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Im Visier von rechts. Im Frühjahr hatten Unbekannte das Haus der Lausitzer Rundschau in Spremberg mit rechten Parolen beschmiert. Foto: dpa/LR

© picture alliance / dpa

Auszeichnung für Recherchen über Neonazis: „Lausitzer Rundschau“ erhält Zivilcourage-Preis

Die "Lausitzer Rundschau" hatte mehrfach kritisch über die Neonazi-Szene in Spremberg berichtet, auch als Redaktionsräume mit Parolen und Tier-Eingeweiden beschmiert wurden gab das Blatt nicht klein bei. Dafür gab es jetzt eine Auszeichnung.

Der Chefredakteur der „Lausitzer Rundschau“, Johannes M. Fischer, wird mit dem „Preis für Zivilcourage gegen Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Rassismus“ geehrt. Die Zeitung hatte mehrfach kritisch über die Neonazi- Szene in Spremberg berichtet, anschließend wurden die Redaktionsräume mit Parolen beschmiert. Außerdem hängten Unbekannte Eingeweide von Tieren an das Redaktionsschild. Fischer hatte nach den Einschüchterungsversuchen angekündigt, noch intensiver im rechtsradikalen Milieu zu recherchieren.

Verliehen wird der Preis von der Jüdischen Gemeinde Berlin und dem Förderkreis für das Holocaust-Denkmal, die am Dienstagabend zu einem Dinner ins Hotel Adlon geladen hatten. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) war als Redner vorgesehen. Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und Bundesbankpräsident Jens Weidmann hatten ihr Kommen zugesagt. Zahlreiche Prominenz aus Theater und Fernsehen standen auf der Gästeliste: Iris Berben, Anne Will und Ulrich Matthes. Bei dem Dinner soll für Spenden für den „Raum der Namen“ im Informationszentrum des Holocaust-Mahnmals geworben werden.

Der Förderkreis sammelt seit der Eröffnung des Mahnmals Spenden für den Aufbau einer biografischen Datenbank zu den ermordeten Juden Europas. Das Mahnmalbudget reichte nur, um 800 Opfer zu dokumentieren. Inzwischen sind Namen und biografische Angaben zu 10 000 Holocaust-Opfern im Raum der Namen abrufbar, weitere 1000 Namen sollen im nächsten Jahr ergänzt werden. An jedes Schicksal wird in einer kurzen Sequenz von 20 Sekunden erinnert.

Die Namen der Opfer wurden aus der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem übermittelt – dort sind rund 3,5 Millionen Namen Ermordeter dokumentiert. Drei Historiker sind im Auftrag der Gedenkstätte damit beschäftigt, die Namen zu prüfen und weitere Daten zu recherchieren. „Eine Sysiphosaufgabe“, sagt die Vorsitzende des Förderkreises Lea Rosh. Bislang wurden rund 600 000 Euro an Spendengeldern gesammelt. Der Förderkreis vergibt Patenschaften für „symbolische Gedenksteine“. Eine Recherche kostet laut Rosh etwa 80 Euro. Anne Will, Iris Berben und Ulrich Matthes sind „Botschafter“ für den Raum der Namen.

Ein früherer Mahnmal-Entwurf sah vor, alle bekannten Namen der Holocaust-Opfer in eine riesige Eisenplatte zu gravieren. Dagegen legte der damalige Bundeskanzler Kohl sein Veto ein. Mahnmal-Architekt Peter Eisenman verzichtete bewusst auf eine eindeutige Botschaft des Stelenfeldes.

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