es, die Schulleiterin habe sich an die vereinbarten Regeln gehalten und unverzüglich Maßnahmen eingeleitet. Erst zu Beginn des Schuljahres hatte Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) sogenannte Notfallordner mit Hilfestellungen und einen Maßnahmenkatalog für Amokfälle verteilen lassen.

In Potsdam hat 2009 die Anzahl von Gewaltandrohungen an Schulen stark zugenommen. Laut Polizeistatistik gab es in der Landeshauptstadt 15 Fälle. Landesweit sind 57 Vorfälle von der konkreten Drohung bis hin zur Schulhof-Prahlerei gezählt worden. In Potsdam hat es dagegen 2008 keine Vorfälle gegeben. Viele der Drohungen im Vorjahr wurden als „Trittbrettfahrer“-Aktionen in Zusammenhang mit dem Amoklauf von Winnenden im März 2009 gebracht, bei dem ein 17-Jähriger 15 Menschen getötet hat.

Schulleiterin Ulrike Kegler sagte, der Schüler „hat schon an der Grundschule große Probleme gehabt“. Es sei viel mit ihm gearbeitet worden in den vergangenen Monaten. „Ich glaube nicht, dass er gewalttätig ist, sondern nur verletzt“, so Kegler. In den letzten Wochen hätten die Probleme im familiären Umfeld wieder zu einer Verschlechterung der psychischen Situation des Schülers geführt. Dass er weiter an der Montessori-Oberschule lernen wird, schloss Kegler aus. „Er braucht nun sehr viel Hilfe und eine neue Chance in einem neuen Umfeld.“ Bereits am Morgen hatte sich die Schulleiterin gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin und mit einigen Lehrern ins Foyer der Reformschule gestellt, um Eltern und Schüler über die Situation aufzuklären. „Die Eltern haben sehr besonnen reagiert“, sagte sie.

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