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Brandenburg: Aufschwung West für DDR-Polikliniken

Die heutigen Gesundheitszentren werden zum Erfolgsmodell auch für die alten Länder

Potsdam. Die aus den DDR-Polikliniken entwickelten 19 Gesundheitszentren Brandenburgs sind nach Einschätzung von Sozialminister Günter Baaske (SPD) zum Erfolgsmodell geworden. Nach finanziell schwierigen Jahren würden sie jetzt mit Inkrafttreten der Gesundheitsreform offiziell anerkannt und könnten bundesweit entstehen, sagte Baaske am Mittwoch. Die Zentren bieten eine fachübergreifende ambulante Versorgung an. In Brandenburg sind dort mehr als 250 Ärzte beschäftigt.

Die Anerkennung der Gesundheitszentren ist auch eine späte Rechtfertigung für Regine Hildebrandt: Die frühere Gesundheits- und Sozialministerin hatte um die Erhaltung der Polikliniken jahrelang verbissen gekämpft. Nach der Wende wurden sie als Auslaufmodell gehandelt. Laut Einigungsvertrag sollten sie sogar bis 1995 abgewickelt werden. Um sie am Leben zu halten, gewährte die damalige Ministerin Hildebrandt Kredite in Höhe von 30 Millionen Euro sowie Fördermittel – nicht immer ganz konventionell –, was ihr Ärger einbrachte und in einem Fall sogar den Staatsanwalt auf den Plan rief.

Heute bilden die Gesundheitszentren, wie Baaske erläuterte, „einen wichtigen Bestandteil der Gesundheitsreform“. In dieser seien die fachübergreifenden Einrichtungen für ganz Deutschland vorgesehen. Damit seien die Zentren ein „echter Exportschlager“ – denn nun studierten Ärzte aus den alten Bundesländern das „Brandenburger Modell“. Das bestätigte auch Rainer Jenicke, Geschäftsführer des in Potsdam ansässigen Bundesverbandes des Gesundheitszentren: Ähnliche Versorgungszentren gebe es nur in Berlin, Halle und Weimar. Und in Potsdam erkundigten sich bereits zahlreiche potenzielle Interessenten für Neugründungen.

Der Grund: „Viele junge Ärzte möchten sich zu Beginn ihres Berufslebens nicht festlegen und eine Niederlassung gründen“, so Jenicke. Sie schreckten vor den hohen Krediten zurück oder bekämen sie von den Banken erst gar nicht. Das Angestelltenverhältnis in einem Gesundheitszentrum lasse hingegen für die Zukunft der Ärzte alles offen. Baaske betonte, dass die Gesundheitszentren auch ein Beitrag gegen den Ärztemangel in Brandenburg leisteten, der vor allem in den Randregionen deutlich zu spüren ist. Viele niedergelassene Ärzte im Rentenalter bemühten sich dort vergeblich um einen Nachfolger für ihre Praxis.

Baaske ist überzeugt, dass die Gesundheitsreform den Ex-Polikliniken – die teilweise noch immer mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben – nun eine gute Perspektive gibt: Sie könnten künftig rund 18 Millionen Euro im Jahr mehr einnehmen, weil ihre Budgets zu Lasten von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzte ausgeweitet würden.

Michael Mara

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